„Es war sehr romantisch“, schwärmt die 27jährige Ninni von ihren Erlebnissen mit ihren ersten beiden Sugardaddys, die ihr nahe kommen durften. Und die junge Dame, die ihre Vorlieben für teure Pelze und russischen Life-Style in ihrem Profilbild kundtut, fährt überraschend fort: „Wir blieben tolle Freunde und kommen immer noch zum Abendessen, Trinken und Lachen zusammen.“ Natürlich wollen wir Ninni nicht unterstellen, zu lügen, aber es erscheint uns schon als extremer Glücksfall, dass sie bei ihrem Ausflug ins Sex-Gewerbe nur wahre Gentlemen mit Klasse angetroffen hat… Egal, wie es wirklich war, unterm Strich ist das Dasein als Sugarbaby nichts anderes als Prostitution.
Altes Gewerbe, neue Methoden
Neu ist es nicht, dass Studentinnen und auch Studenten mit Sex-Jobs versuchen, ihr Studium finanziell unabhängig zu gestalten oder Bafög-Schulden abzubezahlen. Doch RichMeetBeautiful.de beschönigt das älteste Gewerbe der Welt und versucht attraktive Mädchen, die eigentlich von einer Karriere als Anwältin, Ärztin, Geologin oder in anderen ehrbaren Berufen träumen, ins (feine) Milieu zu ziehen. Allerdings sollen hier nur wohlhabende Männer zum Kundenstamm zählen, was gleichgesetzt wird mit Gentlemantum und Pretty-Woman-Bedingungen. Die Sugarbabes profitieren laut Portal von „ausgedehnten Shopping-Touren und exotischen Reisen“, während die Sugardaddys vor allem „Respekt und Zuwendung einer jungen Dame“ erwarten. Nach Aussage des Firmen-Chefs Sigurd Vidal vermittelt RichMeetBeautiful lediglich Arrangements und Beziehungen – in den meisten Fällen wird von einem Sugarbabe aber Sex als Gegenleistung erwartet. Ob das Nachwuchsbabe volljährig ist wird ebenso wenig kontrolliert wie der Leumund des reichen Mentors. Ja, tatsächlich werden die Sugardaddys als Lehrmeister bejubelt, die einer jungen, unerfahrenen Studentin so einiges über das Leben, die schönen Seiten des Lebens und wirklich guten Sex beibringen können.
Die fahrbaren Plakate stehen zur Zeit unter anderem vor der TU in Charlottenburg. Das Problem ist, dass viele Studenten am Existenzminimum leben und tatsächlich leicht zu verführen sind, für schnelles Geld einiges zu riskieren. Die Kampagne, die die negativen Seiten des Gewerbes vollkommen ausblendet, wird mit Sicherheit einige junge Frauen ins Unglück stürzen. Denn nicht jeder Freier, oh Verzeihung: Sugardaddy… ist ein Romantiker. Vergewaltigungen und Mißhandlungen sind im stillen Kämmerchen ebenso möglich wie Kapitalverbrechen, um ruhig mal vom schlimmsten Fall auszugehen. Die Mädchen sind ihren zahlungskräftigen Kunden ausgeliefert. Es sind keine Beziehungen auf Augenhöhe.
Legal, aber nicht akzeptabel
Auch in Paris wirbt das eigenwillige Datingportal schon sehr erfolgreich. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei ermitteln allerdings wegen Zuhälterei gegen das Portal, das seinen Hauptsitz in Norwegen hat. In Deutschland scheinen rechtliche Wege ausgeschlossen. RichMeetBeautiful gilt offiziell als reines Datingportal, auf dem beide Seiten, die willigen Babes und die passenden Daddys, freiwillig auf Partnersuche sind. Der Berliner Staatssekretär für Wirtschaft und Forschung, Steffen Krach nennt die Kampagne in der BILD-Zeitung „sexistisch und beschämend“. Die schönen Damen haben freien Zugang, die Herren zahlen Monatsbeiträge. Die Webseite gibt es auch hierzulande schon seit einigen Jahren, allerdings bemühte sie sich anfangs, eine Plattform für einen elitären Zirkel zu sein. Die offensive Nachwuchssuche zeugt von einer neuen Chuzpe, die Angst macht. Wer wahre Einblicke in das Leben als (Edel)Nutte haben will, sollte sich Fucking Berlin: Studentin und Teilzeit-Hure