Mascha fragt nach

Sexting okay, aber Dick Pics? Nein, danke!

Frau mit Smartphone lacht
Gerade ungefragt ein Dick Pic bekommen? Das ist tatsächlich zum Lachen - und zum Weinen.
Mascha merkt immer wieder: Nicht nur sie wurde auf Dating-Apps mit fragwürdigen Sexnachrichten und Dick Pics zugemüllt, auch ihrem Umfeld ergeht es so. Manchmal ist es lustig – Studien warnen aber zur Vorsicht.

Ich bin im Moment nur noch sporadisch in Dating-Apps unterwegs. Sagen wir so, ich bin derzeit gut versorgt. Doch kürzlich ploppte ein Thema wieder auf: Dick Pics und Sexnachrichten, die oftmals so ungefragt wie ungelenk auf meinem Smartphone aufploppten, dass ich erstmal die Luft anhalten musste, um zu entscheiden, ob ich darüber nur müde mit dem Kopf schütteln kann oder doch hysterisch kichern muss. Insbesondere Schwanzbilder scheinen von einer ganzen Reihe von sexsuchenden Dating-App-Nutzern ein völlig legitimes, ja geradezu logisches Mittel zu sein, um das Anbandeln mit einer – meist völlig fremden – Person erst auf das richtige Level zu heben. Ebenso wie völlig übertriebene und teilweise auch zum Schreien peinliche Sexangebote oder, nennen wir es mal „Ideen“, die User dem oder der Angebeteten unterbreiten. Wie gutes Sexting aussehen kann, dazu habe ich mich ja bereits früher mal geäußert. Und dabei zählt nicht nur der Inhalt, sondern vor allem das Timing. Wenn beide Bock darauf haben, kann es großartig sein. Wenn einer den anderen überrumpelt und dabei auch noch wahnsinnig plump ist: Bitte nicht. Wieso ich jetzt darauf komme? Weil ein Teil meines näheren und auch entfernteren Umfeldes ja noch wesentlich aktiver im Online-Dating unterwegs ist. Und bei denen habe ich mich mal genauer umgeschaut.

Erst harmlos chatten, dann Sexting-Attacke

Da ist etwa meine Freundin Jenny*. Sie findet es prinzipiell nicht so schlimm, wenn Männer bei Dating-Apps relativ schnell zur Sache kommen. Denn wenn der Gegenüber von vornherein klar macht, dass er Bock auf Bumsen hat, kann sie sich darauf einstellen. Und ggf. auf den Gaul aufspringen. Doch ihre offene Art und ihre teils provokanten Fragen lassen bei manchem aufgeregten Typen offenbar jeden Verstand ins Jenseits fahren. Kürzlich schrieb ihr einer, nachdem sie gerade noch darüber sprachen, ob man sich denn mal treffen solle und was der andere denn so suche, aus heiterem Himmel: „Eigentlich will ich nur, dass du dich auf mein Gesicht setzt, da stehe ich drauf. Ich liebe geile Muschis.“ Das ist an sich ja ein nettes Angebot, aber dann doch ein wenig zuviel des Guten, wenn man gerade erst fünf Sätze ganz grob über die eigenen Absichten in der Dating-App verloren hat.

Ein anderer Typ, dem sie ein wenig vorschnell ihre Handynummer gegeben hatte, schockte sie dagegen eher visuell. Er hatte ihr gesagt, dass er ihr ja gerne weitere Bilder von sich schicken wollen würde, aber das ginge bei Tinder ja nicht. Sie fand ihn irgendwie nett, offenbar hatte er zumindest die Fähigkeit, smart zu kommunizieren, und willigte ein. Als das Bild dann auf ihrem Display landete und noch verschwommen lud, konnte sie aufgrund der hautfarbenen Konturen schon erahnen, WAS für Bilder er ihr da versprochen hatte. Und in der Tat, fertig geladen hatte sich das erwartete Gesicht des netten Typen in einen halbsteifen Schwanz verwandelt, der von einer Hand eher unenergisch festgehalten wurde. Ich hab’s gesehen, es war wirklich überhaupt gar nicht sexy, anregend oder auch nur witzig. Mit einer Mischung aus Abscheu und Belustigung erzählte sie, dass sie gerade noch versuchte zu erkennen, ob sie da einen Penisring blitzen sah, da trudelte schon das nächste Dick Pick ein. Diesmal, nun ja, ganz frisch mit Sperma veredelt.

Jenny findet: Sexy Bilder ebenso wie sexy Sexnachrichten können ja ganz schön sein. Aber auch nur dann, wenn sie erstens tatsächlich schön oder zumindest durchdacht sind und zweitens, noch wichtiger, wenn man sich irgendwie darauf verständigt hat. Einfach aus dem Nichts damit loslegen, ohne dass der andere Interesse daran bekunden konnte oder man sich gegenseitig in die entsprechend Stimmung gechattet hat – die Betonung liegt auf „gegenseitig“ – ist das doch einfach nur sagenhaft Banane. Und Männer müssten doch ahnen, dass das einzige, was diese Bilder und Nachrichten zur Folge haben, ein Herumzeigen im Freundeskreis und entsprechenden Hohn auslösen kann.

Wenn Dick Pics völlig normal sind… sind sie trotzdem oft sehr seltsam

Was ich aber auch gelernt habe: Auf einigen Dating-Apps für Männer, etwa Grindr, über die schrieb ich ja ebenfalls kürzlich schon mal, scheinen Dick Pics nicht nur zum guten Ton zu gehören, sondern fast schon unabdingbar zu sein, wenn man dort näher bekannt werden will. Mein Freund Timo* lässt mich regelmäßig daran teilhaben, was für Penis-Bilder da fast täglich eintrudeln. Und auch andere schwule Freunde zücken manchmal ganz unverhofft beim gemeinsamen Trinken die Smartphones, um uns ein ganz besonders faszinierendes Foto zu präsentieren. Wenn das irgendwie alle so machen, zumindest die, die ganz klar Sex haben wollen und unbedingt vorher wissen möchten, welcher Schwanz da gleich zur Tür hereinspaziert, meinetwegen. Aber dann werde ich trotzdem nie verstehen, warum bei so vielen die Grenzen des guten Geschmacks abhanden gekommen ist, wenn es um Dick Pics geht. Muss es denn dann das Spiegel-Selfie vor den hässlich braunen Badfliesen und dem ollen Zahnputzbecher sein? Also klar, Geschmäcker sind verschieden und ich will auch niemandem einen Fetisch absprechen, daher lasse ich Tennissocken, Verkleidungen und besonders abstruse Posen mal außen vor. Aber Badinterieur gehört sicher nicht dazu. Und muss so wahnsinnig stumpf darauf hingewiesen werden, dass man Lust auf Sex hat? Das ist doch auf dieser App eigentlich in 90% der Fälle sowieso klar. Timo und die anderen Grindr-Boys können da herzlich drüber lachen. Aber auch da denke ich mir: Das kann doch nicht das Ziel sein, als Spaß-Trophäe beim Trinken mit Freunden herumgezeigt zu werden, weil man sich selbst so fragwürdig präsentiert. Da würde ich schon allein aus Angst, selbst mal so völlig daneben zu liegen, niemanden mit solchen Bildern beglücken. Schon gar nicht, wenn ich ihn oder sie nicht gut kenne.

Aufgepasst: Sexting kann ernsthaft schädlich sein

Und an dieser Stelle muss ich auch mal ernst werden: Wer andere Menschen mit unerwünschten Nacktbildern und Sexnachrichten zuballert, ohne dass diese Person das möchte, kann ihr ernsthaft schaden. Ich las kürzlich von einer Studie der Deakin-Universität in Australien, dass unerwünschtes „Sexting“, also Chats mit eindeutig sexuellen Nachrichten und Fotos, die Psyche ernsthaft belasten und Stresssymptome und Angstzustände auslösen kann. Und das gilt für Männer und Frauen, denn natürlich können auch weibliche Dating-Willige über die Stränge schlagen. Zwar wurden für die Studie vor allem junge Menschen befragt, und natürlich sind manche Menschen sensibler als andere, aber hey: Auch eine gefestigte Mittdreißigerin kann es ernsthaft stressen, wenn ein vermeintlich netter Chatpartner völlig ungefragt der Kommunikation mit einem Schwanzbild ein Ende setzt. Also, behaltet eure Dick Pics, Tittenfotos und Sexfantasien für euch, wenn euer Chatpartner nicht danach verlangt hat.

Insofern: Gut, dass ich da mal nachgefragt (und nachgelesen) habe.

Eure Mascha

*Namen wie immer kreativ verändert

Weitere Artikel zum Thema

Erotikshops | Liebe
Top 10: Erotikshops in Berlin
Wer nach Sexspielzeug sucht, der darf sich spätestens seit "Fifty Shades of Grey" auf eine […]
Freizeit + Wellness | Liebe | Kultur + Events
Top 10: Events für Singles in Berlin
So groß die Zahl der einsamen Herzen ist, so vielfältig sind in Berlin die Möglichkeiten, […]