Es ist genau 18.30 Uhr, als wir in der Gormannstraße 7 in Mitte ankommen. In der Seven Star Gallery hängen zur Abwechslung keine Bilder an der Wand, sondern es sieht aus wie im Ankleidezimmer einer gediegenen Dame. Vitrinen, goldene Spiegel und runde Glasbehälter für Ausstellungsstücke. Darin befinden sich Blumen sowie die Vibratoren der Marke Womanizer, als ob sie ebenso in einem Gewächshaus wachsen könnten. Statt Phallus-Form setzt die Marke mehr auf einen Kosmetikgerät-Look mit funkelnden Schmucksteinen als Bedienungsknöpfe. Ein Produkt sieht sogar aus wie ein Lippenstift.
Wir verlassen den Präsentationsraum für die weibliche Lust und gehen ein Stockwerk tiefer über steile Treppen nach unten. Es ist schwierig, sich seinen Weg zu bahnen: Denn rund zweihundert Gäste mit Weingläsern und Häppchen stehen dicht gedrängt nebeneinander. Ob Frauen oder Männer, jung oder alt, viele haben in den von der Marke so betitelten DIY-Store gefunden, was das lockere und stilvollen Ambiente unterstreicht. Dunkle, schmuddelige Ecken finden wir nicht und wir haben echt nach ihnen gesucht, schließlich gehören die leider bei Sexshops oft dazu.
Ein Raum zum Toy-Test
DIY soll übrigens ganz wörtlich verstanden werden, schließlich kann Frau hier selbst Hand anlegen, wenn sie möchte. Die Idee dahinter: Frauen sollen laut Hersteller die Hemmungen verlieren sich ein Sextoy zu kaufen und den Mehrwert des Produkts entdecken. Dafür vorgesehen ist ein Vortester-Separee, das schalldicht sei. Durch die Lautstärke an dem Abend und die ständigen Besucher im Raum war das leider nicht zu überprüfen. Hinter einem dunkelrosanen Vorhang aber ist die ominöse Tür zum Höhepunkt während der Shopping-Öffnungszeiten. Ähnlich wie in der ganzen Galerie herrscht durch die Backsteine und die unverputzte Decke typischer Berliner-Flair. Inmitten davon steht eine schwarze Liegecouch mit rosafarbenen Kissen. Daneben viel Praktisches und Interessantes: So zum Beispiel ein Gel, das den Orgasmus intensivieren soll.
Als wir uns so umschauen, kommen zwei Damen in den Raum, die schon mal Probeliegen wollen. Wir kommen ins Gespräch, denn wie sich herausstellt, haben beide, die angeben 50+ alt zu sein, die Vibratoren bereits getestet. Wie war es? „Sie sollten das unbedingt ausprobieren – es ist ein Aha-Erlebnis und die sind so hübsch“, sagt die Frau enthusiastisch. Ihre Freundin stimmt ihr lächelnd zu. „Schauen sie das legt man dann so auf die Klitoris“, erklärt sie uns mit Handbewegungen. „Hast du das schon mal mit deinem Mann ausprobiert?“ fragt sie dann ihre Begleitung. „Nein, ich finde das so schön für mich alleine.“ Die entgegnet: „Also ich würde das gerne mal mit Partner ausprobieren, ich denke aber er muss sich erst einmal daran gewöhnen.“
Oh, ich komme!
Während wir so reden, hören wir einen lauten Schrei von draußen: „Oh, ich komme!!“ Im Raum sind wir nun zu fünft und müssen alle laut loslachen, genau wie auch der ganze Raum mit den Gästen. So geht also Entspanntheit! Wir fühlen uns an den Film Harry und Sally erinnert. Aber da tut Sally ja nur als ob. So wer von ihnen würde das Gerät hier testen? „Nein, ich glaube, das kommt für mich nicht infrage, vielleicht eine von den jüngeren Frauen“, sagt eine der Freundinnen. Dabei zeigt sie auch auf das Fenster im Raum. „Das müsste für mich auch noch mehr abgedeckt sein.“ Da der Raum sozusagen im Keller ist, ist das Fenster zugemauert, aber durch Gitter sind die Schatten von Fußgänger zu sehen.
Die Idee einen Vor-Ort-Test zu veranstalten kommt aber bei den Freundinnen an, schließlich kann man sich so noch vor dem Kauf davon überzeugen, ob das Gerät wirklich bei einem persönlich den gewünschten Effekt hat. Wir freuen uns darüber, dass es so viele Frauen gibt, die ihre Sexualität genießen und freudig erleben, Spielzeug hin oder her.
Getestet werden kann am 1. und 2. Dezember jeweils von 11 bis 20 Uhr. Die ersten 100 testwilligen Frauen bekommen Womanizer zufolge ihr Toy geschenkt.