Der O2-World-Betreiber Anschutz hat die Verträge für den Bau einer weiteren Shoppingmall in Friedrichshain unterschrieben. Das Immobilienunternehmen „Multi Development Corporation“ (MDC) hat das Grundstück gekauft und will dort rund 120 Geschäfte auf drei Stockwerken entstehen lassen. Doch schon jetzt melden sich Kritiker zu Wort, die die Kiezläden in der unmittelbaren Nachbarschaft in Gefahr sehen.
Am S- und U-Bahnhof Warschauer Straße wird das Friedrichshainer Spreeufer bereits seit einigen Jahren baulich weiterentwickelt, so entsteht gerade die neue Vertriebszentrale des Daimler-Konzerns. Baubeginn für das Einkaufszentrum soll nächstes Jahr im Herbst sein. Zusätzlich will man ab 2014 einen Bürokomplex und ein Hotel entstehen lassen und Anschutz erklärt, dass es bereits Interessenten für weitere Läden, Kinos, Bars und Wohnungen auf dem Gelände des Vorplatzes gebe.
Aussehen vorerst geheim
Die Shoppingmall ist nach dem Bau des Boulevard Berlin an der Steglitzer Schlossstraße das zweite Projekt der MDC in Berlin. Die Architektur des Boulevards wurde nach der Eröffnung im April dieses Jahres von Anwohnern und Bezirkspolitikern gut aufgenommen. So wolle man auch bei der Planung des Centers in Friedrichshain „sensibel“ vorgehen, heißt es seitens der MDC. Das Aussehen des neuen Shoppingpalastes bleibt allerdings erst einmal ein Geheimnis. Fest steht aber, dass es einen direkten Zugang zur Warschauer Straße geben wird und 900 Parkplätze im Untergeschoss entstehen.
Den Kritikern des Projekts bereiten die Auswirkungen Sorge: „Die Geschäfte in den Quartieren entlang der Warschauer Straße bekommen eine riesige Konkurrenz. Das wird Arbeitsplätze vernichten“, sagt Robert Muschinski, der Sprecher der Anwohnerinitiative „Mediaspree versenken“.
Bezirk nicht erfreut
Franz Schulz (Grüne), der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, befürchtet zudem „eine weitere Schwächung“ der Einkaufspassagen am Ostbahnhof mit dem dazugehörigen Kaufhof. Diese hätten bereits zu viel Konkurrenz durch die Einkaufsmöglichkeiten am Alexanderplatz und das Ring-Center in Lichtenberg. „Die Geschäfte laufen dort schon jetzt nicht mehr besonders gut“, erklärt Schulz.
Schulz ist wie die Industrie- und Handelskammer der Meinung, dass neue Einkaufszentren „nur noch dann verträglich sind, wenn sie schon bestehende Standorte als zusätzliche Publikumsmagneten stärken“. Beispiel dafür sei die Steglitzer Schlossstraße. Die Neuentstehung eines Shoppingcenters auf dem Gebiet der Anschutz würde hingegen nur Kaufkraft von etablierten Einkaufsmeilen abziehen. Berlin hat bereits 63 Einkaufszentren. Nummer 64 entsteht derzeit am Leipziger Platz. Die Mall am Spreeufer wäre Nummer 65.
Stoppen kann der Bezirk das umstrittene Projekt an der Warschauer Straße jedoch nicht. Die Anschutz-Gruppe hat seit 2004 einen städtebaulichen Vertrag mit dem Senat, der ihr gestattet, auf ihrem Areal insgesamt 27.000 Quadratmeter Ladenfläche zu schaffen.