Im Jetzt zu leben, scheint auf den ersten Blick ganz einfach zu sein, doch lange war das – pandemiebedingt – nicht möglich. Arise ist der Titel der neuen Show im Friedrichstadt-Palast und heißt so viel wie „aufstehen“ oder „sich erheben“. Das Motto könnte zur aktuellen Pandemie-Situation nicht besser passen. Fast eineinhalb Jahre war der Friedrichstadt-Palast geschlossen. Plätze und Bühne blieben leer und natürlich auch die Kassen. Seit August wird wieder gesungen, getanzt und gestaunt. Publikum, Darsteller*innen und Organisator*innen könnten kaum glücklicher sein, auch wenn trotz all der Euphorie die Zukunft noch ungewiss scheint, gibt die Show einem das Gefühl, dass es bergauf geht. Für einen Moment lebt man nicht gestern oder morgen, sondern heute.
Die Zeit ist auch das Leitmotiv von Arise. Neben Ballett und Akrobatik, Live-Orchester und Gesang, Schattenspielen und zeitgenössischem Tanz gibt es trotz atemberaubender Show auch eine feste Dramaturgie. Im Untertitel heißt die Show schon etwas kitschig „Liebe ist stärker als die Zeit“. Im Mittelpunkt steht der Fotograf Cameron. Mit seiner Muse reist er um die ganze Welt. Als er sie verliert, reißt es sein Glück in Stücke. Versunken in Dunkelheit starrt Cameron auf seine Fotos an der Wand, als diese plötzlich wieder zum Leben erwachen. Licht zieht ihn magisch hinein in die emotionalsten und schönsten Erinnerungen der gemeinsamen Zeit.
Die Tänzerinnen haben maximal lange Beine. Die Choreografien könnten kaum ästhetischer, synchroner oder auch erotischer sein. Erstaunlich ist vor allem die Trapez-Flugnummer der New Flying Cáceres aus den USA. Salti und Pirouetten sorgen für großes Mitfiebern und Staunen; Gott sein Dank gibt es ein Netz, falls doch jemand fällt! Auch die Unterwasserwelt mit sprudelnden Fontänen, Meerjungfrauen und Fischen in bunten Findet-Nemo-Kostümen lassen fantasievolle Träume wahr werden. Von beeindruckender Lichtkunst zu hinreisendem Gesang und ein perfekt inszeniertes Bühnenbild: Ein regelrechter Rausch der Sinneseindrücke.
Bei elf Millionen Euro Produktionsbudget und den klugen, kreativen Köpfen hinter der Bühne könnte Arise locker auch in New York oder Las Vegas laufen. Eurovision Song Contest-Set Designerin Frida Arvidsson schuf das überwältigende Bühnenbild für die größte Theaterbühne der Welt und Kristian und Peggy Schuller lassen die fotografischen Visionen der Bühnenfigur Cameron und seiner Muse zu Wirklichkeit werden. Die hinreißenden Kostüme stammen von dem in Paris lebenden Modeschöpfer, Illustrator und Art Director Stefano Canulli. Tom Neuwirth, auch bekannt als Conchita Wurst, und Jasmin Shakeri sind die musikalischen Köpfe hinter den berührenden Songtexten. Auch tänzerisch setzt die Show phänomenale Highlights. Das internationale Ballettensemble überzeugt mit beeindruckenden Choreografien, die von Koryphäen wie dem ‚Gottvater des Modern Dance‘ Ohad Naharin, ‚The Greatest Showman’-Choreograf Ashley Wallen oder Eric Gauthier stammen. Die Show läuft noch mindestens bis Juli 2022.
Alle Infos auf einen Blick
Tickets ab 19,80 Euro kaufst du hier.
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Alter: ab 8 Jahren
Sprachen: Auch geeignet für Gäste ohne Deutschkenntnisse.