Wer mit Friedhöfen nur Schauermärchen oder das Thriller-Video von Michael Jackson verbindet, sollte sich von uns eines Besseren belehren lassen: Viele Berliner Friedhöfe sind tolle Ausflugsziele, schöne Parkanlagen und nicht nur äußerst künstlerisch angelegt, sondern letzte Ruhestätte für Stars aus allen Bereichen. Promi-Spotting der geruhsamen Art!
Dorotheenstädtischer Friedhof (Mitte)
Der 1762 gegründete Dorotheenstädtische Friedhof – auch Promi-Friedhof genannt – ist die bekannteste und begehrteste letzte Ruhestätte in Berlin. Beim Gang durch die Grabanlagen fallen einem die prunkvollen Grabstätten und aufwendigen Bildhauerarbeiten sofort ins Auge. Kein Wunder! Hier sind unzählige berühmte Persönlichkeiten aus verschiedenen Epochen begraben: die Philosophen Hegel und Fichte, die Schriftsteller Berthold Brecht, Heinrich Mann, Heiner Müller, Arnold Zweig und Wolfgang Herrndorf, außerdem der ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. Bei deinem Besuch solltest du unbedingt in die Kapelle schauen, um dir das einzigartige Lichtkonzept des sehr lebendigen Künstlers James Turrell anzusehen, das die christliche Auferstehungshoffnung symbolisieren soll.
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Alter St.-Matthäus-Kirchhof (Schöneberg)
Der Alte St.Matthäus-Kirchhof in Schöneberg befindet sich im ehemaligen Millionärsviertel, das im zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört wurde. Bis dahin wurden hier vor allem die Reichsten der Reichen begraben. Klar, dass die meisten Grabmale also repräsentativ für hohen Lebensstandard sind! Neben pompösen Grabsteinen findet man hier zahlreiche Wandgräber und Mausoleen. Auf dem Friedhof gibt es mittlerweile über 50 Ehrengräber, die von der Stadt gepflegt werden. Unter anderem sind hier der Anarcho-König von Deutschland, Rio Reiser, und die zwei Märchenkönige, die Brüder Grimm, begraben. Auch der Maler Gustav Richter und Bildhauer August Wredow wurden hier beigesetzt. Auch der berühmte Berliner Ex-Box-Weltmeister Graciano Rocchigiani, der bei einem Verkehrsunfall in Sizilien ums Leben kam, wurde hier beigesetzt.
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Städtische Friedhof Stubenrauchstraße (Tempelhof-Schöneberg)
Der Städtische Friedhof Stubenrauchstraße in Tempelhof-Schöneberg wird auch Künstlerfriedhof genannt. Dieser Name resultiert nicht nur aus der Vielzahl der hier begrabenen Künstler, sondern aus der Menge der kunstvoll gestalteten Grabmale. Neben der Film-Ikone Marlene Dietrich liegen Fotograf Helmut Newton, Malerin Jeanne Mammen, Autorin Dinah Nelken und Opernkomponist Ferrucio Busoni in dieser künstlerisch wertvollen Grabanlage.
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Waldfriedhof Zehlendorf (Zehlendorf)
Für den Spaziergang über den Waldfriedhof Zehlendorf muss man etwas mehr Zeit und Kondition einplanen. Der Friedhof umfasst ganze 375.000 Quadratmeter! Es gibt außerdem keine deutliche Trennung zwischen Grabstätten und Landschaft, daher fühlt sich ein Besuch der parkähnlichen Anlage an wie ein Ausflug ins Grüne. In der lichten und hügeligen Kiefernwaldlandschaft findet man die Gräber des ehemaligen Bundespräsidenten Willy Brandt, der Für-mich-soll’s-rote-Rosen-regnen-Sängerin Hildegard Knef und des Kabarettisten Günter Pfitzmann.
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Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Friedrichsfelde)
Politischer wird es auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Seit der Beisetzung von Wilhelm Liebknecht ist der zum bevorzugten Begräbnisort für Vertreter der Arbeiterbewegung geworden und als Sozialistenfriedhof bekannt. Kein Wunder, dass es auf dem Friedhof eine Gedenkstätte der Sozialisten gibt – inklusive einer permanenten Ausstellung, die dich auf zwölf Tafeln über das Leben der hier ansässigen prominenten Verstorbenen informiert. Auf dem Sozialistenfriedhof findest du natürlich auch die Gräber von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Walter Ulbricht und Erich Mielke.
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Gut zu wissen:
Die Friedhofs-App: „Wo sie ruhen – Berühmte Grabstätten auf historischen Friedhöfen in Deutschland“ will auf die Friedhofskultur aufmerksam machen. Die App navigiert dich zu den einzelnen Grabmalen und liefert dir Informationen als Audio-Datei. Die Texte wurden von Autoren verfasst, die sich intensiv mit dem jeweiligen Friedhof und den beigesetzten Berühmtheiten beschäftigt haben und von Schauspieler Hans-Jürgen Schatz eingelesen.
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