„Viele Menschen suchen hier Erholung, Anregung“, resümiert Sigmar Gabriel und überblickt die Grünanlage. Welche Bedeutung die Gärten der Welt als Naherholungsgebiet haben, das wird dem SPD-Parteivorsitzenden, der SPD-Direktkandidatin für Marzahn-Hellersdorf, Iris Spranger, und einem knappen dutzend Reportern an einem heißen 7. August bewusst. Um zu verstehen, wie viel bedeutender das Marzahner Parkgelände noch werden soll, dafür bedarf es aber Unterstützung: Die Geschäftsführer der Internationalen Gartenausstellung Berlin, Katharina Langsch und Christoph Schmidt, führen die Gruppe durch den Park, der 2017 zum Hauptstandort eben dieser Gartenausstellung, kurz IGA, werden soll.
Panorama-Ästhetik im urbanen Garten
Unterwegs weite Armbewegungen über die Landschaft: Verdoppelt werden soll das Parkgelände, auf insgesamt 103 Hektar. Man geht von 2,4 Millionen Besuchern aus, die während der 170 Tage währenden Gartenausstellung das Gelände besichtigen werden. Davon kämen zwei Drittel aus Berlin, vor allem aus Hellersdorf und Marzahn – trotzdem versuchen die Betreiber, internationale Kundschaft zu locken. Ganz Sozialdemokrat hakt Gabriel ein: Wie es um die Eintrittspreise bestellt sei, bestimmt könne sich eine Großfamilie ihre Tickets kaum leisten? Die Antwort: Dauerkarten sind für 20 Euro pro Erwachsenem und 10 Euro pro Kind zu haben.
Und als sich die Köpfe der Spaziergängergruppe über den Bauplan des Geländes senken, wird das Ausmaß und die Ästhetik der Veränderungen deutlich. Allein der geplante neue Eingang an der U-Bahnstation „Neue Grottkauer Straße“ wirkt revolutionär: Nicht nur dass die Gärten der Welt bis jetzt recht umständlich mit Tram oder Bus zu erreichen sind, auch auf die Aussicht hätte dieser neue Eingangsbereich maßgeblich Konsequenzen. Die IGA wird man über den verschönerten Kienberg betreten, der ein Panorama über die Gärten bis zur Stadt und dem Fernsehturm gewähren soll.
Anekdoten bei Jasmintee und Gebäck
Dann erreicht das Spaziergängergrüppchen den chinesischen Bereich des Parks. Im Teehaus beschattet und mit Gebäck versorgt, entspannen alle. Selbst Gabriels Leibwächter philosophieren beim Jasmintee über Motorboote. Ernst und vorgebeugt hört Gabriel weiter zu, was Finanzierungsengpässe und Standortwechsel der IGA an neuen und alten Problemen bringen. Ursprünglich sollte die Ausstellung auf dem alten Tempelhofer Flugfeld stattfinden, bis der Senat dagegen entschied. PR-Frau Wacker begreift den Standort Marzahn als „eine Chance“. Dann lehnt Gabriel sich zurück und zieht ein paar Ideen aus dem Ärmel. Flyer verteilen für die Marzahner Nachbarschaft, zum Beispiel. Aus der Hüfte geschossen sind die Anregungen zwar bewährter Wahlkampfstandard, werden von Parteikollegin Spranger und Geschäftsführer Schmidt aber dankbar angenommen.
Nach den harten Fakten lässt Gabriel den beratenden Politiker hinter sich. Er wird zum Geschichten-Onkel Sigmar, erzählt Anekdoten aus seiner Kindheit, vom Fußball, vom „Schröder“. Die Gruppe wandert wieder nordwärts, zum Ausgang, bemüht, im Schatten zu laufen. Auf dem Rückweg spätestens ist aber klar, hier im Park entsteht Großes. Anfang September entscheidet sich, welcher der 35 Landschaftsarchitekten den international ausgeschriebenen Wettbewerb gewinnt und das Gelände gestalten darf. 2014 geht es los und auch wenn der vielreisende Bundespolitiker beim geplanten Baubeginn wohl nicht dabei sein wird, haben die Gärten der Welt bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Wenn ich das nächste Mal wiederkomme, traue ich mich in das Labyrinth.“