Rundgang durch die Gärten der Welt

Gabriels Blümchenschau

Sigmar Gabriel am Brunnen des "Gartens der vier Ströme". Nicht mit dem Wasser spielen wollte SPD-Stadtpolitikerin Iris Spranger, links auf dem Bild.
Sigmar Gabriel am Brunnen des "Gartens der vier Ströme". Nicht mit dem Wasser spielen wollte SPD-Stadtpolitikerin Iris Spranger, links auf dem Bild.
Gärten der Welt - Gegen die Kritik einer reinen "Blümchenschau" stellten sich die Veranstalter der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017 mit einem Presserundgang, der alle Neider Lügen strafte. An einem heißen Augustdienstag stahl Sigmar Gabriel ihnen aber fast die Show. Ein etwas anderer Spaziergang durch die Gärten der Welt.

„Viele Menschen suchen hier Erholung, Anregung“, resümiert Sigmar Gabriel und überblickt die Grünanlage. Welche Bedeutung die Gärten der Welt als Naherholungsgebiet haben, das wird dem SPD-Parteivorsitzenden, der SPD-Direktkandidatin für Marzahn-Hellersdorf, Iris Spranger, und einem knappen dutzend Reportern an einem heißen 7. August bewusst. Um zu verstehen, wie viel bedeutender das Marzahner Parkgelände noch werden soll, dafür bedarf es aber Unterstützung: Die Geschäftsführer der Internationalen Gartenausstellung Berlin, Katharina Langsch und Christoph Schmidt, führen die Gruppe durch den Park, der 2017 zum Hauptstandort eben dieser Gartenausstellung, kurz IGA, werden soll.

In lässigen Wildleder-Boots schlendert der SPD-Parteivorsitzende durch die exotischen Gartenwelten, spaßt mit der Kassiererin über Eintrittspreise, spielt mit den Wasserfontänen im Orientalischen Garten und überblickt ehrfürchtig das große Labyrinth im Herzen des Parks. Aus dem Irrgarten würde er nie wieder rausfinden, witzelt er noch, als der Rundgang Richtung Chinesischer Garten weitergeht. Es ist schon ein merkwürdiges Grüppchen, das sich da durch die flirrende Hitze des Parks schlängelt; der bekannte Politiker, die adrett gekleideten Veranstalter Schmidt und Langsch, der Schwarm Journalisten und abseits zwei strenge Gesichter – Gabriels Leibwächter.

Panorama-Ästhetik im urbanen Garten

Unterwegs weite Armbewegungen über die Landschaft: Verdoppelt werden soll das Parkgelände, auf insgesamt 103 Hektar. Man geht von 2,4 Millionen Besuchern aus, die während der 170 Tage währenden Gartenausstellung das Gelände besichtigen werden. Davon kämen zwei Drittel aus Berlin, vor allem aus Hellersdorf und Marzahn – trotzdem versuchen die Betreiber, internationale Kundschaft zu locken. Ganz Sozialdemokrat hakt Gabriel ein: Wie es um die Eintrittspreise bestellt sei, bestimmt könne sich eine Großfamilie ihre Tickets kaum leisten? Die Antwort: Dauerkarten sind für 20 Euro pro Erwachsenem und 10 Euro pro Kind zu haben.

Dafür kooperiere man mit Visit-Berlin, dem Botanischen Garten und anderen städtischen Parks, erklärt Sabine Wacker von der Öffentlichkeitsarbeit. Die Erholungsfläche in der Peripherie von Berlin, sprich: in Marzahn, solle besser integriert werden ins urbane Leben. Auch die Nachbarn hier seien begeistert, die Technische Universität sei involviert. Das Shuttle-System zwischen Parkplätzen und IGA werde Marzahns Wohngebiete entlasten. Sogar die alternativen Urban Gardening-Aktivisten seien der Ausstellung wohlgesonnen. Und die umliegenden Kleingartenvereine wollten „unbedingt mitmachen“, versichert Wacker.

Und als sich die Köpfe der Spaziergängergruppe über den Bauplan des Geländes senken, wird das Ausmaß und die Ästhetik der Veränderungen deutlich. Allein der geplante neue Eingang an der U-Bahnstation „Neue Grottkauer Straße“ wirkt revolutionär: Nicht nur dass die Gärten der Welt bis jetzt recht umständlich mit Tram oder Bus zu erreichen sind, auch auf die Aussicht hätte dieser neue Eingangsbereich maßgeblich Konsequenzen. Die IGA wird man über den verschönerten Kienberg betreten, der ein Panorama über die Gärten bis zur Stadt und dem Fernsehturm gewähren soll.

Anekdoten bei Jasmintee und Gebäck

Dann erreicht das Spaziergängergrüppchen den chinesischen Bereich des Parks. Im Teehaus beschattet und mit Gebäck versorgt, entspannen alle. Selbst Gabriels Leibwächter philosophieren beim Jasmintee über Motorboote. Ernst und vorgebeugt hört Gabriel weiter zu, was Finanzierungsengpässe und Standortwechsel der IGA an neuen und alten Problemen bringen. Ursprünglich sollte die Ausstellung auf dem alten Tempelhofer Flugfeld stattfinden, bis der Senat dagegen entschied. PR-Frau Wacker begreift den Standort Marzahn als „eine Chance“. Dann lehnt Gabriel sich zurück und zieht ein paar Ideen aus dem Ärmel. Flyer verteilen für die Marzahner Nachbarschaft, zum Beispiel. Aus der Hüfte geschossen sind die Anregungen zwar bewährter Wahlkampfstandard, werden von Parteikollegin Spranger und Geschäftsführer Schmidt aber dankbar angenommen.

Nach den harten Fakten lässt Gabriel den beratenden Politiker hinter sich. Er wird zum Geschichten-Onkel Sigmar, erzählt Anekdoten aus seiner Kindheit, vom Fußball, vom „Schröder“. Die Gruppe wandert wieder nordwärts, zum Ausgang, bemüht, im Schatten zu laufen. Auf dem Rückweg spätestens ist aber klar, hier im Park entsteht Großes. Anfang September entscheidet sich, welcher der 35 Landschaftsarchitekten den international ausgeschriebenen Wettbewerb gewinnt und das Gelände gestalten darf. 2014 geht es los und auch wenn der vielreisende Bundespolitiker beim geplanten Baubeginn wohl nicht dabei sein wird, haben die Gärten der Welt bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Wenn ich das nächste Mal wiederkomme, traue ich mich in das Labyrinth.“

Gärten der Welt, Eisenacher Str. 99, 12685 Berlin

Telefon 030 700906720

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