Dass ich das Alleinreisen schon vor einer ganzen Weile für mich entdeckt habe, erzählte ich ja hier und da bereits. Dieses Jahr habe ich mich aber selbst vor eine besondere Herausforderung gestellt. Ich habe gleich zwei Länder bereist, eines in Osteuropa, eines in Asien (geniale Klimakombi, auch packtechnisch …nicht!) und darauf gesetzt, lose Kontakte zur Alleinseinsvermeidung sowie für Schlafplätze zu nutzen. Kleine Einschränkung: Ich war nicht die ganze Zeit allein, fünf Tage verbrachte ich mit drei Freunden in einem kleinen osteuropäischen Ort. Es war also alles dabei, was man sich so vorstellen kann. Außer: ein Partner.
Auf dieser zweiwöchigen Reise habe ich eine ganze Menge gelernt. Das vielleicht Wichtigste: Ich bin offenbar durchaus in der Lage, auch mal eine Weile allein zu sein, und zwar in einem mir völlig unbekannten Land, in dem ich die Landessprache samt Schriftzeichen nicht verstehe und ich mich erstmal völlig allein organisieren muss. Aber auch nur, weil ich so schlau war, alle Kontakte anzuzapfen, die mir so eingefallen sind. Da war die Freundin aus Hamburg, die regelmäßig in einem meiner Reiseziele lebt und mich per Facebook mit einem Freund verbunden hat, der anscheinend kein Problem damit hat, jemand völlig Fremden bei sich wohnen zu lassen. Für lau, versteht sich. Im Gegenteil, er hatte sogar Lust, mit mir Zeit zu verbringen! Verrückt. Für jemanden, der sich wenig Schlimmeres vorstellen kann als sich irgendwo aufzudrängen, anderen Menschen auf die Nerven zu fallen oder gar als Last empfunden zu werden, eine harte Probe.
Das Ex-Tinder-Date als Freund vor Ort
Genauso wie die Sache mit meinem Ex-Tinder-Date. Erst hat es sich komisch angefühlt, den nach all den Monaten einfach wieder anzuschreiben. Auch er lebt an meinem Reiseziel und war damals nur zu Besuch in Berlin. Und eigentlich kannte ich den kaum. Ich wusste nur noch, dass er sehr lustig, sehr redselig und sehr schlank war und wir schweißtreibenden Sex hatten … aber sonst? Doch dann: Er freute sich ernsthaft und, was offenbar typisch für diese netten Menschen dort ist, bot mir doch prompt sein Zimmer an. Und zwar nicht in Form von „Bett gegen Sex“ – er würde dann einfach zu seiner Freundin ziehen. Waaas? Mega nett!
Und so kam es, dass ich einen Großteil meiner Reise mit Menschen verbrachte, die ich wenig bis kaum kannte. Und so sicher ein paar klassische Touristenziele ausgelassen, dafür aber mal ein bisschen Alltag mitbekommen habe. Schon allein wegen der Wohnsituation. Und einen Haufen guter Tipps konnte ich ebenfalls abgreifen. Und massig Geld sparen. Na Wahnsinn.
Keine Kompromisse, aber auch keine Schulter zum Anlehnen
Was das Alleinreisen ebenfalls sympathisch machen kann: Kein Partner verlangt Kompromisse, ich stehe auf, wann ich will, ich gehe schlafen, wann ich will, ich mache die Pläne, ich verwalte das Geld. Das kann ebenfalls überaus angenehm sein. Und, na klar, wenn ich dann doch auch mal knutschen/ vögeln/ kuscheln will, dann sagt mir niemand, mit wem ich das tun darf.
Aber: Manchmal, ja manchmal, da hätte ich mir schon eine nette Begleitung gewünscht. Jemanden, der mir den Rücken eincremt. Der sich morgens mit mir darüber freut, dass die Sonne scheint. Oder dass das Essen so gut schmeckt. Oder der endlich mal die verdammte Karte richtig liest, damit man sich nicht zum zehnten Mal verläuft. Jemand, bei dem ich so sein kann, wie ich will. Und nicht immer in fröhlicher Redestimmung, weil das sonst ja unhöflich ist, wenn man schon irgendwo wohnen darf. Und nicht immer allein in fremden Betten aufzuwachen, ist manchmal auch ganz schön.
Aber: Ein bisschen stolz bin ich trotzdem. Ich habe es ja immerhin wieder zurückgeschafft. Und hatte viel Spaß, ganz ohne Mann an meiner Seite. Beziehungsweise, nicht mit dem EINEN Mann. Und das ist doch auch eine gute Erkenntnis.
Auf die Triebe!
Eure Mascha
Ich bin Mascha (32) und seit rund anderthalb Jahren Single. Nach einer langen Beziehung habe ich endlich Zeit mich ein bisschen auszuleben, die Sau raus und nichts anbrennen zu lassen. Insgeheim warte ich aber natürlich auf meinen bärtigen Ritter, der mit seinem Pferd in den Hinterhof meiner Neuköllner Wohnung galoppiert und mit dem ich ein, zwei Mate auch mal ohne Wodka trinken kann. Bis es soweit ist, betätige ich mich ab sofort im Auftrag aller Berliner Singles als Versuchskaninchen, teste mich durch diverse Datingportale, -events und -partys. Und lasse auch sonst nichts unversucht, um Libido und Liebe auf die Sprünge zu helfen. Ausgang ungewiss. Was soll ich als nächstes ausprobieren? Schreib an: redaktion@qiez.de