Manche Entscheidungen trifft man ganz bewusst. Und manchmal wird man dazu gewzungen, etwas zu ändern. So wie ich jetzt: Ich habe mir den Fuß gebrochen. Beim rennen. Das nur die Kurzversion, es war einfach unglaublich unglamourös. Heißt: Schwellung. Schmerzen. Blutergüsse in strahlenden Lila- und Blautönen. Und, als Krönung, ein völlig absurder Plastikfuß, der, wie meine Kneipenwirtin trocken feststellte, sicher in einem der ersten Roboterfilme zum Einsatz kam. Dazu Krücken. Mindestens vier Wochen. Es ist ein Trauerspiel.
Und das heißt auch: Keine Sexparties. Noch nicht einmal normale Partys. Keine Dates, die lange Spaziergänge oder sonstige ausschweifende Bewegung beinhalten. Kein Radfahren. Sprich: Mein Leben ist praktisch komplett lahmgelegt. Doch da ich immer noch Single bin und auf gar keinen Fall auf Körperkontakt und Zuneigung verzichten kann, tindere und date ich natürlich trotzdem, was das Zeug hält. Und siehe da: Ein paar Dinge sind gar nicht so schlecht.
Humor gegen die Schmerzen
Erste Lektion für mich: Offensichtlich müssen Männer Frauen, die Schmerzen haben, mit Humor begegnen. Erst sind sie ganz erschrocken, wenn sie von meiner Verletzung erfahren. Dann, wenn sie merken, ich liege nicht weinend auf dem Sofa, kommen die blöden Sprüche. Etwa, was den Ort des Treffens angeht. „Pflegeheim?“ Hahaha. Ob sie mich tragen sollen. Oder ob man meinen Roboterschuh ins Liebesspiel einbinden könne. Hihi. Wenn sie sich dann wieder eingekriegt haben, sind sie aber meist sehr freundlich. Bei einem Date wurden mir Türen aufgehalten, meine Krücken und das Essen hinterhergetragen, meine Schnelligkeit mit und ohne Krücken gelobt …eigentlich Selbstverständlichkeiten, aber man merkt ja, wer hier aus natürlicher Gentleman-Tauglichkeit handelt und wer nicht.
Zudem ist das Ganze ein guter Test: Hat der Mann auch Spaß mit mir, wenn ich nicht sternhagelvoll und halbnackt auf einer Tanzfläche herumflippe? Findet er mich sexy, auch wenn ich eine mit Blutergüssen gezeichnete Robot-Mascha bin? Kann er mich aufheitern? Die drei Männer, die ich bisher getroffen habe, fanden beziehungsweise konnten. Ich wurde zum Lachen gebracht, gestreichelt, betüddelt und, juchu, ich hatte sogar Sex! Warum auch nicht, die wichtigen Körperregionen sind ja intakt. Und auch hier bewiesen die beiden Herren, mit denen ich in der Kiste landete, ein ausreichendes Mitdenk-Vermögen.
Sex auf die sanfte Tour
Ohne Plastikfuß praktisch ungeschützt (denn das Ding im Bett tragen geht nunmal gar nicht), händelten sie den Akt mit Feingefühl und wählten automatisch Stellungen, bei denen ich meinen Fuß entspannt an der Seite abstellen konnte. Oder irgendwo in der Luft. Alles war ein bisschen sanfter als sonst. Auch mal eine Erfahrung. Anschließend wurde sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt und man reichte mir Wasser. Und der Anblick einer nackt auf Krücken ins Bad verschwindenden Frau schien ihnen auch nicht zu missfallen. Läuft bei mir! Also, im Rahmen meiner Möglichkeiten…
Insofern rufe ich auch mit zerborstenen Knochen fröhlich aus:
Auf die Triebe!
Eure Mascha