Was sagt man dazu: Der Mann ist immer noch da. Und zwar ganz schön oft. Eigentlich immer. Zwar ist das Ganze noch ein Feld voller Geröll, das noch ordentlich und mit jeder Menge Nerveneinsatz beackert werden muss – aber wir bleiben bisher dran. Aufregend.
Und, Überraschung, das hat natürlich Einfluss auf den von absoluter Freiheit und Abenteuerdrang geprägten Alltag einer erfahrenen Singlefrau. Das fängt an bei den Ex- und Sexfreunden, von denen ich ja bereits ausführlich berichtet habe. Diejenigen, die ich jetzt zu meinem Freundeskreis zähle, will ich natürlich weiterhin sehen. Sie mich zum Glück auch. Aber: Jetzt fällt das Körperliche, soweit nicht bereits abgehakt, komplett weg. Das ist der Deal. Das ist für mich ziemlich okay, denn tatsächlich will ich gerade nur IHN nackt in meinem Bett liegen haben. Putzig sind eher die Gespräche, die sich dann mit meinen Männerfreunden entspinnen. „Können wir uns dann trotzdem auf dieser Sexparty treffen? Ist das jetzt was Dauerhaftes? Darf ich trotzdem nackt vor dir rumlaufen? Und ist Küssen okay?“
Fummeln mit dem Sexfreund? Nee, grad nicht …
Küssen nein, gemeinsam feiern ja. Auch auf Partys, bei denen die Menschen wenig bis gar nichts anhaben. Ich kann ja schließlich nicht alle liebgewonnenen Vergnügungen plötzlich ad acta legen. Ein bisschen unangenehm wird mir langsam das, was ich vor einigen Wochen ja schon ganz clever vorausgesehen habe. Wie erkläre ich dem neuen Mann diese ganzen Herren, mit denen ich feiern und Bier trinken gehe? Denn keine Frage stellt er mir lieber als: „Woher kennt ihr euch?“ Natürlich, sowas fragt man ja auch. Die schon mehrfach gegebene Antwort „von Tinder“ (so viel Ehrlichkeit muss drin sein) wird zum Glück mittlerweile nur noch belächelt. Man kennt ja seine Pappenheimerin mittlerweile ein bisschen. Und offenbar ist es verkraftbar. Uff.
Aber auch beim Feiern ändern sich die Gewohnheiten. Bewusst oder unbewusst, jetzt konzentriere ich mich viel mehr auf meine Freunde – wenn ER nicht mitkommt. Ist er dabei, gilt natürlich ihm der Großteil meiner Aufmerksamkeit. Und auch das ist okay. Die schwulen und weiblichen Freunde dürfen, zum Glück, auch weiterhin mit großer Hingabe geküsst, gedrückt und mit vollem Körpereinsatz mit Liebe überschüttet werden. Voll okay für ihn. Und die anderen, fremden Männer aka die ehemals potentiellen Sex-Errungenschaften? Die werden maximal kurz angelächelt, wenn ich halbnackt dem extrovertierten Technotanzen fröne. Dann merke ich, wie sie mich beobachten – und dann irgendwann ihrer Wege gehen, wenn von mir keine weitere Kontaktaufnahme erfolgt.
Die Flirtmaschine ist auf „off“ geschaltet
Das ist spannend, wenn man die Unterschiede so bewusst bemerkt und steuern kann. Einmal zu viel lächeln oder „Hallo“ sagen bedeutete früher, dass man meist Minuten später wild züngelnd ineinander verkeilt war. Doch schalte ich alle Signale auf off, dann schrauben die Männer ihre Annäherungsversuche auch deutlich runter. Nichts passiert einfach so ganz von selber, auch wenn es mir manchmal so vorkam. Ohne mein Zutun arbeiten sich nur die ganz Harten beziehungsweise für eindeutige Signale Resistenten an mir ab und nähern sich so lange penetrant, bis ich die Flucht ergreife.
So oder so: Es macht mir faszinierend wenig aus, selbst die Guten ziehen zu lassen! Und das nach Monaten der totalen spontanen Hingabe! Verrückt. Plötzlich macht mir der Gedanke, morgens mit einem völlig Fremden total verkatert und fertig aufzuwachen, fast ein wenig Angst. Oder war das vielleicht schon immer so und wurde nur erfolgreich verdrängt? Wer weiß… ich werde das weiter beobachten.
Auf die Triebe (und die Liebe?!)
Eure Mascha
Was soll ich als nächstes ausprobieren? Schreib an: redaktion@qiez.de