Ich musste leider nochmal Tinder testen. Und happn. Aber anders. Denn: Mit den Männern ist mir gerade alles zu anstrengend. Sie tun mir weh, sie verwirren mich. Außerdem habe ich in letzter Zeit mit so vielen Typen geschlafen – da kann ich doch mal was anderes ausprobieren. Die glorreiche Idee: Eine Frau muss her!
Diese Idee kam natürlich nicht aus heiterem Himmel. Ich habe schon Erfahrungen mit Frauen gemacht, meist mit Freundinnen, mit denen ich nen Kerl abgeschleppt habe. Oder Knutschereien im Club. Aber so richtig ans Eingemachte ging es nie, sprich: Ich hatte noch mit keiner Frau direkt Sex. Daher: Ruckzuck meine Dating-Apps um den Frauen-Suchmodus erweitert. Und ab dafür.
Naja, zumindest war das der Plan. Aber da, wo sonst bei Männern in zumindest regelmäßigen Abständen ein „Es passt“ aufploppte, passierte bei den meisten Ladies, denen ich ein Herzchen aufdrückte – nichts. Finden die meine Fotos doof? Sehen die, dass ich eigentlich voll hetero bin?
Ist es mit einer Frau aufregender?
Irgendwann erbarmte sich dann doch eine. Sie war attraktiv, Latina, lange Haare, ein bisschen exotisch. Ich hab ihr natürlich erklärt, hier, ich will nur mal ausprobieren, blabla. Fand sie okay – und wir sind was trinken gegangen. Ich war viel aufgeregter als bei einem Männerdate. Es kam mir geradezu grotesk vor. Wie flirtet man denn mit einer Frau? Mache ich ihr Komplimente? Will die auch sofort mit mir ins Bett?
Doch: Nichts dergleichen war der Fall. Wir unterhielten uns einfach. Sie wirkte sehr mit sich im Reinen, fasste mich im Gespräch oft an – aber eher auf so ne kumpelige Art. Ich glaube, sie zweifelte mein Lesbenpotenzial auch ziemlich schnell an. Und auch bei mir kam nicht so richtig Stimmung auf. Dieses Prickeln zwischen den Beinen, diese Mischung aus Auf- und Erregung, das fehlte.
Trotzdem haben wir uns ein paar Mal getroffen, waren sogar zusammen feiern. Und richtig touchy. Irgendwann kam sogar eine fremde Frau und fragte, warum wir uns nicht endlich küssten. Haben wir nicht gemacht, nur gelacht. Und da war mir klar: Das wird nichts mit der sexy Latina. Denn, so ist das eben: Da kann jemand noch so hübsch sein, ohne sexuelle Spannung haut es nicht hin.
Aber: Da gab es ja noch Chance Nummer zwei, kurze Zeit später. Ein Typ, ebenfalls Tinder, schrieb direkt: „Hey, Bock auf nen Dreier?“ Klar. Direkt zum Sex verabreden fällt mir, so schlimm das klingt, mittlerweile sowieso fast leichter als langes Vorgeplänkel. Wir haben ein paar Fotos hin- und hergeschickt, uns versichert, dass wir alle miteinander Schweinkram treiben wollen – und uns noch am selben Abend getroffen. Sie: Eher Typ brave Akademikerin aus gutem Haus, ein wenig propper, schöne Locken, hübsches Gesicht. Er: Groß, südländischer Typ, mittel-hot.
Zu spitz, um es zu lassen
Kurz vorher war ich noch so aufgeregt, dass ich kaum sprechen konnte. Als die beiden dann auf meiner Couch saßen, war ich ziemlich entspannt. Sie offensichtlich nicht: Als sie auf dem Klo war, raunte er mir zu, dass das Ganze wohl doch nicht ihr Ding sei. Sie wollte fahren. Feigling! Erst große Töne spucken, dann den Schwanz einziehen. Ach, haha, sie hat ja gar keinen. („Schwanz einziehen“, „Keine Eier in der Hose haben“ – wieso sind Sprüche, die mit Mut zu tun haben, eigentlich an männliche Geschlechtsteile gekoppelt? No one knows…)
Das Ende vom Lied: Er schrieb mir noch aus dem Taxi, dass er mich trotzdem treffen wolle. Er würde die Langweilerin jetzt heimbringen, dann solle ich zu ihm kommen. Ich fand das alles mega bescheuert. War aber dummerweise auch mega spitz, daher bin ich natürlich hingefahren. Und hatte, mal wieder, Sex mit nem Mann. Nun ja. Aber wie heißt es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten.