Auf dem Gelände des Tierparks wird offenbar seit mehr als 20 Jahren eine illegale Bauschutt-Deponie betrieben. Das geht aus Akten der Umweltverwaltung hervor, die dem Tagesspiegel vorliegen. Außerdem lagert dort noch weit mehr Abfall als bisher angenommen. Das bestätigte Tierpark-Sprecherin Christiane Reiss. „Es wird jetzt begutachtet, wie viel es ist“, sagte sie. Die Abfälle lagerten auf einem hinteren, schwer zugänglichen Teil des Geländes. Mehr wolle sie dazu nicht sagen. Statt der bisher bekannten Menge von 55.000 Kubikmetern wird jetzt ein Vielfaches dessen vermutet: Die Akten lassen auf eine Menge von bis zu 480.000 Kubikmeter Schutt auf der Halde schließen.
Begrünter Dreck
Das Gelände ist riesig; ein am östlichen Rand liegender Trümmerschuttberg ist offiziell bekannt und auch als Verdachtsfläche im Altlastenkataster des Landes Berlin vermerkt. Allerdings ist über die Jahre auf diesem Trümmerberg weiterer Schutt und Tiermist abgeladen worden. Fünf Beamten von Senatsverwaltung und Umweltamt Lichtenberg, die Mitte Januar das Gelände inspiziert hatten, ist dies offenbar entgangen. Das geht aus den Akten der Umweltverwaltung hervor. Der Schutt war auch gut kaschiert, denn die Berge wurden regelmäßig mit Samen beschossen und somit begrünt – vermutlich um den Anschein zu wecken, es handle sich um natürliche Hügel.
Der zuständige Lichtenberger Stadtrat Winfried Nünthel (CDU) sagt dazu, er habe keine Hinweise darauf, dass der Tierpark schon früher mit Baustoffen gehandelt habe. Das läge dann laut Nünthel auch in der Zuständigkeit des Senats und nicht des Bezirks. Zoff mit dem Tierpark hatte der Bezirk trotzdem, denn eigene Abfälle, etwa Tiermist, wurden auch einfach auf dem Gelände abgekippt. „Wir haben den Tierpark mehrfach aufgefordert, das zu unterlassen und seine Abfälle korrekt zu entsorgen, aber es wurde einfach nicht reagiert.“ Seine Behörde habe aber keine Konsequenzen gezogen, so Nünthel: „Das war die Sache nicht wert, sich da durchzusetzen. Es ging ja keine Gefährdung davon aus.“
Ortsbegehung mit dem neuen Chef Andreas Knieriem
Seither fanden regelmäßig Begehungen durch Behördenvertreter statt. Es wurde eine Menge Abfall gefunden, der nicht aus dem Tierpark stammen kann und der nur schwer und teuer zu entsorgen ist. „Illegale Abfallablagerungen sind ein lohnendes Geschäft“, sagte ein Abteilungsleiter der Umweltbehörde dem Tagesspiegel. Schnell wurde klar, dass der Zustand so nicht bleiben kann – schließlich grenzt der Tierpark an ein Wasserschutzgebiet, und welche Schadstoffe in den Haufen lagern, ist nicht im einzelnen bekannt. Die Aktenvermerke der Behörde sind in sachlichem Ton gehalten, ihnen ist aber doch die Erschütterung über das Ausmaß der illegalen Abfallbeseitigung anzumerken. Unklar ist, wie jetzt weiter verfahren werden soll, auch, um eine Grundwassergefährdung zu verhindern.
Der Zoo hat bisher keine Klage gegen den früheren Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz eingereicht. Gegen ihn und den technischen Leiter Andreas A. ermittelt zwar die Staatsanwaltschaft, aber Schadensersatzansprüche seitens des Zoos sind sie bisher nicht ausgesetzt. Der Zoo hat Blaszkiewitz den Streit aber verkündet; das dient zur Sicherung späterer Ansprüche. Gegen die Charlottenburger Firma S. klagt der Zoo hingegen. Die Klage zielt erstmal darauf, die Firma S. zu verpflichten, den von ihr angefahrenen Schutt auf eigene Kosten abzuholen.
Grüne haken immer wieder nach
Knieriems Amtsvorgänger Blaszkiewitz wollte sich auf Nachfrage des Tagesspiegels nicht äußern. Die Firma S. nahm ebenfalls – trotz Nachfrage – nicht Stellung.
Die Entsorgungskosten werden auf mindestens 2,4 Millionen Euro geschätzt. Der Tierpark hat dieses Geld nicht. Laut Senat will die Finanzverwaltung eine Lösung finden, damit der Tierpark nicht die fünf Millionen Euro antasten muss, die ihm vom Haushaltsausschuss für Verschönerungsmaßnahmen bewilligt wurden. Der Tierpark hat jetzt drei Monate Zeit, ein Konzept vorzulegen, wie er verfahren will.