Die Lage ist schon mal ziemlich bezaubernd. Am kleinen Käuzchensteig, eingerahmt von den Bäumen des Grunewalds und umgeben von einem lauschigen Garten, steht das frisch zum Ausstellungshaus umgebaute Kunsthaus Dahlem. Die Entstehungsgeschichte des Gebäudes ist allerdings weniger bezaubernd. Es wurde in den Jahren 1939 bis 1942 als Atelierhaus für den Bildhauer Arno Breker errichtet, einen der Lieblingskünstler der Nationalsozialisten. So wurde das Baugrundstück mitten im Wald denn auch „auf Wunsch des Führers“ höchstpersönlich für den Neubau zur Verfügung gestellt.
Und auch die Arbeitsbedingungen sollten den staatstreuen Künstler glücklich machen: Nach den Plänen des Architekten Hans Freese entstand eines der modernsten Ateliergebäude des damaligen Berlins. Mehrere hohe Räume und technische Einrichtungen wie Kran, Hebebühne und Lastenfahrstuhl sollten die NS-Propagandamaschinerie auch in punkto Bildhauerei am Laufen halten. Doch Breker zierte sich und nutzte sein neues Gebäude nur sporadisch – lieber zog er sich zum Arbeiten auf Schloss Jäckelsbruch zurück. Ein Gut, das ihm 1940 von Hitler zum Geburtstag geschenkt worden war.
Überraschend gewaltig
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der steinerne Bau, der von außen erst mal gar nicht so spektakulär wirkt, zur Werkstatt verschiedener Künstler. Seit 1995 ist hier die Bernhard-Heiliger-Stiftung ansässig, die im schönen Garten zahlreiche Skulpturen ausstellt. Nun ist nach langwierigen Sanierungsarbeiten auch das Gebäude selbst zum Ausstellungsraum geworden. Betritt man das neue Kunsthaus durch den Seiteneingang, gelangt man zunächst in einen Eingangsbereich, der mit seiner Höhe und dem großen Fenster gleich schon mal die Dimensionen sprengt. Nie hätte man vermutet, dass es in dem unscheinbaren Backsteinbau so monumental zugeht.
Auch der zentrale Ausstellungsraum mit Galerie ist eine fantastische Kulisse für die rund 70 ausgestellten Arbeiten der Berliner Nachkriegsmoderne. Skulpturen wie Waldemar Grzimeks „Artisten“ (1951), „Der Befreite“ von Georg Kolbe (1945) oder „Die Gefesselte“ von Gustav Seitz (1947) scheinen in der Weitläufigkeit des Atelierhauses erst richtig zur Geltung zu kommen. Und natürlich tritt auch der Gegensatz zwischen den NS-Idealen und dem energischen Aufbäumen der durch die Nazis verfemten Künstler an diesem Ort umso deutlicher zutage. Aus allen Arbeiten sprechen Frust, Verzweiflung und Aufbruchstimmung gleichermaßen. Ein eindrückliches Erlebnis, das erst mal verarbeitet werden will.
Und so tut nach dem Gang durch die Ausstellung – die sich im hinteren Gebäudeteil weiterhin auf die Arbeiten Bernhard Heiligers konzentriert – eine Runde durch den wildwüchsigen Garten richtig gut. Hier kann man sich von den massiven Skulpturen erholen, auf Bänken in der Sonne entspannen und das Gesehene auf sich wirken lassen. Bald soll hier auch ein Museumscafé eröffnen. Schon jetzt einer unserer Lieblingsorte im lauschigen Dahlem!