Wer kennt das nicht: Die gerade einmal vor einem halben Jahr gekaufte Kaffeemaschine gibt ihren Geist auf. Bei den Wanderschuhen löst sich nach einem Jahr die Sohle auf. Die Waschmaschine hält nicht wie früher zehn Jahre, sondern nur noch vier. Geschuldet sei das der geplanten Obsoleszenz, also der gezielten Veralterung eines Produkts, so Stefan Schridde vom Verein Murks? Nein Danke! Zusammen mit rund 40 weiteren Mitgliedern will er die Interessen von Verbrauchern fördern, Hersteller auf ihre Verantwortung hinweisen und der Ressourcenknappheit entgegenwirken.
Ganze 100 Milliarden Euro gingen jährlich durch geplante Obsoleszenz verloren, erklärt Schridde, der gelernter Betriebswirt ist. Die Schäden sind offensichtlich und immens. Produkte gehen schneller kaputt und müssen dementsprechend häufiger ersetzt werden. Das führt nicht nur zu erhöhtem Ressourcenverbrauch, weil die jeweiligen Artikel erneut hergestellt werden müssen. Es treibt auch die Müllproduktion in die Höhe. „Der Dreck wird vors Gelände geschmissen und dann denken wir, unser Garten wäre sauber“, regt sich der 53-Jährige über die Methoden in unserer Gesellschaft auf.
Murks ist kein Mythos
Vor diesem Hintergrund entstand auch die Idee zu Murks? Nein Danke! Denn vor ein paar Jahren unterhielt sich Schridde mit seinem Vater. Dieser war damals zutiefst darüber verärgert, dass der Westen den Dritte-Welt-Ländern nicht nur die Ressourcen wegnimmt, sondern ihnen dann auch noch seinen ganzen Müll hinwirft. Daraufhin wurde der mittlerweile freiberuflich arbeitende Hochschuldozent, Coach und Berater aktiv. Das war im Februar 2012. „Vor drei Jahren dachten alle noch, ich rede da über einen Mythos“, erzählt Schridde. Heute sei das anders. Mittlerweile hat er im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen eine Studie zu geplanter Obsoleszenz erstellt und ist Sachverständiger beim Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. Auch vom Bundesverband der Deutschen Industrie wird der „Murksspezialist“ eingeladen.
„Immer mehr Leute wollen mit an Bord und etwas machen. Das ist natürlich sehr positiv“, freut sich Schridde. Schließlich ginge es bei dem Thema auch um soziale Gerechtigkeit. Eine Oma mit einer geringen Rente könne es sich eben einfach nicht leisten, alle vier Jahre eine neue Waschmaschine zu kaufen. Und genauso ginge es auch vielen anderen Menschen. Dabei bräuchten die Hersteller oft nur wenige Cents pro Produkt mehr investieren und schon wären ihre Geräte länger haltbar.
Produktwarnschilder als Lösungsansatz
Bis es jedoch soweit ist, liegt die Aufklärungsarbeit vor allem beim Murks? Nein Danke! e.V. So lädt Schridde fleißig Schüler- und Studentengruppen ins Murks.Center am Mariendorfer Damm ein, bietet Workshops und Lesungen an, vernetzt sich weltweit mit Gleichgesinnten und verweist Verbraucher mit kaputten Gegenständen an Repair-Cafés wie die „Werkstatt“ im nahe gelegenen Dirschelweg. Man müsse schließlich nicht immer alles neu kaufen. Das Vorhandene zu nutzen sei viel klüger, bemerkt der „Murkskenner“abschließend.