Das SO36 wird 40 Jahre alt, das ist schon mal eine Sensation für sich! Im zunehmend durchgentrifizierten Berlin und allen Lärmschutz-Beschwerden zum Trotz, hat sich dieser Club so wenig verändert, dass einem das Herz aufgeht. Gut, vielleicht wurde er in den Anfangstagen als „Konsumscheiße“ beschimpft – damals, als hier der Künstler Martin Kippenberger investierte. Und ja, zwischendurch war hier auch mal gar nichts los, als die Bauaufsicht den Betrieb stilllegte. Es fliegen mittlerweile auch keine Bierbüchsen mehr in Richtung Bühne; wie das Esso ist eben auch der Punk etwas in die Jahre gekommen.
Fakt ist aber: Es gibt ihn hier noch und der Club bleibt authentisch, auch und vor allem dank dem Kollektiv, das ihn seit 1990 betreibt. Da sind sich ausnahmsweise alle einig, vom Anarcho-Punk über die queere Szene bis zum Zugezogenen. Dieser Umstand allein verdient mehr als eine riesige Party. Gefeiert wird dieser Geburtstag entsprechend groß und noch bis zum 31. August.
Das Jubiläum wird bunt und kontrovers wie das SO36
In dieser Zeit laufen diverse Events unter dem Namen 40 Jahre Kontrovers. Die Veranstaltungsreihe feiert die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte im SO36. Los geht es mit der Foto-Ausstellung Transit-Räume. Auch eine Summer School zu Themen aus Politik und Kultur gibt es – immerhin war das Esso schon immer eine Stätte von Stadtkultur am linken politischen Rand; das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Regelmäßige Partyreihen laufen im August natürlich in der Geburtstags-Ausgabe. Eins der vielen musikalischen Highlight ist ein Überraschungs-Konzert der Beatsteaks am 16. August, das lange geheim gehalten wurde und für das die Tickets heiß begehrt sind. Der Server war direkt nach der Freigabe am 10. August um 10 sofort überlastet.
Und überhaupt gibt es ein fettes Konzertprogramm in diesen Monaten, auf dem große Namen wie Sick Of It All, Helmet oder Agnostic Front stehen. Ein Festival mit dem Titel All we need is Love holt Musiker aus den Club-Kreisen auf die Bühne. Gekrönt wird die Feierei mit einer großen Jubiläumsgala im und vor dem SO36 am 11. August. Dann wird gejodelt, geglitzert, queer gefeiert, aufgelegt, gelesen und natürlich angestoßen. Die Party steigt in jeder Ecke des Clubs und außerdem auf der Straße, wo auch in einem Bus vor der Tür Programm gemacht wird.
Überhaupt ist die Vielfalt des Ortes wohl eine seiner wichtigsten Eigenschaften. Seit das SO36 im Jahr 1978 zum ersten Mal seine Tür für ein Konzert öffnete, sind viele feuchtfröhliche Abende vergangen. Hier haben nicht nur Sänger und Bands auf der Bühne gestanden, auch Ausstellungen, Parties, Begegnungen zwischen Transen und Tanzen gab es, nicht zu vergessen das legendäre Kiezbingo, den Nachtflohmarkt, die Lesedüne, die Rollschuh-Disco oder Veranstaltungen wie den Science-Slam. Du willst mehr wissen? Einen Einblick in die Geschichte und Machenschaften des Clubs gibt auch das hauseigene Buch SO36 – 1978 bis heute. Happy Birthday, SO36!