Interview

Soma Pysall: "Von der Energie am Set bin ich abhängig geworden"

Soma Pysall als Hajra in der TNT-Serie Para - Wir sind King.
Soma Pysall als Hajra in der TNT-Serie Para - Wir sind King.
Heute geht die neue Serie "Para - Wir sind King" auf TNT Serie an den Start. Im Interview mit der Schauspielerin und Protagonistin Soma Pysall bekommen wir richtig Lust auf die Produktion der 4 Blocks-Macher*innen, in der vier junge Frauen die Geschlechterrollen ad acta legen.

Deutschlandweit bekannt wurde ihr Gesicht letztes Jahr, als Soma Pysall an der Seite von Axel Milberg als traumatisierte Polizistin im Kieler Tatort zu sehen war. Heute startet die neue TNT-Serie Para – Wir sind King mit ihr in der Hauptrolle. Im Gespräch mit uns hat sie über die neue Produktion der 4 Blocks-Macher:innen, ihren Start als Schauspielerin und das Drehen in der Pandemie gesprochen.

QIEZ: In Para steht die Verbundenheit der vier jungen Frauen im Mittelpunkt. Was bedeutet Freundschaft für dich?

Soma Pysall: „Die vier Mädels in der Serie sind zwischen 18 und 19. Meine Freundschaften in dem Alter waren ähnlich wie ihre: intensiv und die-Welt-bedeutend. In der Schulzeit hängt man einfach super viel aufeinander, meine beste Freundin und ich waren unzertrennlich! Verbunden durch die gemeinsame Leidenschaft fürs Tanzen haben wir fast alles zusammen gemacht. Später hat sich mein Kosmos dann auch auf diese Gang-Freundschaften verlagert. Da war es gar keine Frage, dass bei jeder Freizeitaktivität alle am Start sind. Naja und aktuell ist es ja leider super schwierig, alle Freunde regelmäßig zu sehen. Aber in der Pandemie kristallisieren sich die wichtigsten Menschen heraus, die man auch weiterhin sehen möchte. Mit denen spreche ich mich dann ab, dass wir nur einander treffen und sonst niemanden.“

In der Serie wird ordentlich Party gemacht. Hast du vor der Pandemie das Berliner Nachtleben mitgenommen?

„Ich war jetzt nie die ultimative Club-Gängerin, es gibt allerdings einige erinnerungswürdige Nächte. An den Wochenenden hat man mich vor allem auf Hauspartys getroffen und zu Schulzeiten gab es private Open-Air-Partys, die eher unter der Hand liefen. Diese Infos verbreiteten sich durch Erzählungen und weil man den einen oder die eine kannte. Klar wurden diese Zusammenkünfte irgendwann von der Polizei gesprengt, aber genau das gab ja den Nervenkitzel. Und Berliner werden es mir bestätigen: Open-Air-Nights im Sommer sind mit das Beste, was die Stadt zu bieten hat.“

Dreharbeiten während Corona – wie kann ich mir das vorstellen?

„Die Bedingungen waren tatsächlich außergewöhnlich. Wir vier Mädels, also der Hauptcast, haben drei Monate zusammen in einem Haus gewohnt. Wir haben nur uns gesehen oder Kollegen, die getestet waren. Persönlicher Kontakt zur Außenwelt, zu Familie und Freunden bestand nicht. Vier Frauen, die sich kaum kennen, leben 24/7 unter einem Dach, sehen alles – wirklich alles – voneinander. Die Sache hätte auch komplett schief gehen können, aber die private Verbindung, die wir in dieser Zeit aufgebaut haben, spürt man deutlich im Spiel. Eben weil wir auch im realen Leben befreundet sind, wirkt die Freundschaft in der Serie so authentisch.“

Was zeichnet deine Rolle Hajra aus? Warum wolltest du sie spielen?

„Fasziniert hat mich vor allem die innere Zerrissenheit der Figur: Hajra kommt gerade aus dem Jugendarrest und möchte ihr Leben wieder auf die Kette kriegen. Sie weiß aber auch, dass die Erreichung ihrer Ziele aufgrund des prekären Milieus und ihrer Vorstrafe erschwert wird. Die eigenen Wünsche schätzt sie unerfüllbar ein und bekommt gleichzeitig vor Augen geführt, wie die Menschen um sie herum den Materialismus in vollen Zügen genießen können. In dem Drogenfund sieht sie deshalb ihre Chance, den Umständen zu entfliehen: Einmal im Leben Geld machen! Dabei ist es wahnsinnig spannend zu sehen, wie diese beiden Energien aufeinander wirken. Auf der einen Seite der ultimative Frust über die eigene Situation und auf der anderen die ansteckende Lebensfreude, die den Wunsch nach einer bunten Zukunft in sich trägt. Diese Vielschichtigkeit aus Gut und Böse macht Hajra so real, so nahbar. Figuren wie ihre sind immer noch unterrepräsentiert in der deutschen Fernsehlandschaft. An Para schätze ich deswegen vor allem die Ausarbeitung des Charakters bis ins Detail und die leidenschaftliche Erzählung ohne den Druck, einer gesellschaftlichen Erwartung entsprechen zu müssen.“

Der Wedding kommt nicht mehr, er ist schon da! In Para ist er zentraler Mittelpunkt des Geschehens. Was verbindest du mit dem Bezirk?

„Ich wohne erst seit kurzem im Wedding, aber ich liebe diesen Kiez! Viele meiner Freunde wohnen hier, manche sogar im selben Haus. Es ist einfach so geil, wie divers und real hier alles ist. Eben noch nicht so szenig und hochgestochen wie in anderen gentrifizierten Stadtteilen. Hier koexistieren die Musikshops der afrikanischen Community neben den arabischen Märkten und den kreativen Künstlern. Durch das weltoffene und familiäre Flair habe ich mich sofort wohl gefühlt.“

Hajra steht an der Grenze zum Erwachsenwerden und sucht nach ihrer Rolle in der Welt. Wusstest du schon immer, dass du Schauspielerin werden möchtest?

„Nein, ich bin durch einen Zufall an die Schauspielerei gekommen. Als ich mit Freundinnen auf der Straße unterwegs war, hat mir eine Agentin ihre Karte zugesteckt und mich zum Vorsprechen eingeladen. Ich war natürlich super aufgeregt und habe sofort Oma angerufen. Mein allererster Job war für eine Ikea-Werbung, die später ziemlich bekannt wurde. In der Schule kannte man mich dann als das Ikea-Girl (lacht). Darauf folgte meine erste Filmrolle in der Jugendserie In Your Dreams. Nach dem Abschluss war ich noch unsicher, wollte mich umorientieren. Für meine Familie war Schauspielerin auch kein „richtiger Beruf“. So war ich erstmal hinter der Kamera im Einsatz, in der Regieassistenz, der Aufnahmeleitung und der Ausstattung. Diese Erfahrungen helfen mir heute enorm bei der Schauspielerei. Während meines Studiums der Film- und Theaterwissenschaften habe ich dann gemerkt, wie es mich immer wieder ans Set gezogen hat. Die dort entstehende kreative Energie ist einzigartig. Davon bin ich abhängig geworden.“

Danke für das Interview!

„Para – Wir sind King“ läuft seit dem 22.04.21 immer donnerstags um 20:15 Uhr auf TNT Serie.

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