Wer an der S-Bahn-Station Humboldthain aussteigt, der glaubt nicht gleich an eine kulinarische Entdeckung, schließlich sind es vor allem Spätis und der schnelle Asia-Imbiss, die einem da begegnen. Aber wer es bis in die Neue Hochstraße schafft, der kommt bei Bettina Hajanti und Mattia Mancini vorbei, die Inhaber des Sotto in Wedding. Seit Oktober betreiben sie ihren Italiener, der sich auf die vegan-vegetarische Küche spezialisiert hat. Ein Muss für uns auf der Karte ist die Pizza, für die Mattia zuständig ist – er hat bereits in seiner italienischen Heimat als Pizzabäcker gearbeitet. Neben Klassikern wie Bufala oder Marinara findest du auf der Karte vegane Pizza mit Kartoffeln, Kräuterpesto, Mandelcreme und Sesam oder eine vegetarische Ausführung mit Kürbis und Gorgonzola.
Kaltfermentierter Teig ist das Geheimnis
Wir können nicht ganz auf den Käse verzichten und bestellen die Maestro, eine Pizza mit Büffelmozzarella, Kirschtomaten, Rucola und Parmesan. Der Teig ist wunderbar knusprig und kein bisschen trocken, sondern sogar etwas saftig. Wir sind schockverliebt! Der Teig für die Pizza wird laut Bettina fermentiert. Erst bei Raumtemperatur, dann zwei bis drei Tage im Kühlschrank und dann wieder Raumtemperatur. Mit dieser Methode müsse man nicht so viel Hefe nutzen, was besser für die Verdauung sei. Dazu wird so die knusprige und zugleich weiche Textur herausgeholt.
Pizza ist aber noch lange nicht alles, was das Sotto so kann. In der Küche hat Elena D’Alto das sagen. Eine erfahrene vegetarische Köchin aus Mailand, die neben Italien bereits in Spanien und in Thailand gekocht hat. Diese Einflüsse merke man auch ihren Gerichten an, sagt Inhaberin Bettina, die zuvor ein Wirtschafts- und Business-Studium abgeschlossen hat. So trifft bei der selbstgemachten Pasta statt Ziegenkäse auch mal Kokosmilch auf Chili, Lauch und schwarze Gnocchi, die tatsächlich so weich wie Wölkchen sind. Ein oft bestellter Klassiker sind die Bruschetta, die jede Woche in einer neuen Version daher kommen. Bei der Wahl, was auf das knusprige Brot kommt, dürfen übrigens alle mitsprechen. So gibt es zu Ehren von Bettinas finnischen Wurzeln eine Ausführung mit Frischkäse, geräucherten Karotten (statt geräuchtem Lachs), Dill und roten Zwiebeln.
Die Kombinationen sorgen für viel Neues auf dem Gaumen, dazu gibt es noch eine Portion Saisonalität. So bekommt man als Vorspeise zur kalten Jahreszeit gerne einen warmen Salat mit Roter Bete, Kartoffeln und Grünkohl, der mit Rosinen und Pinienkernen verfeinert wird. Alles heimisch, aber so tatsächlich noch nie auf unserem Teller gelandet. Wer übrigens seinen Aufenthalt im Sotto verlängern möchte, eine kleine, feine Cocktail-Auswahl mit, na klar, finnischem Gin soll dich dazu überreden.
Länger bleiben will man tatsächlich auch wegen der Inneneinrichtung, die gar nicht alltäglich und eine nette Abwechslung zum typischen Hipster-Flair ist. Regale mit Malsachen für Kinder, eine Küche, in die du einen Blick werfen kannst, zinnfarbene Lampen und riesige Fenster. Die sind im Sommer der Hit, allerdings in der kalten Jahreszeit merkt man die einfache Verglasung, da der Wind reinzieht. Für die nächste Saison planen die beiden Inhaber daher weitere Heizkörper.
Wer sich fragt, warum eigentlich Sotto, dem erklärt Bettina:“Da gibt es zum einen den tollen Verweis auf Risotto und Sotto klingt nach einem Wort, das es auch im Finnischen geben könnte. So verbinden wir wieder unseren italienischen und finnischen Einfluss.“