Mustafa ärgert sich. „Seit zwei Jahren wird mein Späti immer wieder sonntags vom Ordnungsamt und der Polizei kontrolliert. Für den Späti gegenüber interessiert sich aber niemand“, sagt der Geschäftsmann, dem ein kleiner Laden in Friedrichshain gehört. Wegen der strengen Kontrollen verliere er jährlich 60 000 bis 70 000 Euro Umsatz. Seinen Nachnamen möchte er lieber nicht nennen, da er oft an Sonn- und Feiertagen öffne – heimlich. Eine langfristige Lösung könne das aber nicht sein. Wie Mustafa ärgern sich viele Späti-Besitzer über die Behörden. Ihre Hoffnung setzen sie auf den neuen Verein Berliner Späti, der sich am Montagabend in einem Kreuzberger Restaurant vorstellte.
Spätis wollen gleiche Rechte wie Tankstellen
Allerdings guckten die Ämter jahrelang weg. Jetzt aber werden in einigen Bezirken immer höhere Bußgelder verhängt. Bis zu 2500 Euro können dafür fällig werden. „Existenzbedrohend“ nannte Ahmet Razi das und berichtete von Ladenschließungen im Bekanntenkreis. „Wirtschaftlich sind das enorme Einbußen, weil Sonntag der umsatzstärkste Tag für uns ist“, sagte der Betreiber eines Spätis in der Saalestraße. Die Vereinsmitglieder ärgern sich auch, weil sie durch den extra Verkaufstag ja zusätzliche Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen.
Notfalls ein Volksbegehren
Der Späti-Verein plant jetzt auch eine Petition. „Wir müssen noch überlegen, ob wir das vor oder nach September starten“, sagte Baba mit Blick auf die Abgeordnetenhauswahl im Herbst. Notfalls wolle man auch den Weg eines Volksbegehrens gehen. Ausgenommen von der Kritik waren ausdrücklich die Grünen, die bereits zwei Späti-Dialoge geführt haben. Stellvertretend waren die beiden Neuköllner Abgeordneten Anja Kofbinger und Susanna Kahlefeld zum Treffen gekommen. Kofbinger plädiert dafür, das Ladenschlussgesetz ergänzen.
Auf die Politik wollen sich die Späti-Besitzer allerdings nicht allein verlassen. Am Rande des Treffens am Montag wurden weitere Mitgliederanträge verteilt. Auch Mustafa unterschrieb. Die 20 Euro Jahresbeitrag sind es ihm wert. „Es muss sich etwas verändern.“