Einige Landwirte gingen in dieser Zeit des Aufschwungs als „Millionenbauern“ in die Hauptstadtgeschichte ein: Sie hatten den günstigsten Moment für sich genutzt, ihren Landbesitz an Investoren verkauft und damit ein hübsches Sümmchen Geld verdient. An zwei dieser findigen Bauern erinnern bis heute die Blisse- und die Mehlitzstraße. Auch der frühere Dorfanger, um den sich bis in die 1880er Jahre die Bauerngehöfte ringten, ist in Form eines breiten Mittelstreifens noch zu erkennen. Um 1910 hatte die Gegend rund um die 1888 in Wilhelmsaue umbenannte frühere Dorfstraße ihren ländlichen Charakter verloren. Dazu passt auch, dass Deutsch-Wilmersdorf 1907 selbstständiger Stadtkreis, 1912 in Berlin-Wilmersdorf umbenannt und 1920 schließlich nach Groß-Berlin eingemeindet wurde. Zwischen 1895 und 1920 wuchs die Zahl der Einwohner von 2400 auf rund 130.000.
Trotzdem hat man heute bei einem Spaziergang durch den alten Dorfkern Wilmersdorfs ein wenig das Gefühl, aus der Zeit zu fallen. Viel Grün, Kopfsteinpflaster, einige wenige Einzelhändler und Einkehrmöglichkeiten stellen einen deutlichen Kontrast dar zu den umliegenden – von Backshop-Ketten, Videotheken und viel Verkehr geprägten – Hauptverkehrsachsen Uhland-, Blisse- und Berliner Straße sowie der Bundesallee. Die Wilhelmsaue dagegen wird nur alle paar Minuten mal von einem Auto passiert und nur wenige Passanten schlendern gemütlich zum Einkaufen ein paar Straßen weiter oder zum Sport im benachbarten Volkspark Wilmersdorf. Rund um die hier beheimateten Kitas herrscht noch der größte Trubel. Ansonsten bestimmen Vogelgezwitscher, ein paar bellende Hunde und leere Parkbänke das Bild.