Doch nur wenige Meter Fußweg entfernt befinden wir uns plötzlich mitten auf dem Land. Und zwar so richtig. Zwischen den Tierkliniken der FU Berlin auf der einen und dem an einem Dienstagnachmittag verlassen daliegenden Museumsdorf Düppel auf der anderen Seite, muss der Verkehr eine Kopfsteinplasterstraße entlanghüpfen. Weit ausladende Bäume rahmen den schmalen Fahrdamm ein und während rechter Hand die Kinder der benachbarten Reitschule ihre Ponys dressieren, grasen links Kühe und Schafe eine riesige Weidefläche ab. Als wir schließlich nach Westen in den Königsweg abbiegen, wird die Einsamkeit noch größer. Hinter uns bleibt der Autoverkehr zurück, Bäume wiegen sich im Herbstwind und nur ab und an werden wir von einem radelnden Schulkind überholt.
Die Kinder vom Kesperhof
Hier gehören die Straßen – die übrigens so klangvolle Namen wie Himbeersteig oder Kesperhof tragen – den Fußgängern. Gehsteige gibt es demzufolge nicht, Schrittgeschwindigkeit ist oberstes Gebot. Und so können die Eltern nach Feierabend unbehelligt im Vorgarten ackern, während ihre Kids, und von denen gibt es in der Siedlung augenscheinlich recht viele, im Yehudi-Menuhin-Park vor der Tür Drachen steigen lassen oder auf dem schönen Fußweg, der den schönen Waldfriedhof mit der Clauertstraße verbindet, das Rollerfahren üben. Ein Auskommen brauchen besagte Eltern aber in jedem Fall. Die Mitpreise in der Siedlung liegen offiziell bei um die zehn Euro. Die Autos in den hauseigenen Garagen scheinen diesen Eindruck zu bestätigen.
Im Gegenzug haben die Anwohner natürlich nicht nur viel Grün, sondern auch einen Supermarkt sowie Kita und Grundschule direkt vor der Tür. Und wer dann doch mal in die Stadt muss, für den ist es bis Zehlendorf Mitte nur ein Katzensprung. Dafür muss man aber natürlich das berühmt-berüchtigte „Jeder-kennt-jeden-Gefühl“ mögen. Und dafür sorgen, dass Haus und Garten zumindest einen manierlichen Eindruck machen oder die pubertierenden Kinder nicht zu laut werden. Der Bär steppt in Berlin sicher anderswo. Doch alle, die ganz bewusst die Entscheidung für den Stadtrand treffen, finden in Düppel tatsächlich ein kleines Paradies. Für uns geht es jetzt – mit einem kleinen Abstecher ins Hundeauslaufgebiet Düppel, wo Redaktionshund Dando stets noch den ein oder anderen Spielgefährten findet -zurück zum Ausgangspunkt unseres Spaziergangs. Mit im Gepäck: der Eindruck, den Nachmittag irgendwie in einem Ikea-Dorf verbracht zu haben.