Unterwegs im Kiez

Und wieder 90 Minuten Mahlsdorf

Selbst ein Strommast kann in Mahlsdorf-Nord grün sein - gesehen in der Straße namens "Wacholderheide".
Selbst ein Strommast kann in Mahlsdorf-Nord grün sein - gesehen in der Straße namens "Wacholderheide".
Mahlsdorf-Nord – Im Süden waren wir bereits – nun ist der Norden des fast alle Klischees widerlegenden Ortsteils von Hellersdorf dran. Hier am Stadtrand stoßen wir bei unserem Spaziergang auf Bäume, Baumaschinen und viel Ruhe.

Der nördlich der Bahnlinie gelegene Teil von Mahlsdorf ist der kleinere – dennoch erscheinen die 90 Minuten, die QIEZ.de für einen Spaziergang zur Verfügung hat, erneut ambitioniert. Wir wissen immerhin bereits, dass der Ortsteil fast ausschließlich aus Ein- und Zweifamilienhäusern besteht und eine im bezirks- und stadtweiten Vergleich erstaunlich günstige Sozialstruktur aufweist. Das Stadtrandgefühl, das diesen Redakteur bereits in Mahlsdorf-Süd befiel, kommt schnell wieder hoch, sobald der Besucher von der Hönower Straße in das ausgedehnte Wohngebiet abbiegt. Die meisten Geschäfte liegen in Bahnhofsnähe und entlang der Ausfallstraße Alt-Mahlsdorf. Dagegen sind die Nebenstraßen ruhig, häufig gepflastert und haben einen hohen Baumbestand. Der Nordteil wirkt dadurch noch etwas grüner als die Gegend südlich der B1.

Zu Fuß sind an diesem Montagnachmittag in Mahlsdorf-Nord nur wenige Menschen unterwegs. Hin und wieder biegt ein Auto um die Ecke oder in eine Garageneinfahrt. Die Bebauung ist recht abwechslungsreich: Viele Häuser sind neu oder saniert, bei einigen wenigen wurde augenscheinlich seit der Wende nichts gemacht. Der Anteil der Eigenheimbesitzer dürfte hoch sein. Es handelt sich auf den ersten Blick ganz und gar nicht um eine einheitlich gestaltete Siedlung. Bei der Recherche kommt heraus, dass einst Bruno Taut im nördlichen Teil von Mahlsdorf-Nord gewirkt hat – seine Bauten aus den 1920er Jahren sind aber seither massiv verändert worden.

Baustellen und ein schöner Friedhof

Was beim Schlendern durch die Straßen auffällt: An einigen Ecken wird gebaut. Es sind keine Luxus-Projekte, sondern eher Mittelklasse-Häuser und Sanierungen. Aber es liegt angesichts der statistischen Daten nahe, dass die finanziellen Möglichkeiten für Bautätigkeiten bei vielen Bewohnern von Mahlsdorf-Nord vorhanden sind.

Mitten im Ortsteil stößt man auf den Friedhof. Vom Eingang am Walter-Leistikow-Weg führt eine schöne Allee aus Linden zum Tor an der Kieler Straße. Begraben liegt hier unter anderem Orgel-Trude – die bekannte Leierkastenspielerin Gertrud Müller, die stets im Schornsteinfeger-Outfit auftrat. Von der nahe gelegenen Landsberger Straße sind es dann nur noch ein paar Meter bis zur Stadtgrenze. Hinter einer wild bewachsenen Freifläche sieht man bereits die Häuser des Neubaugebiets von Birkenstein, das zur Gemeinde Hoppegarten gehört.

Jenseits der L339, die Mahlsdorf im Nordosten durchschneidet, liegt die weiträumige Kleingartenanlage Dahlwitzer Straße – so heißt die Landstraße auf Berliner Boden. Eine willkommene Abwechslung: Die Anlage ist nicht abgesperrt. Nach einem Abstecher durch die Schreber-Idylle geht es durch Straßen, die Wacholderheide, Wildrosengehölz und Am Rosenhag heißen, zur Bushaltestelle an der Hönower Straße. 90 Minuten Mahlsdorf-Nord sind vorbei.

Und wieder 90 Minuten Mahlsdorf, Walter-Leistikow-Weg, 12623 Berlin

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