Rangsdorf liegt nur wenige Autominuten von der südlichen Stadtgrenze Berlins entfernt. Im Sommer lässt es sich dort herrlich wandern, flanieren und entspannen. Allerdings hat der Ort mehr zu bieten als idyllische Felder und Wälder. Er steckt vor allem voller Geschichte. In den 1930er Jahren trafen sich im AERO-Club Sportflieger aus aller Welt, Mitarbeiter der Filmfirma UFA wohnten in der schattigen „Waldsiedlung“, und der Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg brach am 20. Juli 1944 vom Flughafen Rangsdorf zu seinem missglückten Hitler-Attentat auf.
Wer sich in der Touristeninformation ein Booklet besorgt, kann zwischen drei Spaziergängen wählen: Der erste führt rings um den Rangsdorfer See, der zweite durch das „grüne Herz“ der Stadt und der letzte, den wir für euch abgeschritten haben, liefert einen Eindruck von der Historie des Ortes.
Wir beginnen unseren Rundgang durch das historische Rangsdorf am Bahnhof, der 1875 ein verschlafenes Dörfchen mit dem Rest der Welt verband. Denn durch den Bau der Eisenbahnstrecke Berlin-Dresden entwickelte sich Rangsdorf innerhalb kürzester Zeit von einer Enklave zum Vorort der Reichshauptstadt Berlin. Hinter dem Hauptgebäude befindet sich die „Waldsiedlung“, die ihrem Namen noch immer alle Ehre macht. Der Wald, der die Kolonie einst umgab, ist mittlerweile zwar verschwunden, aber prachtvolle brandenburgische Kiefern schmücken weiterhin die Grundstücke und Straßenränder.
Stadtkern und Seepromenade
Der Spaziergang führt nun in die Seebadallee, die Hauptstraße des historischen Stadtkerns. In der Galerie „Kunstflügel“ im GEDOK-Haus stellen seit 2013 vornehmlich Frauen aus. Die Künstlerinnen kommen aus allen Teilen Brandenburgs, aber auch aus Berlin und dem Rest der Republik. Im Hof der Anlage sind außerdem zwei Modelle des Rangsdorfers Otto Henning zu sehen, der in den 30er Jahren historische Gebäude und Denkmäler aus Beton fertigte. Davon übrig geblieben sind allerdings nur das Schloss Sanssouci und die Potsdamer Garnisonskirche.
Weiter geht es auf der Seepromenade. In einem Anbau des Vier-Sterne-Hotels Seebad Casino befindet sich das Bücker-Museum, ein großer Raum, der über die Maschinen des legendären Rangsdorfer Flugzeugbauers Clemens Bücker und die Geschichte des Eissegelns informiert. Nach einem Bummel über die Promenade gelangt man schließlich in ein kleines Wäldchen. Zwischen Birken und Sträuchern stehen Fischerhütten und Räucherkammern, die dem Ort einen verwunschenen Touch verleihen.
Klein Venedig
Den Abschluss unseres Rangsdorf-Ausflugs bildet der idyllische Stadtteil „Klein Venedig“. 1930 wurden hier Kanäle und Wege angelegt, die jedoch eher an die Flussarme des Spreewalds als an die Wasserwege der Dogenstadt erinnern. Über kleine Brücken geht es Richtung AERO-Club, der 1936 anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Berlin als Treffpunkt für Fliegerasse aus der ganzen Welt entstand. Vom nahe gelegenen Flugplatz Rangsdorf aus drehten sowohl Sport- als auch Hobbypiloten ihre Pirouetten. Am Uferweg vor dem Gebäude erinnert ein Basaltstein an die Attentäter des 20. Juli 1944 um den Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der von jenem Flughafen aus aufbrach, um Adolf Hitler in der Wolfsschanze zu ermorden.
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