In den vergangenen Wochen hat es der Lietzensee gleich zweimal in die regionalen Schlagzeilen geschafft. Zum einen feierte der rege Verein „Bürger für den Lietzensee“ sein zehnjähriges Jubiläum. Mit Putz-, Pflanz- und Spendenaktionen hat es die Initiative in den vergangenen Jahren geschafft, Sauberkeit und Wohlfühlfaktor in der historischen Grünanlage deutlich zu steigern. Zum anderen wurde vor einigen Tagen bekannt, dass ein neuer Verein das historische Parkwächterhaus am Lietzensee mit kultureller Nutzung und einem kleinen Café wiederbeleben möchte. Das macht natürlich neugierig. Und so haben wir einen der letzten warmen Spätsommer- / Herbsttage dafür genutzt, einen kleinen Spaziergang rund um das Charlottenburger Gewässer zu machen.
Geisternde Hunde
Von dieser technischen Neuerung spürt der Besucher natürlich nichts. Auch uns zieht es rasch hinab ans Wasser, das nicht zum Baden einlädt und durchgängig von einer niedrigen Holzpalisade eingefasst ist. Früher war das anders. Der See gehört, wie Grunewald- oder Schlachtensee, zur Grunewaldseenkette und wurde erst nach und nach von der Stadt „eingeschlossen“. Heute spürt man von seiner früheren Waldlage nichts mehr. Ein paar Meter entfernt braust der Verkehr Richtung ICC oder Savignyplatz. Und das Seeufer selbst ist seit 1920 ein im Jugendstil angelegter Park. Die ursprüngliche Anlage geht auf Pläne des Gartendirektors Erwin Barth zurück. Übrigens gibt es noch eine interessante Legende zur Namensgebung des Sees. Ihr zufolge soll in dem Gewässer einst ein ganzes Dorf namens Lützow bzw. Lietzow untergegangen sein. Von herumgeisternden Hunden wurde berichtet und an der versunkenen Kirchturmspitze blieben lange Zeit, so erzählte man sich, die Netze der Fischer hängen. Diese Fischer gehören heute zwar, ebenso wie das Dorf Lietzow (das übrigens tatsächlich eine historische Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Charlottenburg war) der Vergangenheit an. Doch obwohl rundum die Stadt tobt, hat sich der See etwas von seinem verzauberten Charme bewahrt.
Doch egal, wonach einem der Sinn steht: Ein schönes Plätzchen zum Picknicken, romantische Orte für zwei, idyllische Joggingstrecken und ein alles in allem recht sympathisches Völkchen findet man im Lietzenseepark allemal. Zwar schwebt gegen Abend auch mal die ein oder andere Kiffer-Fahne durch die Luft, einige abgelegenere Ecken werden von Jugendlichen mit Bierflaschen belagert und ganz selten stößt man auch auf ein wenig Müll – doch wir sind schließlich mitten in der Stadt. Und vielleicht ist es ganz gut, dass der „Kulturschock“ beim Verlassen des Parks nicht zu groß ist. Sonst stolpert man vielleicht unversehens und versinkt auf ewig in den Tiefen des Lietzensees …