Eingeweiht wurde der Viktoria-Luise-Platz am 9. Juni 1900, nachdem das rasante Wachstum Schönebergs den Bedarf nach einem neuen Wohngebiet geweckt hatte. Lebten 1871 noch rund 4500 Menschen in einer eher dörflichen Gemeinde, hatte die gerade als Stadt anerkannte Ortschaft Schöneberg 1900 bereits 100.000 Einwohner. In der Gemeinde, die 1920 der Großstadt Berlin zugeschlagen wurde, lebten vor allem vermögende Beamte und Militärs, Pensionäre und einflussreiche Persönlichkeiten aus Kultur und Gesellschaft. Ende der 1890er Jahre fiel die Entscheidung, an der Kreuzung Motzstraße / Martin-Luther-Straße einen gärtnerischen Schmuckplatz mit attraktiver Randbebauung anzulegen. Doch aus den Plänen wurde nichts – aufgrund einiger Grundstücksbesitzer, die ihr Land nicht abtreten wollten, musste man auf ein feuchtes Wiesengebiet etwas weiter westlich ausweichen.
Die sozialen Qualitäten des neuen Platzes zählten
Wie im ganzen Bayerischen Viertel, zu dem auch der Viktoria-Luise-Platz gezählt werden kann, siedelten sich in den kommenden Jahrzehnten bis zum Ende der Weimarer Republik viele Intellektuelle und Künstler im Kiez an. Am bekanntesten sind wohl der Regisseur Billy Wilder, doch auch die spätere Widerstandskämpferin Liane Berkowitz oder der Komponist Ferruccio Busoni waren zumindest für einige Jahre hier zuhause. Sie alle dürften die ruhige und doch zentrale Wohnlage mit U-Bahnanschluss – die Linie U4 wurde 1910 eröffnet -, das bürgerliche Publikum und das viele Grün am Platz geschätzt haben.
Mondänes Flair
Doch auch am schönen Viktoria-Luise-Platz gilt, wie an allen idyllischen Ecken in der Innenstadt: Wer hier leben will, muss sich das leisten können. Wer eine 100-Quadratmeter-Altbauwohnung im Kiez mieten möchte, muss dafür irgendwas zwischen 1000 und 1500 Euro im Monat übrig haben. Nach oben sind dem Ganzen natürlich keine Grenzen gesetzt …
„Ich selbst wohne in der nahen Bundesallee und schaue gern mal am Viktoria-Luise-Platz vorbei. Zum Essen oder Gassi gehen. Aber irgendwie hat man immer das Gefühl, dass der Kiez hier so eingeschworen ist, dass man selber gar nicht dazugehört. So als käme man in ein weit abgelegenes Dorf und alle würden einen erst mal komisch von der Seite anschauen. Ist natürlich Quatsch – aber ich freue mich immer, wenn ich wieder in meiner lauten und nicht ganz so schicken Heimatstraße bin.“