Ein demografischer Querschnitt
Über die Gehwege schlendern und hetzen ganz unterschiedliche Menschen. Es scheint ein guter Ort zu sein, um sich die vielfältige Berliner Bevölkerung vor Augen zu führen. An den Autos, die vorbeifahren, merkt man, dass Steglitz ein vergleichsweise wohlhabender Bezirk ist – ein Porsche reißt hier niemanden vom Hocker. Die Fußgänger auf der Schloßstraße gehören allerdings nicht alle der „upper class“ an. Viele steigen nur um, warten auf den Bus oder kommen aus anderen Bezirken, um sich bei Primark einzukleiden. Auf den Gehwegen kreuzen Teenager-Horden vorbeiflanierende Senioren, die einen unterhalten sich auf dem Weg ins Fitnessstudio über die letzten Streitereien in ihrer Clique und andere müssen nur mal eben zur Post. Touristen gibt es für so eine belebte Straße dagegen vergleichsweise wenige – schließlich stehen in der Gegend auch nicht die bekanntesten Sehenswürdigkeiten.
Eine zumindest berlinweite Berühmtheit ist wohl der Bierpinsel. Um dieses futuristische Zeugnis der Nachkriegsmoderne, entworfen von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte, gab es schon einige Kontroversen und Streits. Zuerst plante die Schlossturm GmbH, den kugeligen Turm silberfarben zu streichen – was auf strikte Ablehnung unter den Bierpinsel-Patrioten stieß. Dann erstrahlte er doch wieder in traditionellem Rot, nur um vor kurz darauf im Auftrag der Eigentümer mit buntem Graffiti verziert zu werden. Das wiederum gefällt der verwitweten Architektin Schüler-Witte nicht, die jegliche Umgestaltung missbilligt und ihr Urheberrecht geltend machen möchte. Bis jetzt ist der Turm jedoch so schön bunt geblieben.