Unterwegs am Stadtrand

Stadt, Land, Fluss: Spaziergang durchs nördliche Wuhletal

Ausblick von den Ahrensfelder Bergen auf Dörfer und flaches Land
Ein Abstecher aus dem Wuhletal auf die Ahrensfelder Berge wird mit diesem Blick nach Osten belohnt. Zur Foto-Galerie
Raus nach Brandenburg muss es gar nicht gehen, wenn du einen Ausflug ins Grüne planst: Der Wuhletal-Wanderweg in Marzahn-Hellersdorf verbindet die Natur mit dem Flair der Stadtrandsiedlungen – und großartige Ausblicke sind auch noch drin.

Nein, Natur pur ist es nicht, was Spaziergänger auf dem Weg entlang der Wuhle erwartet. Ich habe mir den nördlichen Teil der Wanderroute von Ahrensfelde bis zum S-Bahnhof Wuhletal vorgenommen. Dort wechseln sich weite Blicke über Wiesen und Felder ab mit Ansichten von Plattenbauten und anderen Mietshausriegeln. Doch wer für das Flair dieser Zwischenwelt empfänglich ist und den Stadtrand nicht per se für langweilig hält, kann hier einiges entdecken.

Das Wuhletal entstand in der Eiszeit als Schmelzwasserrinne. Heute ist die Wuhle zunächst nur ein Bach in einem Grünzug und entspringt in der Brandenburger Gemeinde Ahrensfelde. Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, wo der zugehörige Wanderweg genau beginnt. Ein möglicher Startpunkt ist die Kreuzung zur Döllner Straße, die laut Wikipedia im amtlichen Verzeichnis des Statistikamts gar nicht vorkommt und bei Google Maps falsch als Döliner Straße verzeichnet ist. Trotzdem finde ich sie und biege von ihr auf den Wuhletal-Weg ein, der ab hier auf Berliner Territorium verläuft.

Wuhletal-Wanderweg durch Eichepark mit Weiden und kahlen Bäumen, Siedlung Marzahn-Nord im Hintergrund

Blick zurück aus dem Eichepark auf Marzahn-Nord.

Park und „Berge“

Die ersten gut 500 Meter sind die ruhigsten der gesamten Etappe. Zwischen Feldern und Bäumen auf der einen und einer Böschung auf der anderen Seite ist weder von der Stadt noch von anderen Menschen viel zu sehen. Etwas mehr los ist ab der Havemannstraße. In der Nähe hält der Bus und der Grünzug weitet sich hier zum Eichepark. Westlich von ihm ist nun der Rand der Siedlung sichtbar. Aus der attraktiven Wiesenlandschaft ragt neben Strommasten vor allem der „Wuhletalwächter“ auf, ein Kletterfelsen, der dem Deutschen Alpenverein zu verdanken ist. An einem herrlichen Sonnentag im Januar ist die Gegend schon ziemlich schön – wenn erst die Bäume, die die Wegesränder säumen, wieder Blätter tragen… Leider nicht zu sehen sind heute die Hochlandrinder, die den Park in den letzten Jahren beweidet haben.

Am südlichen Ende des Eicheparks überquert der Weg die Neue Wuhle. Diese wurde in den Achtzigern künstlich als Abwassergraben für das inzwischen stillgelegte Klärwerk Falkenberg angelegt. An dieser Stelle lasse ich mir die Chance nicht entgehen, einen Abstecher auf die Ahrensfelder Berge zu machen. Unmittelbar neben dem Wuhletal-Weg beginnt der Aufstieg zum über 114 Meter hohen Westplateau. Gut, mit dem Matterhorn können die knapp zur Hälfte aus Bauschutt bestehenden „Berge“ nicht mithalten, aber der Weg nach oben über einen steilen Pfad ist spektakulärer als gedacht.

Auf dem Plateau angekommen bietet sich dann ein herrlicher Blick fast ringsherum: die Großsiedlungen von Marzahn und Hellersdorf, das weite Brandenburger Land, Natur und Großstadt. Nur im Westen blendet etwas die Sonne. Als ich mich kurz vor dem Abstieg noch mal umdrehe, jagen gerade zwei Mountainbiker, die offenbar den breiteren offiziellen Weg genommen haben, hoch zur Aussichtsplattform.

Zwei gelb-grün-weiße Hochhäuser in Hellersdorf mit Sonnenblumen vorne drauf, davor ein großes Heizungsrohr

Vom Wuhletal-Weg aus zu sehen: die Sonnenblumen-Hochhäuser in Hellersdorf.

Stadtrandgefühle in Hellersdorf

Weiter geht es auf dem Wanderweg im Tal. Wuhle und Neue Wuhle fließen jetzt nur wenige Meter voneinander entfernt parallel, die östlich gelegene Wuhle bildet die Landesgrenze. Der Weg ist nun stärker frequentiert von Spaziergänger*innen, Jogger*innen und Radler*innen. Wie nah man an der Stadt ist, merkt man spätestens beim Erreichen der Landsberger Allee. Die stark befahrene Ausfallstraße will erst einmal überquert werden, was schon mal einige Minuten dauern kann. Auf der anderen Seite geht es östlich der Neuen Wuhle weiter, die sich inzwischen mit der Wuhle gekreuzt hat. Linker Hand verlaufen nun grüne Fernwärmerohre, die an vielen Stellen mit Graffiti verziert sind. Dahinter sind Hellersdorfer Mietshäuser zu sehen. Der Weg überquert die Eisenacher Straße und einige Hundert Meter weiter durchquere ich das Wuhletal und gehe auf der Westseite entlang des Kienbergs weiter. Der wäre natürlich ebenfalls eine Besteigung wert, nicht zuletzt wegen seiner Aussichtsplattform, doch das ist eine andere Geschichte.

Auf der anderen Seite des Tals liegen der Jelena-Santic-Friedenspark, die Touristen-Information des Bezirks und natürlich die Talstation der Seilbahn, die zur Internationalen Gartenausstellung 2017 errichtet wurde. Seither gibt es auch den Wuhlesteg über das Tal, der bis vor das ebenfalls neue Umweltbildungszentrum am Wuhleteich führt. Von hier aus sind es wiederum nur wenige Hundert Meter bis zu den Gärten der Welt.

Grüner Hügel mit laublosen Bäumen oben drauf, eine Treppe führt hoch: Kienberg

Ebenfalls einen Abstecher wert: der Kienberg. Oben steht die Aussichtsplattform Wolkenhain, die zur IGA 2017 gebaut wurde.

Trotz all dieser Attraktionen setze ich meinen Weg Richtung Süden fort, auch angesichts der schon tief stehenden Sonne. Wie über weite Strecken der Etappe gibt es hier nicht den einen Wuhletal-Weg, sondern mindestens zwei – der andere verläuft auf der anderen Seite des Grünzugs und des Flüsschens. Es geht nun vorbei an Kleingärten und später am Wuhlgarten, hinter dem das Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn liegt. Auf der östlichen Seite wird die Wuhle von einem Wäldchen verborgen, dafür ist der Karpfenteich zu sehen. Etwa 300 Meter weiter endet der Spaziergang zwischen Stadt und Natur am S-Bahnhof Wuhletal. Von hier aus kommt man bequem zurück in die Innenstadt. Der Wanderweg führt von hier noch etwa 7,5 Kilometer weiter nach Köpenick, bis zur Mündung der Wuhle in die Spree.

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