Angeblich ist Albert Einstein die Relativitätstheorie ja auf seinem Drahtesel eingefallen und für sämtliche Victoria’s Secret-Engel ist der Fahrradsattel ja schon fast wie ein zweites Zuhause. Aber auch unter uns Normalsterblichen wird Indoor-Cycling immer beliebter. Um den neuen Trend mal auszuprobieren, und natürlich in der Hoffnung, dass ich auch mal so schlau wie Einstein und fit wie ein Model-Engel werde, melde ich mich im neuen Ride.bln-Studio an und kriege direkt einen Probetermin.
Als ich das Studio in Berlin-West betrete, werde ich schon wärmstens begrüßt: CEO und Co-Founder Till Trilling zeigt mir das Studio, hilft mir bei der richtigen Schuhauswahl und gibt mir ein kaltes Wasser und ein paar motivierende Worte mit auf den Weg. Im Studio, in dem etwa vier Reihen von Spinning-Bikes hintereinander aufgebaut sind, entscheide ich mich dann (natürlich) für die allerletzte und nehme schon mal auf einem Sattel Platz.
Party aufm Fahrrad
Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, denn alle Anwesenden machen mir deutlich klar wie anstrengend das Training wird und betonen, dass ich einfach ganz langsam machen soll, wenn es mir zu viel wird. Na ja, gut. Ich habe ja die Anweisungen auf der Website befolgt und nur etwas Leichtes gegessen und genug getrunken. Ich werde schon nicht vom Fahrrad kippen.
Dann geht das normale Licht aus und wird durch mildes Kerzenlicht ersetzt. Nur noch Trainerin Johanna, die auf einem Fahrrad gegenüber von uns Teilnehmern sitzt, wird von einer Leuchte angestrahlt und begrüßt uns alle herzlich. Dann lehnt sie sich zu ihrem Mini-Dj-Pult rüber und legt beatlastige, funky Disko-Musik auf. Anschließend gibt sie die ersten Anweisungen und wir fangen an zu strampeln. Passend zur Musik setzen jetzt auch die bunten Party-Lichter ein und die Club-Atmosphäre ist vollkommen.
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Johanna ist eine richtige Power-Frau, durch und durch euphorisch, eine Stimmungskanone, wie sie im Buche steht! Ich frage mich, wie man überhaupt noch so laut und motivierend sprechen kann, wenn man dabei so schnell radelt, wie es eben geht. Meine anfängliche Nervösität ist wie weggewaschen. Es gibt hier auch wirklich keinen Grund dafür angespannt zu sein – schließlich ist es ja auch dunkel, keinen interessiert’s, wie doll ich schwitze, niemand hört mein Hecheln, weil die Musik ja laut genug ist und überhaupt, es scheint nicht wichtig zu sein, wie gut trainiert man ist. Jeder macht einfach so schnell und so viel er kann. Jeder ist bei sich selbst und seinem eigenen Körper.
Wir wechseln zwischen im Stehen-, und im Sitzen fahren, drücken uns Liege-Stützen-artig vom Lenker auf und ab, fahren mal schnell mit wenig Gegendruck der Pedale, mal langsamer, dafür mit viel Gegendruck. Es ist ein sehr abwechslungsreiches Workout – hätte ich vorher gar nicht gedacht, wo doch alles auf dem Fahrrad stattfindet – und eben auch sehr schweißtreibend. (Ich sehe inzwischen auch aus wie ein übergossener Pudel, aber hey – sieht ja keiner.)
Schluss mit Strampeln und ran an die Hanteln
Gerade, als ich wirklich nicht mehr kann und wie ein nasser Sack auf meinen Sattel plumpse, sagt Johanna, dass wir uns hinsetzen sollen, um mit den Hanteln weiterzumachen. Eine sehr willkommene Pause! Nach zehn Minuten ohne Absetzen der Gewichte, sind es dann allerdings meine Arme, die eine Pause fordern und nachdem ich mich durch die letzten Übungen stemme, geht die Tour-de-France auch schon weiter. Ich gebe nochmal richtig Vollgas und bin stolz und glücklich, dass ich die erste Stunde erfolgreich absolviert habe – in meinem ganz persönlichen, langsamen Anfänger-Tempo.
Am Ende gibt’s noch Yoga und Stretching on-the-bike, hab ich auch noch nie erlebt. Ich spüre quasi schon meinen Muskelkater, aber es fühlt sich gut an. Ich bin total erschöpft und gleichzeitig richtig glücklich. Johanna geht rum und gibt jedem Teilnehmer ein High-Five und ein strahlendes Lächeln.
Am Ausgang fragt Till, wie es allen geht und gibt jedem einen kühlen Waschlappen für den Kopf. Danach stelle ich mich noch unter eine der riesigen Regenwaldduschen und entspanne dabei voll und ganz.
Ich kann den Hype schon verstehen – man kriegt einen riesigen Glücksschub und ich bin echt nicht unbedingt die Person, die beim Sportmachen so glücklich ist. Aber das Workout ist irgendwie anders als der Sport, den ich sonst so mache (na ja, mal gemacht habe). Es fühlt sich eben nicht so an, als würde man die Zeit abzappeln. Stattdessen ist man eher überrascht, wie schnell 50 Minuten dann doch umgehen.
Ein Glück ist ride.bln perfekt für Leute wie mich, die nicht bereit sind einen Vertag für ein Fitness-Studio zu unterzeichnen, in das sie dann (leider) doch nicht gehen. In diesem Studio kann man einfach nur den Ride (26 Euro pro Ride, leider nicht ganz günstig) buchen. Du zahlst also wirklich nur für das, was du auch machst. Wenn du neugierig geworden bist, immer noch nach einem Sport suchst, der sich nicht nach Mord anfühlt oder dich einfach mal richtig auspowern und frei-radeln willst, buch dir schnell deinen ersten ride!