Rund 800 Menschen sitzen an diesem Freitag in der letzten vollständig erhaltenen Halle des Spreeparks. Ur-Berliner und Zugezogene wollen wissen, was nun aus dem Spreepark wird: Interessierte mit weißem Haar sitzen auf Plastikstühlen in der ersten Reihe, ein Mann mit Achselshirt und Turnbeutel auf einer Bierbank dahinter, einige Kinder machen es sich in Booten oder einem Plastikschwan bequem. Die haben viele Runden durch den ehemaligen Freizeitpark gedreht – und wurden nur für den ersten Bürgerdialog zur Entwicklung des Geländes in die große Halle gebracht.
Organisiert haben das Ganze die neuen Verantwortlichen für den Spreepark, die Mitarbeiter von Grün Berlin. Das Unternehmen entwickelt das Gelände im Auftrag des Landes Berlin – wie übrigens schon den Britzer Garten und die Gärten der Welt. Berlins Stadtentwicklungs-Senator Andreas Geisel kommt auf ihrer Bühne ebenso zu Wort wie Sprecher vom Music Board Berlin oder vom Naturschutzbund. Ihre Wünsche für das 30 Hektar große Gelände sind so verschieden wie die des Publikums. Ein paar Dinge sind aber schon beschlossene Sache.
Es wird keinen neuen Freizeitpark geben
- Der Standort wird über Kunst und Kultur entwickelt. Künstler sollen unter anderem im Eierhäuschen unterkommen und ihre Projekte im Spreepark verwirklichen.
- Im Park entsteht kein neuer Rummel, kein Wald und kein Wohngebiet.
- Es wird kein rein kommerzieller Ort geplant, aber ein Anziehungspunkt für Berliner und Touristen.
- Auch in Zukunft werden keine Reisebusse im Wald vor dem Gelände parken. Statt mit dem Auto soll man den Park mit den Öffentlichen erreichen.
- Nichts überstürzen: Die neue Erschließung wird Jahre dauern. Auch weil das Geld knapp ist. Von den zehn Millionen Euro Kapital für das Projekt steht nur noch eine Million zur freien Verfügung – sieben werde für die Instandsetzung des dankmalgeschützten Eierhäuschens gebraucht, zwei damit du das Spreepark-Gelände überhaupt sicher begehen kannst.
Klar ist auch: So ganz ohne die Fahrgeschäfte von früher kommt der Freizeitpark natürlich nicht aus. Das Riesenrad und die Parkbahn könnten sogar wieder in Betrieb genommen werden. Und sonst so? „Wir machen einfach die Tür auf. Macht was aus diesem Gelände, wir vertrauen da auf euch“, hat Senator Geisel beim ersten Bürgerdialog gesagt.
Ideen gibt es jedenfalls genug: für ein Hundeauslaufgebiet, einen Spielplatz und einen Skate- und Graffitipark zum Beispiel. Viele wollen die Nähe zum Wasser für ein Schwimmbad oder Fährverbindungen nutzen und vor allem, dass der Zutritt zum Park nichts kostet. Auch ein paar englischsprachige Zettel sind zu finden, die einen Pub oder eine Festival-Area auf dem Gelände fordern.
So geht es mit dem Dialog im Spreepark weiter
Ab Ende Juli sorgt eine Expertenkommission aus internationalen Architekten, Stadtplanern und Kreativen dafür, dass aus den vielen Wünschen ein Konzept wird. Beim zweiten Bürgerdialog im Herbst können wir das Team und ihre Ideen für den Spreepark kennenlernen – und natürlich mit ihnen diskutieren. Den Masterplan für das Gelände stellen sie voraussichtlich im Frühjahr 2017 vor.
Übrigens: Bald will Grün Berlin einstündige Führungen über das gesamte Spreepark-Areal anbieten. Die sind im Gegensatz zum Einsteigen über den Parkzaun legal, aber nicht kostenlos.