Im Februar 1889 war es „Wie man sich eine Frau verschafft“ und heute steht „Meine Braut, sein Vater und ich“ auf dem Spielplan. Die Köpenicker Kulturinstitution geht mit der Zeit, dem Humor bleibt sie aber immer treu. Seit der ersten Aufführung im 19. Jahrhundert soll das Publikum hier vor allem Lachmuskeln trainieren – und das fast jeden Tag. An vier bis fünf Abenden die Woche bringt das Ensemble Märchen und witzige Geschichten für Kinder sowie Komödien der Theatergeschichte und die neuesten Publikumsschlager für die Großen auf die Bühne. Diese stand zu Beginn noch im damaligen „Kleins Hotel“ in der Lüdersstraße am alten Markt und damit im größten Saal Alt-Köpenicks. Regelmäßig wurde hier kulturelle Unterhaltung von Lessing über Hoffmann bis zu den Stettiner Sängern angeboten und zwischendurch Feste wie der Sommernachtsball der Klempner, die Rekrutenfeier, Bockbieranstich und später auch Filmabende veranstaltet.
In den Fünfziger Jahren musste das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen werden und das Stadttheater Cöpenick ist erst 1992 wieder auferstanden. Diesmal im Festsaal des Köpenicker Rathauses und mit dem Stück „Wat braucht der Berliner“ in schönster Berliner Volks- und Mundart. Das Repertoire fokussierte sich wieder auf die Heimatregion und wurde zudem mit Stücken wie Hans im Glück, Struwwelpeter, Max und Moritz oder auch Rumpelstilzchen um das Programm für Kinder erweitert. So entwickelte sich das Haus zu einem Theater für die ganze Familie und stellt heute die Bühne regelmäßig auch für Solo-KünstlerInnen aus Kabarett und Musik zur Verfügung. Zusätzlich spielt das Ensemble auf Kindertagen, in Senioreneinrichtungen und auf Stadtteilfesten.
Zu Köpenick gehört auch immer ein Hauptmann
Ein Höhepunkt des Bezirks und des Theaters war die Aufführung von Carl Zuckmayers „Der Hauptmann von Köpenick“ am Originalschauplatz im Köpenicker Rathaus und zum 100-jährigen Jubiläum der bekannten Gaunergeschichte. Der arbeitslose Schuster und mehrfach wegen Diebstahls und Urkundenfälschung verurteilte Friedrich Wilhelm Voigt hatte hier am 16. Oktober 1906 in einer gebrauchten Hauptmannsuniform den Bürgermeister Georg Langerhans verhaftet und die Stadtkasse geraubt. Zehn Tage später flog der Schwindel auf und der falsche Hauptmann wurde festgenommen. Mit seinem ausgeklügelten und spektakulären Coup bleibt er wohl bis heute die bekannteste Persönlichkeit Köpenicks.
Das Stadtteiltheater, heute in einer ehemaligen Kodak-Fabrik in der Friedrichshagener Straße, erfreut sich auch einiger Beliebtheit und ist eine feste Kulturinstitution des Bezirks. Einige Stücke sind schon Monate im Voraus ausverkauft, andere werden aufgrund von vielfacher Nachfrage zurückgeholt. Dass die Karten schnell weg sind, liegt allerdings auch daran, dass der Saal mit etwa 60 Publikumsplätzen ziemlich klein ist. Bisher blieb die Suche nach einer größeren Spielstätte erfolglos und so finden die Aufführungen vorerst weiter in der alten Filmfabrik statt. Vielleicht macht das aber auch gerade den familiären Kiez-Charme des Theaters aus.
Mehr Infos zum Stadttheater Cöpenick und zum Spielplan gibt es hier.