Udo Walz ist ein gefragter Mann. Kaum hat der Coiffeur, der nicht nur die deutsche Prominenz, sondern regelmäßig auch internationale Stars wie Charlize Theron, Sarah Jessica Parker, Keanu Reeves oder Jodie Foster frisiert, in seinem Salon in der Uhlandstraße ein Fernsehteam verabschiedet und neben mir Platz genommen, läutet das Mobiltelefon. Am anderen Ende der Leitung meldet sich Barbara Becker, um mit ihrem langjährigen Freund über das aktuelle „Gala“-Cover und den nächsten Berlin-Besuch zu plaudern.
Als sich schließlich einige Minuten Zeit für ein Gespräch finden, klärt der gelernte Friseur zunächst die Frage, warum es ihn in den 60er Jahren nach Berlin trieb. „Damals wurden junge Männer aus Westberlin nicht zum Wehrdienst einbezogen. Für mich eine gute Möglichkeit, weiter meinen Beruf ausüben zu können“, so Walz. Von heute auf morgen wurde der gebürtige Schwabe, der seine Lehre in Stuttgart absolviert und danach erste Promi-Erfahrungen in St. Moritz gesammelt hatte, mit der Stadt allerdings nicht warm: „Ich habe ungefähr ein Jahr gebraucht, um mich hier wirklich wohl zu fühlen.“
Geliebte Metropole
Udo Walz‘ Liebe zu Berlin wurde nach dieser kurzen „Bedenkzeit“ jedoch umso größer. „Ich habe alle Städte auf der Welt gesehen – doch mit Berlin kann sich keine andere Metropole messen“, so Walz. „Die Berliner sind einfach unglaublich tolerant. Hier kann jeder machen, was er will, ohne von der Seite schief angeschaut zu werden.“ Auch die Tatsache, dass Berlin – abgesehen von einigen kleineren Staus auf dem Stadtring – keine wirkliche Rush-Hour habe, sei nicht zu unterschätzen.
Tipps für den Besuch der City West
Unter anderem freut sich Walz, der allein in Berlin neun Friseursalons betreibt, über die Ende 2012 eröffnete Borchardt-Dependance Grosz am Kurfürstendamm, die „gleich um die Ecke richtig gute Küche“ anbiete. Auch die schon etablierte Astor Filmlounge ist für Udo Walz eine empfehlenswerte Adresse am Ku`damm. In dem denkmalgeschützten Kinosaal können die Besucher Kinoklassiker und aktuelle Produktionen anschauen und gleichzeitig leckeres Essen und Cocktails genießen. Als weiteres kulturelles Highlight empfiehlt Walz die Komödie am Kurfürstendamm, in der er „immer wieder gerne“ vorbeischaut.
Über die aktuelle „Schwaben-Debatte“ in der Hauptstadt, die Ende des Jahres von den Äußerungen eines bekannten SPD-Politikers angeheizt wurde, kann der gebürtige Waiblinger (zehn Kilometer von Stuttgart entfernt) nur schmunzeln. „Wolfgang Thierses Thesen sind Quatsch. Viele Schwaben sind in Berlin einfach ziemlich erfolgreich – und das mögen manche Leute eben nicht“, so Walz. Vor allem der süddeutschen Küche ist er auch nach Jahrzehnten in Berlin noch immer eng verbunden: „Ich kaufe mir immer mal wieder eine Brezel im KaDeWe und auch im schwäbischen Restaurant Wiesenstein am Viktoria-Luise-Platz schaue ich gerne vorbei.“
Udo Walz schneidet weiter
Zu den Gerüchten um seinen baldigen Ruhestand sagt der Starfriseur: „Ich werde mit 70 nicht aufhören. Das ist falsch rübergebracht worden. Ich liebe meinen Beruf und möchte arbeiten, bis ich nicht mehr kann. Ich will nur keine 15-jährigen Mädchen mehr frisieren – die sollen sich an die jüngeren und hipperen Kollegen halten.“
Bei den aktuellen Frisurentrends macht ihm aber so schnell keiner was vor. Besonders „in“ sind Walz zufolge „Hochsteckfrisuren für den Abend, Pagenkopf oder ganz lang und schokobraune sowie blau-schwarze Farbtöne und tabak- oder bernsteinfarbene Strähnen in den Spitzen“.
Lesen Sie nächste Woche in unserer Reihe „Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez“: Oliver Wnuk
Weitere Artikel zum Thema: