Die drei Musketiere, wie sie sich selbst auf der Website bezeichnen, sind SirPlus-Initiator Raphael Fellmer, sein langjähriger Freund, der Umweltingenieur Martin Schott, sowie der Digital-Unternehmer Alexander Piutti. Anfang 2017 begannen sie die Arbeit an ihrer Vision: essbare Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten. Dafür sammelten sie auf Startnext Geld, um einen Reste-Supermarkt sowie einen Online-Shop mit Lieferservice aufbauen zu können, in Berlin sogar mit Same-Day-Delivery. Das Fundingziel mit 150.000 Euro erreichten sie mittels Schnupper-Retterboxen, die es nun standardmäßig zu bestellen gibt. Innerhalb von 6 Monaten besuchten bereits 80.000 Kunden den neuen Shop und über 750.000 Mahlzeiten wurden gerettet. Und nun gibt es sogar am EUREF-Campus den ersten Automaten für gerettete Lebensmittel mit süßen, salzigen Knabbereien, Getränken und Fertigmahlzeiten.
Warum es sich lohnt, gerettete Lebensmittel zu kaufen? Die regionalen und saisonalen Nahrungsmittel werden bis zu 70 Prozent billiger verkauft als im Supermarkt, das oft nervige Einkaufen fällt weg und du tust dabei noch spielend leicht dem Planeten etwas Gutes, da CO2 für Produktion und Lieferung neuer Lebensmittel eingespart wird. Die Rettung und der Vertrieb geretteter Lebensmittel, die auch Bier, Joghurt oder Schokolade betreffen, sind aber nur der Anfang: „Im zweiten Schritt werden wir einen digitalen Marktplatz für überschüssige Lebensmittel schaffen, um Angebot und Nachfrage der Lebensmittel besser zu koordinieren. Dort können sich Landwirte, Großhandel, Produzenten aber auch Tafeln, Stadtmissionen und foodsharing vernetzen. Für gemeinnützige Organisationen wird die Plattform kostenfrei sein“, erklärt Fellmer das Konzept.
Krumm, klein, köstlich – aus Müll wird Essen
Das Start-up will auch andere Non-Profit-Projekte unterstützen: 20 Prozent der Reste-Lebensmittel werden an gemeinnützige Einrichtungen gespendet, wie die Tafel, die Nahrungsmittel-Tauschplattform Foodsharing oder das Restaurant Restlos Glücklich, das mit geretteten Lebensmitteln kocht. Auf dem Marktplatz von SirPlus kann sich ein Bauer mit Lebensmittelherstellern vernetzen, die seine übrig gebliebenen Erzeugnisse verarbeiten. Dann werden zum Beispiel aus Kartoffeln Kartoffelchips. Die Möglichkeiten sind riesig: „Reifes Obst und Gemüse kann zu Smoothies, Trockenobst oder -chips verarbeitet werden, wie zum Beispiel das Fruchtpapier von Dörrwerk„, sagt der 33-Jährige. Ein weiteres interessantes Produkt ist selo coffee fruit, das aus der Kirsche der Kaffeepflanze besteht. Normalerweise wird diese bei der Ernte weggeworfen, doch auch sie enthält Koffein und kann zu einem leckerem Drink verarbeitet werden, der auch bei SirPlus angeboten wird.
Gerade bei den Landwirten müssen am meisten Lebensmittel weggeworfen werden – laut Fellmer 10 bis zu 50 Prozent. Mögliche Gründe sind Überproduktion, Hagelschäden oder schlicht Obst und Gemüse, das nicht den äußerlichen Standards der Konsumenten oder Supermärkten genügt. Schuld an der Verschwendung ist auch das Mindesthaltbarkeitsdatum, das von vielen Konsumenten falsch verstanden wird. Hier ist Aufklärung nötig: „Das Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet ja mindestestens haltbar bis und fast alle dieser Lebensmittel sind noch Wochen, ja sogar Monate über das Datum genießbar.“ SirPlus verkauft genau diese Produkte – deswegen wird deren Qualität auch regelmäßig in Stichproben untersucht.
Iss Junkfood und rette Lebensmittel
Später soll es dann auch glutenfreie oder Junkfood-Boxen geben, alternativ kannst du deine Produkte aber auch einzeln auswählen und liefern lassen. Eine Retterbox oder einzelne Produkte kannst du hier hier im Online-Shop bestellen – sogar vegan oder vegetarisch.
Den Sir-Plus Reste-Supermarkt findest du in der Wilmersdorferstr. 59, 10627 Berlin.