Insider-Tipps für die Hauptstadt

Ein "White Rabbit" führt uns durch Berlin

Anonyme Tipps für bis zu 40 Suchende pro Tag: Der White Rabbit streift im Zick-Zack durch Berlin.
Anonyme Tipps für bis zu 40 Suchende pro Tag: Der White Rabbit streift im Zick-Zack durch Berlin.
Wie bei Alice im Wunderland: Der Dienst "White Rabbit" verschickt Berlintipps per SMS. Die Macher wollen besser sein als Reiseführer- und bleiben inkognito.

Am Anfang stand die Langeweile und die Ratlosigkeit. Bei „Alice im Wunderland“ wird die kleine Hauptfigur durch ein weißes Kaninchen aus der Lethargie eines Sommertages erlöst. Das merkwürdige Tier springt durch den Garten, hinein in ein Erdloch, und Alice folgt ihm gespannt – am Ende des Tunnels wird sie auf Abenteuer stoßen und Dinge erleben, von denen sie nie auch nur geahnt hätte.

Ganz so surreal geht es beim Berliner SMS-Dienst „White Rabbit“ nicht zu. Doch das Konzept kommt dem weißen Hasen aus dem Kinderbuchklassiker ziemlich nah: Jan Tewes Thede und Luke Atcheson führen durch ihr Berlin wie durch einen verwinkelten Kaninchenbau, in dem es unendlich viel zu entdecken gibt. Eine kurze SMS an die Nummer 0157/802 319 12 genügt: Wo gibt es den besten Döner? „Das Fleisch bei Imren in der Boppstraße ist echt lecker.“ Am Wochenende kommt Verwandtschaft vorbei, was könnte man unternehmen? „Pfaueninsel oder Liebermann-Villa passen immer. Schick essen gehen kann man bei Dottír in Mitte.“ Und wo sind die besten Badeseen? „Der Stechlinsee ist super, liegt aber etwas außerhalb. Für den Feierabend ist der Orankesee geeignet.“

Aus Not einen SMS-Dienst gemacht

Der Einfall kam Jan Thede vor ein paar Monaten in London. Kurz zuvor war sein Smartphone kaputtgegangen. „Von einem einfachen Handy aus habe ich mit einem Londoner Freund SMS geschrieben, und er hat mich durch die Stadt gelotst.“ Zurück in Berlin holte Thede seinen Freund Luke Atcheson ins Boot. Gemeinsam tüftelten sie einen Nachmittag an der Idee herum, kauften ein billiges Handy und eine SIM-Karte – fertig war „White Rabbit“. Über eine App auf ihren Smartphones haben beide stets Zugriff auf die einlaufenden SMS.

Thede und Atcheson glauben: Wenn man eine Stadt erkunden will oder die Nase voll hat vom immer gleichen Restaurant, der immer gleichen Bar, den immer gleichen Museen, ist nichts besser als ein Tipp von Freunden. „Und wir sind wie der Freund, der sich gut auskennt, dem du vertrauen kannst und der dich irgendwo hinschickt.“ Besonders gut funktioniert das natürlich, wenn die Nutzer des Dienstes einen ähnlichen Geschmack haben wie Thede und Atcheson. „Wir empfehlen, was wir selbst mögen, versuchen aber auch weiterzuhelfen, wenn jemand andere Vorlieben hat.“

Unabhängige „Kreuzberger Boheme“-Tipps

Die Köpfe hinter „White Rabbit“ sind vom Typ „Kreuzberger Boheme“: 31 und 34 Jahre alt, ihr Geld verdienen sie in den Bereichen Medien und Digitales. Sie sind viel unterwegs, probieren Restaurants aus und durchsuchen Veranstaltungsportale nach passenden Terminen. Wissen sie keine Antwort auf eine Frage, bitten sie ihre eigenen Freunde in einem großen Gruppenchat um Rat. „White Rabbit steht schon für ein bestimmtes Berlin, für ein eher popkulturelles Berlin vielleicht“, schätzt Jan Thede. Die meisten Tipps beziehen sich entsprechend vor allem auf Szenekieze in Mitte und Kreuzkölln.

Den Vorteil von „White Rabbit“ gegenüber Reiseführern oder Onlineportalen wie Foursquare sieht Thede in der Unabhängigkeit: Keine Kooperationen mit Geschäften und Restaurants, keine Empfehlungen, die von vermeintlichen Privatpersonen kommen. Außerdem sind die beiden – wie es sich für ein Kaninchen gehört – oft unterwegs und schnell. „Wenn irgendwo etwas Tolles aufmacht, bekommen wir das recht bald mit.“

Die App ist in Planung und sucht Finanzierung

Momentan beantworten Thede und Atcheson die SMS neben ihren Jobs. Bis zu 40 Nachrichten erhält das weiße Kaninchen täglich, die Antworten kommen meistens innerhalb einer Stunde zurück. Manchmal bitten sie die Nutzer dann auch um eine Spende über den Onlinebezahldienst Paypal. Zukünftig soll das unkomplizierter werden, eine App ist in Planung, gerade suchen sie potenzielle Geldgeber. „Wir mögen aber den Charme der SMS und der ominösen Nummer – das soll also unser erster Kanal bleiben“, sagt Jan Thede.

Einmal wollte jemand wissen, wo man Crack kaufen kann, meistens geht es aber um harmlose Ausgeh- und Kulturtipps. Nur selten weiß das weiße Kaninchen keinen Rat. „Gerade erst hat ein Vater gefragt, was er mit seinem achtjährigen Sohn machen kann – da haben wir noch eine ziemlich große Wissenslücke.“


Quelle: Der Tagesspiegel

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