Ärzte als Gründer

Triaphon, ein Anruf kann Leben retten

Ein Arzt kniet vor dem Bett eines farbigen Mädchens im Krankenhaus
Wichtig ist, dass sich Arzt und Patient verstehen: nicht nur menschlich, sondern allein schon rein sprachlich!
Informationen sind manchmal lebenswichtig – vor allem im Krankenhaus. Aber was ist, wenn du die Sprache nicht kannst und dich mit Händen und Füßen verständigen musst? Triaphon beendet das heikle Ratespiel für Ärzte, das sie nur selten gewinnen können.

Wenn du krank bist, gehst du zum Arzt, bekommst eine Behandlung und wirst wieder gesund. Das ist der Idealfall, der hierzulande als selbstverständlich hingenommen wird. Aber um so erfolgreich arbeiten zu sein, müssen Mediziner nicht nur gut ausgebildet sein, sie müssen mit Patienten reden können, um die Krankheit zu diagnostizieren. Neben den Symptomen machen nämlich auch Details aus der Vorgeschichte Unterschiede in der Diagnose aus. Deshalb wirst du immer gefragt, seit wann du krank bist, ob du die Symptome vorher schon mal hattest und so weiter… Wie überlebenswichtig das Gespräch mit dem Patienten ist, musste Triaphon-Gründerin Dr. Lisanne Knop schon als Studentin erfahren …

Tödliche Fehldiagnose

Eine vietnamesische Mutter kam mit ihrem Sohn in die Notaufnahme. Mit Gesten versuchte sie sich verständlich zu machen und so errieten die Ärzte, dass der Kleine erbrochen hatte. Weil gerade ein Magen-Darm-Virus in der Stadt grassierte, kam der Junge an den Tropf und blieb zur Beobachtung im Krankenhaus. Am nächsten Morgen war er tot. Sein Tumor im Kopf wurde nicht als solcher erkannt, weil die Mutter nicht mitteilen konnte, dass das Kind schon seit Wochen erbrochen hatte und nicht nur an jenem Abend.

Start-up löst Probleme

Dieses Erlebnis treibt Dr. Lisanne Knop noch heute an. Sie arbeitet mittlerweile nicht nur als Ärztin im Sana Klinikum in Lichtenberg, sondern hat auch gemeinsam mit dem Hamburger Arzt Dr. Korbinian Fischer und einem großen ehrenamtlichen Unterstützerteam das Sprachmittler-Projekt Triaphon gegründet, um fatale Missverständnisse in Zukunft ausschließen zu können. „Wir setzen uns ein für eine Medizin ohne Sprachbarriere“, erklärt uns Dr. Fischer, „Patienten müssen Gehör finden, sonst ist eine qualitativ vertretbare medizinische Versorgung nicht möglich.“ Und um allen Gehör zu verschaffen, bauten Knop und Fischer ein kleines Netzwerk aus Sprachmittlern auf, die rund um die Uhr Ärzten als Übersetzer zur Verfügung stehen. Die Sprachmittler sind nur zum Teil professionelle Dolmetscher, die anderen sind Sprachmittler mit medizinischem Hintergrund oder Menschen, die Deutsch und eine zweite Sprache auf sehr hohem Niveau sprechen. Sie alle helfen, die Fragen des Arztes und die Antworten der Patienten verständlich zu machen. Allein das Wissen darum, wann ein Patient etwas zu sich genommen hat, entscheidet manchmal über Leben und Tod. „Ist ein Patient nicht wirklich nüchtern, kann er bei Untersuchungen in (Teil)Narkose Mageninhalt in die Lunge bekommen“, klärt uns Dr. Fischer auf. „Ein lebensbedrohlicher Zustand ist die Folge.“

Menschen helfen Menschen

Angeboten wird der Übersetzungsdienst derzeit für Arabisch, Persisch, Vietnamesisch, Russisch, Rumänisch und Türkisch. Weitere Sprachen sollen hinzukommen. Die rund 190 Sprachmittler werden von Triaphon geschult und betreut. Der enge Kontakt sorgt auch dafür, das System immer weiter zu verbessern. In Triaphon steckt viel Engagement und Leidenschaft, vor allen bei den Gründern, die sich von kleinen und größeren Problemen nicht aufhalten lassen. Ihre Motivation ziehen sie aus dem Lob der Ärzte und der Dankbarkeit der Patienten. Und Motivation brauchen sie auch, um das Projekt voranzutreiben. Neben dem Ausbau des Netzwerkes möchten sie nämlich auch ein politisches Umdenken bewirken. Dolmetscher-Leistungen sollten Teil der gesetzlichen Krankenversicherung werden, meint Dr. Fischer: „Die Kosten sollten nicht auf die Patienten oder Krankenhäuser abgewälzt werden.“ Dafür bedarf es einer Änderung im Sozialgesetzbuch V.

Spenden erwünscht

Das Unternehmen ist übrigens gemeinnützig, es geht nicht darum Profit aus dem System zu schlagen. Und die beiden Ärzte Lisanne Knop und Korbinian Fischer, die viel Zeit und Arbeit in Triaphon stecken, wollen auch nicht wie andere Start-ups schnell groß werden. „Wichtig ist uns ein stetiges, langsames Wachstum mit großer Professionalität und Qualität“, erklärt Knop. Noch ein Unterschied zu den vielen Start-ups in unserer Stadt: Triaphon finanziert sich nicht durch Risiko-Kapital, sondern vor allem durch Spenden. Erst ab 2020 werden die Einnahmen wohl ausreichen, dass es sich selbst trägt. Bis dahin ist jeder Euro willkommen, aber auch Übersetzer werden immer gesucht. Wenn du mit Sprache Leben retten kannst, dann nütze deine Chance.

Triaphon gUG, Schillerpromenade 40, 12049 Berlin

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