Stasimuseum wiedereröffnet

Vom Staub befreit

Der Eingang zum ehemaligen Standort des Ministeriums für Staatssicherheit. Mielkes Sekretariat wurde nach seinen eigenen Wünschen eingerichtet.
Der Eingang zum ehemaligen Standort des Ministeriums für Staatssicherheit. Mielkes Sekretariat wurde nach seinen eigenen Wünschen eingerichtet.
Von hier aus drangsalierte die Staatssicherheit das DDR-Volk. In den letzten Jahren wurde der Dienstsitz von Ex-Stasi-Minister Erich Mielke für elf Millionen Euro renoviert. Nach 18-monatiger Sanierung ist die Gedenkstätte wieder für alle geöffnet.

Lenin ist weg. Die Totenmaske des Revolutionärs hatte viele Jahre Erich Mielkes breiten braunen Schreibtisch im ersten Stock von Haus 1 des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR verziert – nun ist der Kopf nicht mehr da. Als ob jemand gerade mit dem Staubtuch die Schreibtischplatte blank geputzt hätte. Außer zwei schwarzen Telefonen ist nichts geblieben. Auch die Wandschranktüren hinter dem mit blauem Stoff bezogenen Sessel des Stasi-Chefs sind geschlossen. Der einst dort deponierte Safe mitsamt seinem brisanten Inhalt lässt sich nur noch erahnen.

Vielleicht wollten die Erneuerer mit dieser Kargheit den Eindruck erwecken, dass Mielkes Büro für immer und ewig geschlossen ist. Ansonsten bekommt der Besucher in der Minister-Etage wenig Aufregendes zu sehen: Eine Zimmerflucht, die auf der einen Seite in einem Besprechungsraum und auf der anderen im blau gekachelten Badezimmer samt Minister-Klo neben einer breiten Schlafcouch endet. Von dieser spießigen Ödnis aus wurde das Stasi-Imperium gelenkt und das DDR-Volk drangsaliert, bis 1990 mutige Wutbürger Schild und Schwert der allmächtigen Partei zerbrachen und den riesigen Stasi-Komplex an der Lichtenberger Normannenstraße zum Volkseigentum machten.

Authentische Gedenkstätte

Das 1961 erbaute Haus 1 war über ein Jahr lang geschlossen, weil es dringend restauriert werden musste. Im Januar 2012 wurde die Sanierung des Baudenkmals beendet, und der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Bernd Neumann, lobte das vorbildliche Gelingen, einen authentischen Platz als Gedenkstätte herzurichten. „Hier wird am Ort der Täter an jene Opfer erinnert, die die Stasi bespitzelt, inhaftiert und zersetzt hat. Ihr Leid ist nicht vergessen“, sagte Neumann an diesem „wichtigen Tag für die Aufarbeitung der SED-Diktatur“.

Das Haus 1 inmitten des riesigen Stasi-Komplexes wird nun gemeinsam vom Bürgerverein „Antistalinistische Aktion“ (Astag) und von der Stasi-Unterlagenbehörde betrieben, im Parterre steht ein Lieferwagen der Marke Barkas, mit dem Gefangene transportiert wurden, in einigen Räumen wird eine Ausstellung zu sehen sein, in der die Rolle der SED als eigentliche Ideengeberin der Stasi dargestellt ist.

„Exzellent angelegtes Geld“

An der Wand hängen die 1958 formulierten „Zehn Gebote der sozialistischen Moral“. Punkt 1: „Du sollst dein Vaterland lieben und stets bereit sein, deine ganze Kraft und Fähigkeit für die Verteidigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht einzusetzen“. Im Allerheiligsten der Institution, die Angst und Schrecken verbreitet hatte, könnte nun ein Campus der Demokratie entstehen, sagte Roland Jahn als Chef der Stasi-Unterlagenbehörde. Elf Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm II standen für die Restaurierung zur Verfügung. Für Staatssekretär Rainer Bomba „exzellent angelegtes Geld“: Die technische Gebäudeausstattung ist jetzt hochmodern, zwei zusätzliche Treppenhäuser wurden eingebaut, die Lichttechnik erneuert, das Haus energetisch auf Vordermann gebracht.

Und wo ist nun die Totenmaske Lenins von Mielkes Schreibtisch? Im Depot. Sie wird als „diebstahlgefährdet“ eingestuft.


Quelle: Der Tagesspiegel

Stasimuseum Berlin - Gedenkstätte Normannenstraße, Ruschestr. 103, 10365 Berlin

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