Am Wochenende ist es wenig überraschend. Da liegt die Tauentzienstraße ganz vorne, gefolgt vom Kurfürstendamm und dem Alexanderplatz. Doch zu Beginn der Woche gibt es einen unerwarteten Sieger im Ranking der belebtesten Einkaufsviertel der Stadt: Nirgends sind dann mehr Passanten unterwegs als in der überregional fast unbekannten Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Zu diesem Ergebnis kommt die Maklerfirma Engel & Völkers Commercial in ihrer neuesten bundesweiten Frequenzzählung.
Durchschnittlich 4484 Menschen pro Stunde passierten am Dienstag, dem 14. April, den Zählpunkt in Berlins ältester Fußgängerzone – gefolgt von der Tauentzienstraße (4351 Passanten) und der Friedrichstraße (4153). Sonnabends belegt die Wilmersdorfer Straße immerhin noch Rang vier in Berlin.
In der Straße wurde aufgeräumt und gebaut
Auch die wirtschaftlich angeschlagene Buchhandelskette Hugendubel schätzt die Lage. Filialen in der Tauentzienstraße und in den Potsdamer Platz Arkaden mussten schließen, aber für die 2004 eröffnete Buchhandlung an der Ecke Goethe- und Wilmersdorfer Straße verlängerte Hugendubel den Mietvertrag zuletzt um einige Jahre.
Die Geschäftsleute engagieren sich in einer Arbeitsgemeinschaft. Sie laden zu Frühlingsfesten und Weihnachtsmärkten ein und schafften es, der einst düsteren Bahnbrücke am S-Bahnhof Charlottenburg mit Sponsorenhilfe eine bessere Beleuchtung zu spendieren. Nur der Drogenhandel am Stuttgarter Platz, der sich bis in die Straße ausgebreitet hat, bleibt ein Ärgernis für die Anrainer.
Nahversorger für Charlottenburg
Gemütlicher und schöner als im zentralen, von Filialisten geprägten Teil ist die Straße im alten Charlottenburger Ortskern: Nördlich der Bismarckstraße gibt es viele mittelständische Traditionsgeschäfte wie die 87 Jahre alte Fisch- und Feinkosthandlung Rogacki oder die urige Kneipe Wilhelm Hoeck, in der es fast noch wie im Gründungsjahr 1892 aussieht. Nur bei den Passantenzahlen liegt der historische Kiez weit hinter der Fußgängerzone.