„Unsere Geschichte, die kann man nicht einfach zubauen“, sagt Hildegard Pesche, die gerade zu Besuch bei ihrer Tochter ist, aber früher lange Zeit selbst in Berlin wohnte. An die Zeit der Mauer kann sie sich noch gut erinnern und gerade deshalb wünscht sie sich, dass der Park, so wie er ist, als Denkmal erhalten bleibt und die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.
Die Ansicht, dass der Mauerpark in seinem jetzigen Zustand bestehen bleiben soll, klingt bei vielen der Befragten durch. Anwohner wie auch Parknutzer aus anderen Bezirken Berlins wollen das Fleckchen Grün im Herzen der Stadt nicht verlieren. Dabei kommt es ihnen vor allem auf die Atmosphäre an, die der Park vermittelt: „Der spröde Charme des Mauerparks ist weltweit bekannt. Die Leute kommen gern hier her, weil es ein so unkomplizierter Ort ist“, erklärt E. Fischer, die mit ihrem großen Neufundländer unterwegs ist.
Rückzahlung der Allianz-Spende droht
„Ich finde es außerdem skandalös, dass die Stadt die Spende der Allianz so lange ignoriert und dass man die Diskussionen um die Erweiterung nicht schon früher und auf einem seriöseren Level geführt hat“, erläutert Frau Fischer ihre Sicht der Dinge. Dabei bezieht sie sich auf 2,25 Millionen Euro Fördermittel, die dem Land Berlin zum Zwecke des Mauerparkausbaus von der Allianz Umweltstiftung zur Verfügung gestellt wurden.
Eigentlich sollte der Park laut Allianz-Vorgaben bis 2010 auf zehn Hektar vergrößert werden. Die Frist wurde bereits mehrfach verlängert und nun droht die Rückzahlung, falls Berlin nicht endlich in die Gänge kommt. Deswegen soll jetzt mit den Erweiterungsarbeiten begonnen werden. Der Gleimtunnel, der Teil des Parks ist und die einst getrennten Kieze Gleimviertel und Brunnenviertel miteinander verbindet, soll verschönert, von Graffiti gesäubert und die Parkbeleuchtung erneuert werden.
Berlins letzter Schatz
Dazu äußert sich die Endzwanzigerin Mia: „Ich bin ja nicht gegen eine Aufwertung bestimmter Stadtbezirke, aber hier wird ein Stück buntes Berlin zerstört. Der Flohmarkt am Sonntag und das Karaoke-Singen, die sind zu einer Institution geworden. Das soll nicht verändert werden.“ Außerdem gebe es keinen Bedarf an neuen Wohnungen, sagt sie und vertritt damit die Meinung der meisten Befragten.
Einzig Anwohner Richard ist zwiegespalten: „Ich verstehe schon, dass das Land Berlin die wirtschaftlich sinnvollste Entscheidung treffen muss. Leider ist das zumeist nicht die, die dann auch stadtplanerisch am besten wäre.“ Nachdenklich fügt er hinzu: „Berlin ist finanziell gezwungen, einen seiner letzten Schätze zu verkaufen.“
Weitere Links zum Thema:
www.mauerpark.info (Seiten des „Freunde des Mauerparks e.V.“)
www.mauerparkmarkt.de (Seiten des Flohmarktes am Mauerpark)