Rund zwei Kilometer entfernt vom Moritzplatz, an der Schlesischen Straße, wurde vor einigen Monaten das berühmte Mural des italienischen Künstlers Blu mit dessen Einverständnis übermalt – aus Protest gegen die Gentrifizierung in Berlin, der auch die angrenzende Cuvry-Brache bald zum Opfer fallen wird. Agostino Iacurci ist ein Landsmann von Blu und sorgt bis zum 25. Mai dafür, dass Kreuzberg wieder etwas bunter wird. Neben den Prinzessinnengärten, die selber vor nicht allzu langer Zeit um ihre Existenz bangen mussten, werden dann auf einer Brandmauer zwei einander zugewandte stilisierte Gesichter zu sehen sein. Sie sollen die „Verbindung von Mensch zu Mensch“ symbolisieren, die durch den Mauerfall wieder möglich wurde.
Im unteren Bereich des 22 mal 14 Meter großen Kunstwerks taucht ein Olivenbaum auf. Er steht für die Region Puglia (Apulien) in Süditalien – den ‚Stiefelabsatz‘. Denn das riesige Bild wird durch die Unterstützung des Tourismusverbandes der Region ermöglicht, aus der auch Street Artist Iacurci stammt. Dem Verband schwebte eine Werbemaßnahme der anderen Art vor, wie sein Präsident Alfredo de Liguori erklärt: „Die Marketingkampagnen der meisten Tourismusverbände zeigen in der Regel malerische Landschaften in ländlicher Idylle, diesen Weg wollten wir nicht gehen!“
Innerhalb von fünf Tagen wird Iacurci das Bild auf den Putz des Gebäudes Prinzenstraße 32-34 auftragen. Der Künstler hat bereits Projekte an so unterschiedlichen Orten wie Rom, Moskau, Belo Horizonte oder Bayamòn (Puerto Rico) realisiert. Natürlich sind interessierte Beobachter herzlich eingeladen – in den Prinzessinnengärten kann man sich nebenher ein Getränk und einen Imbiss genehmigen. Und selbst wenn sich hinter dem bunten Wandkunstwerk auch ein Werbezweck verbirgt, dürfte es dem teilweise immer noch farblosen Moritzplatz nur gut tun.
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