500 Millionen Euro kostet die Neugestaltung des Ku’damm-Karrees mit dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm. Doch nach Tagesspiegel-Informationen gibt es neue Turbulenzen um das Projekt: Wegen möglicher Änderungen am Umbaukonzept ist es zum Bruch zwischen dem irischen Investor Ballymore und dem deutschen Projektsprecher Armin Huttenlocher gekommen, der vier Jahre lang bei Gesprächen mit Bezirkspolitikern, der Kulturverwaltung und Theaterintendant Martin Woelffer vermittelt hatte.
Aufgrund der Wirtschaftskrise ist Ballymore finanziell stark angeschlagen und sucht seit Dezember einen Co-Investor. Dieser sollte dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf bis Ostern präsentiert werden. Doch das passierte nicht. In der Zeitung „Irish Times“ gab Ballymore-Vorstand Paul Keogh den Juni als Termin an. Sein Unternehmen werde Minderheitsgesellschafter. Laut dem Bericht macht die staatliche irische „Bad Bank“ Nama, die Kredite des Investors verwaltet, Druck.
Mehr Geld für Shoppingflächen, weniger fürs Theater
Pläne des Stararchitekten David Chipperfield für das Ku’damm-Karree sehen vor, die zwei Boulevardtheater abzureißen. Den Entwürfen zufolge erhielte Woelffer eine neue Bühne in der dritten Etage und einen Eingang unten am Ku’damm. Eine Freiluftpassage mit Läden und Lokalen soll in die Uhlandstraße münden und eine weitere Passage im Inneren entstehen. Die neuen Interessenten wollen die Einzelhandelsfläche dem Vernehmen nach vergrößern. Beim neuen Theater sollen hingegen Kosten gespart werden. Wie der Tagesspiegel erfuhr, steht Ballymore unter anderem in Verhandlungen mit der ECE-Gruppe. Die ist Europas größter Shoppingcenterkonzern und betreibt in Berlin bereits neun Zentren von den Potsdamer-Platz-Arkaden bis zu den Gropius-Passagen. „Wir prüfen grundsätzlich immer alle den Einzelhandel betreffenden Investitionsmöglichkeiten in Berlin“, man wolle diese aber „nicht im Einzelnen kommentieren“, sagte ein ECE-Sprecher.
Laut Baustadrat Marc Schulte (SPD) handelt es sich „auch um eine Neuorientierung, alle bisherigen Planungen stehen auf dem Prüfstand“. Der Bezirk werde sich dazu „bis zum Sommer deutlich äußern“. Den Bühnen müsse laut einem BVV-Beschluss ein geeigneter Neubau errichtet und eine Ersatzspielstätte für die Umbauzeit gefunden werden. Schulte bestätigte, dass sich Ballymore und Huttenlocher nicht einvernehmlich getrennt haben.
Mit einem baldigen Neubau ist nicht zu rechnen
Nach außen hin wahren alle Beteiligten die Form: Auf Nachfrage erklärte Huttenlocher, der das Berliner Büro der PR-Agentur Fleishman-Hillard leitet, er habe einen Konflikt „zu einer Lösung gebracht, von der viele gesagt hatten, sie sei nicht erreichbar.“ Chipperfield setze architektonisch und städtebaulich „faszinierende Akzente“. Nach der von Ballymore akzeptierten Lösung würde der Theaterbetrieb „für mindestens 20 weitere Jahre gesichert“. Ballymore teilte mit, man habe Huttenlocher „nur als Lobbyisten engagiert“, das Arbeitsverhältnis sei beendet. Auch das Berliner Büro des Architekten Chipperfield reagierte wenig auskunftsfreudig. Zu Gerüchten, man halte seit Monaten keinen Kontakt mehr mit Ballymore, erklärte eine Sprecherin: „Wir stehen nach wie vor in Kontakt mit unserem Bauherrn“. Weitere Auskünfte seien dessen Angelegenheit.
Ein baldiger Neubau des großenteils leer stehenden Gebäudekomplexes aus den 70er Jahren ist also kaum absehbar. Woelffer hat eine „normale Spielzeitplanung“ bis 2013 und erste Stücke für 2014 organisiert. Der Intendant bleibt gelassen angesichts der Entwicklung. „Wir werden sehen.“ Allerdings gibt es Probleme mit der Bausubstanz, da Reparaturen ausbleiben.
Ballymore soll das Karree 2007 für mindestens 155 Millionen Euro gekauft haben, in der Immobilienbranche galt dies als überteuert. Auf der anderen Seite kann der Wert steigen, da der Ku’damm mit seinen vielen Bauprojekten einen Aufschwung erfährt. Die Iren sollen sich in ihren Verhandlungen mit Finanzierungspartnern ein Rückkaufrecht für die Mehrheit der Anteile erbeten haben – im Falle, dass sie später wieder zahlungskräftiger sind.