Trotz der Proteste und des daraufhin erfolgten Rückzugs aus Kreuzberg, soll das „BMW Guggenheim Lab“ in Berlin stattfinden. Nachdem am Montag die Absage für das Spreeufer an der Cuvrystraße bekannt geworden war, beginnt nun die Suche nach einem neuen Standort. „Mit Hochdruck“ werde daran gearbeitet, bis Ende kommender Woche einen alternativen Veranstaltungsplatz zu finden, so BMW-Sprecher Thomas Girst gegenüber dem Tagesspiegel. Der Automobilkonzern ist Partner der Guggenheim-Stiftung, die das Diskussionsforum organisiert.
Die Veranstalter hatten mit ihrer Abkehr vom Kreuzberger Standort auf Drohungen aus der linken Szene reagiert. Nun sind ihnen aus verschiedenen Bezirken Alternativangebote gemacht worden und diese würden überprüft, so Girst. Dabei betonte er noch einmal, dass das geplante Lab durchaus ein Ort für kontroverse Diskussionen über die soziale Zukunft von Städten sein solle, „Gewaltandrohungen“ dabei aber nicht toleriert würden. Auf Nachfrage, wer welche Art von Gewalt angedroht habe, wurden keine weiteren Auskünfte gemacht.
Die Vermutungen, Meinungsverschiedenheiten zwischen BMW und Guggenheim könnten den Rückzug des Projektes mit verschuldet haben, dementierte der BMW-Sprecher. Man pflege seit Jahren eine „wunderbare Partnerschaft“.
Übertriebene Reaktion
Am Mittwoch war aus Oppositionskreisen der Rückzug des Projektes vor Gewaltandrohungen als überzogen bezeichnet worden. Die Initiatoren der Ideenschmiede seien vielmehr nicht auf die Vehemenz der Gegner und den Ton der politischen Diskussion in Berlin eingestellt gewesen. Angriffe mit Farbbeuteln oder Steinen seien aus New Yorker Sicht als übertrieben bedrohlich eingeschätzt worden.
„Für uns ist es das Normalste auf der Welt, dass Veranstaltungen im öffentlichen Stadtraum durch einen Wachschutz gesichert werden“, äußerte sich etwa ein Moritz van Dülmen, Vertreter der Veranstaltungsgesellschaft Kulturprojekte Berlin.
Auch aus Polizeikreisen wurde erneut versichert, dass niemand der Guggenheim-Stiftung zu dem Rückzug geraten habe. „Wir haben lediglich eine Gefährdungsanalyse erstellt, in der wir aufgrund von Erfahrungswerten eine Vermutung kundgetan haben“, so Sprecher Thomas Neuendorf. Den Veranstaltern sei dabei angetragen worden, dass man „mit Farbbeutel- und Farbeierwürfen sowie unter Umständen mit Steinwürfen gegen das Objekt“ rechnen müsse und ein privater Wachschutz empfehlenswert sei. Für Drohungen gegen Menschen würden bis heute keine Anzeichen vorliegen.
Am 12. März seien die Veranstalter des Guggenheim-Lab zuletzt über die Sicherheitsanalyse informiert worden. „Den Grund, warum die Veranstalter sich aus Kreuzberg zurückgezogen haben, kennen wir nicht.“
Diskussion im Senat
Bürgermeister Klaus Wowereit kritisierte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus die „Gewaltandrohungen und Einschüchterungen aus dem autonomen Lager“. Es wäre eine „Auszeichnung“ für Berlin, dass die Stadt als ein Standort auf der Weltreise des Lab ausgewählt worden sei. Er rief alle Berliner dazu auf „gemeinsam gegen die Methoden vorzugehen, die solche Leute abschrecken“.
Wowereit deutete jedoch auch Kritik am plötzlichen Rückzug der Organisatoren vom Kreuzberger Strandort an. Hätte man „rechtzeitig ein Signal über die Sicherheitsbedenken bekommen“, so hätte man mehr unternehmen können „um den Standort zu erhalten“, so der Regierende Bürgermeister.