Neue Comic-Ausstellung

Iceman ist schwul und eine Drag Queen rettet die Welt

Lesbische Superheldinnen gibt es nicht nur in der Fantasie! "Horny Dyke" ist eine von ihnen und freut sich hier darüber, von Wonder Woman angefasst zu werden.
Lesbische Superheldinnen gibt es nicht nur in der Fantasie! "Horny Dyke" ist eine von ihnen und freut sich hier darüber, von Wonder Woman angefasst zu werden. Zur Foto-Galerie
Lützowviertel - Catwoman ist bi, Batwoman lesbisch und Wonderwoman traut in ihrer Freizeit Frauen. Das lernt man in "SuperQueeroes", der ersten deutschen Ausstellung über queere Superhelden und -heldinnen. Warum sie sich auch für Comic-Laien und Heteros lohnt.

Iceman ist schwul und mit einem Mann verheiratet. Auch X-Man Wolverine hat schon homoerotische Erfahrungen gesammelt: Er traf mit viel nackter Haut und in Ledermontur auf den starken Co-Superhelden Hercules – allerdings nur in einem Paralleluniversum. Überhaupt fanden queere Themen in Comics lange nur im Untergrund oder abseits der Haupthandlung statt. Eine Drag Queen, die die Welt rettet? Ein schwarzer und schwuler Superheld? Das passte nicht ins Bild der konservativen Leserschaft. Doch im Jahr 2015 hatten neben Iceman auch Batwoman und Catwoman ihr Coming-Out; Lesbische, schwule, Bi-, Trans- und Intersexualität (LGBTI) ist marvel- und damit massentauglich geworden.

Das erste Comic-Coming-Out hatte 1992 Northstar (Mitte), heute X-Man und verheiratet. ©robertm.de

Wieso sind Comics mit LGBTI-Charakteren erst jetzt so populär? Das fragt sich, wer im Schwulen Museum durch die Entwicklung der queeren Superheldengeschichten spaziert. Diese Körper und engen Kostüme, so viel Nahkampf, verheimlichte Identitäten und das Einstehen für die eigene Überzeugung: Das passt so unweigerlich zur queeren Szene, dass man beim Thema Comics die ausgestellten Helden und Heldinnen unbedingt mit auf dem Schirm haben sollte.

Woran soll man einen LGBTI-Comic erkennen? Zum Beispiel an Proportionen und Posen. ©Joe Phillips

Die bunten Figuren mit knappen Shorts, Muskelshirts und mit überbetonter Erotik werden seit den frühen 1970er Jahren gezeichnet. Erst suchten sie nur innerhalb der Szene das nächste „glamouröse Abenteuer oder wenigstens einen hochprozentigen Drink“, so wie Drag Queen „Glamazonia“. Im Schwulen Museum lernt man aber viele unterschiedliche LGBTI-Charaktere kennen. Manche sind sexy und leichtbekleidet wie „Dickmaster“ und „Leatherboy“, die meisten fliegen selbstironisch duch die Welt, schimpfen auf Bitches und bringen die Leser zum Lachen – und die Museumsbesucher auch.

Die wohl erfolgreichste transexuelle Heldin: "Glamazonia the Uncanny Super-Tranny". ©Justin Hall

Aber die Superqueeroes sind eben auch X-Men und Kreationen von Ralf König („Der bewegte Mann“). Sie können durchaus seriös sein und sensibilisieren für Probleme der queeren Szene im Alltag. Auch Zensur, Normen und Mangas gehören zur Ausstellung. Die japanischen Geschichten zeigen schließlich oft Erotisches – gezeichnet von Heteros für Heteros. Wie lesbisch sie also wirklich sind, dem und anderen Themen widmen sich Lesungen, Vorträge und Zeichensessions im Begleitprogramm zur dieser wirklich lohnenswerten Ausstellung.

Durch und durch gelungen: Auch der Ausstellungsraum ist im Comicstil gestaltet. ©robertm.de

Die Ausstellung „SuperQueeroes“ ist noch bis zum 26. Juni 2016 im Schwulen Museum zu sehen. Eintritt für das gesamte Museum 7,50 Euro (ermäßig 4 Euro). Weitere Infos findest zu auf der Homepage zum Schwulen Museum.

Foto Galerie

Schwules Museum, Lützowstraße 73, 10785 Berlin

Telefon 030 69599050
Fax 030 61202289

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