Seit dem Frühjahr 2013 war die Synagoge an der Charlottenburger Pestalozzistraße 14-15 wegen Renovierungen und Umbauten geschlossen, nun ist alles pünktlich fertig geworden: Am Freitag um 14 Uhr wird das Gotteshaus öffentlich wieder eingeweiht, der Eintritt ist frei. Wegen Sicherheitskontrollen kann es passieren, dass Besucher beim Einlass etwas warten müssen. Und es dürfte eng werden – zumal in dem Altbau am selben Tag dort noch mehr geschieht.
Auftakt des Chorfestivals für Synagogalmusik
Ab 15 Uhr folgt die Eröffnungsveranstaltung zum vierten Berliner „Louis Lewandowski Festival“, das sich der Synagogalmusik widmet. Diesmal geht es um Musik jüdischer Komponisten aus Deutschland, die in die USA ausgewandert waren. Beim Auftakt singt das Synagogal Ensemble Berlin unter der Leitung von Regina Yantian. Anschließend gibt es einen Schabbat-Gottesdienst.
In der Pogromnacht löschte die Feuerwehr rasch – wegen der Nachbarhäuser
Die Synagoge, 1911 bis 1913 für die liberale Gemeinde entstanden, in der die Gottesdienste durch Orgelmusik und einen gemischten Chor begleitet werden; die Melodien stammen überwiegend vom deutsch-jüdischen Komponisten Lewandowski. Als Nationalsozialisten in der Pogromnacht 1938 viele Synagogen anzündeten, wurde auch das Gebäude an der Pestalozzistraße in Brand gesetzt, aber kaum zerstört. Denn die Feuerwehr befürchtete ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Wohnhäuser und löschte deshalb schnell. Das NS-Regime enteignete die Jüdische Gemeinde später. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt diese die Immobilie zurück und feierte 1947 unter Oberkantor Estrongo Nachama, der das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hatte, die Wiedereinweihung. Nachama behielt das Amt bis zu seinem Tod im Jahr 2000.
Schließung wegen Bauschäden
Ein paar Jahre danach wurde klar, dass die Synagoge restauriert werden muss. Das Dach war undicht, es gab Schimmel und morsche Wände. Im April 2013 begannen die Arbeiten, bei denen auch eine Küche modernisiert und eine barrierefreie Toilette eingebaut wurden. Das Geld kam vor allem von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, die eine Million Euro gewährte. Außerdem sammelte man Spenden. Die Gottesdienste fanden ersatzweise im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Fasanenstraße statt. Laut einem Bericht der Zeitung „Jüdische Allgemeine“ hatte der Vorstand der Einheitsgemeinde zunächst Bedenken dagegen, weil sich fromme Juden von den Riten der liberalen Charlottenburger Gemeinde gestört fühlen könnten; schließlich einigte man sich.
Beim Festival singen 200 Musiker in Synagogen und Kirchen
Beim dreitägigen Louis Lewandowski Festival gastieren insgesamt rund 200 Chorsänger aus Europa, Israel und den USA in Berlin. Sie treten in verschiedenen Synagogen, aber auch Kirchen in Charlottenburg, Kreuzberg, Pankow und Marzahn-Hellersdorf auf. Das Abschlusskonzert findet am Sonntag ab 17 Uhr in der Synagoge Rykestraße in Prenzlauer Berg statt. Das ganze Programm steht unter www.louis-lewandowski-festival.de.
Der Gründer und Organisator ist Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. Als Schirmherren fungieren der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, und der soeben aus dem Amt geschiedene Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Laut Busch-Petersen hat sich der neue Regierungschef Michael Müller (SPD) schon dazu bereit erklärt, 2015 Schirmherr zu werden. Viele Berliner Händler sponsern das Festival, weil es der offizielle Anlass für den verkaufsoffenen Sonntag am 21. Dezember ist.