Dass er für Tanzen leben möchte, stellte Vartan schon fest, als er während eines Auftrittes in der Schule das Publikum begeisterte. Mit Hip Hop hatte er noch nichts am Hut; er war ein großer Fan von Michael Jackson. Doch er spürte schon in seiner Jugend im Westberlin der 80er Jahre den Beginn der Hip Hop Kultur: „An der Berliner Mauer hat man an den ganzen Graffitis schon gesehen, dass Hip Hop im Kommen war“, erzählt der 41-Jährige.
Schnell entdeckte der gebürtige Libanese seine Begeisterung für Breakdance. Von einem Auftritt der Crew City Rockers war er so beeindruckt, dass er 1993 mit Tänzer Kadir Amigo Memis seine eigene Crew gründete. Zusammen trainierten sie mit einem Ghettoblaster auf Pappkartons auf der Straße oder im Haus der Jugend im Wedding. Nachdem sich die Tänzer Benny Kimoto und Michael Rosemann angeschlossen hatten, nannten sie sich Crazy Fours Crew, doch der Name war schon vergeben. Die Jungs suchten lange nach einem anderen Namen, bis ein Freund und Mitglied der City Rockers sie bei einem Battle als Flying Steps ankündete.
Breakdance trifft auf Klassik
Trotz mehrerer gewonnener Breakdance-Weltmeisterschaften und der 2007 eröffneten Flying Steps Academy in Kreuzberg konnten die Mitglieder der Flying Steps kaum von ihrer Leidenschaft leben. Das sollte sich drei Jahre später ändern. Zusammen mit Opernregisseur Christoph Hagel kreierten sie die Show Flying Bach, eine Kombination aus Breakdance und Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier. Durch ihr einzigartiges Konzept machte die Show nach der Premiere in der Nationalgalerie schnell von sich reden und war deutschlandweit sofort ausverkauft. Es folgten Shows in 35 Ländern mit über 500.000 Zuschauern, was den Flying Steps zum (finanziellen) Durchbruch verhalf.
Doch wie bereitet man sich auf so ein Bühnenspektakel vor? „Auf Flying Bach haben wir uns ungefähr sechs Monate lang vorbereitet“, erklärt Vartan. „Fünf Mal die Woche haben wir durchschnittlich acht Stunden am Tag trainiert. Für die Crew heißt es während der Show: Keine Party, kein Alkohol. Sonst schafft man das körperlich nicht.“ So ein Training sei nicht nur körperlich anstrengend, sondern zu Beginn hauptsächlich eine mentale Belastung: „Sobald die Moves drin sind, muss man nur noch wiederholen, wiederholen, wiederholen. Doch bis es soweit ist und man sich alles eingeprägt hat, ist das Anstrengendste die Konzentration.“
Heute ist Vartan Geschäftsführer der Flying Steps und Creative Director ihrer Shows. Da er damit alle Hände voll zu tun hat, unterrichtet er nicht mehr selbst an der Akademie. Zuletzt arbeitete er an der Show Flying Illusion, die dieses Jahr mit vier Aufführungen im Tempodrom in Berlin aber auch in diversen weiten Städten in Europa zu sehen war. Zuschauer freuten sich über eine einzigartige Kombination von beeindruckendem Breakdance, visuellen Bühneneffekten und optischen Täuschungen. Kreiert wurde das Ganze in Zusammenarbeit mit Florian Zimmer, der unter anderem schon Spezialeffekte für Janet Jacksons Bühnenshows entwickelt hat.
Nächstes Jahr kehrt die beeindruckende Tanz-Show endlich zurück auf die Bretter Berlins. Dieses Mal wird Flying Illusion im Theater am Potsdamer zu sehen sein und dann sogar für knapp zwei Monate – nämlich im Mai und Juni. Wir haben vorab schon einmal eine kleine Kostprobe bekommen und sind direkt auf den Geschmack gekommen: von langsamen und roboterähnlichen Dancemoves bis hin zu Saltos aus dem Stand und so vielen Twists am Boden, dass dir alleine vom Zuschauen schwindlig wird, ist alles geboten. Die Tickets für die Show sind ab sofort erhältlich.