Das Barra bezeichnet sich selbst als Nachbarschaftsrestaurant. Ein guter Nachbar teilt auch gerne mal sein Essen, beispielsweise wenn deine Milch ausgegangen ist. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass sich das neue Restaurant im Schillerkiez auf Tapas spezialisiert. Neben den Gourmet-Snacks wie Gillardeau Austern, Rosmarin Foccacia, fancy Käsebällchen namens Comte Choux Buns oder Parmaschinken gibt es auch die Hauptspeisen zum Teilen. Es kommem vor allem hochwertige, regionale Lebensmittel der Saison auf den Teller. Empfohlen werden uns die Kastaniensuppe, Muscheln mit Sauerkraut und Ricotta Ravioli. Die Kastaniensuppe (7 Euro) mit Austernpilzen überzeugt auf ganzer Linie: geschmacksintensiv und salzig mit einer süßen Note beim Zerbeissen der Kastanienstücke; die Sahnesoße sorgt für einen Hauch Frische im erdigen Gericht.
Auch das zweite Gericht mundet: zart-saftiger Schweinenacken mit dem Palmkohl Cavolo Nero und Schwarzwurzel (14 Euro), garniert mit Nüssen und Speckstückchen. Eigentlich wollten wir zum Abschluss noch eine Mousse au Chocolat mit Kardamon und Olivenöl probieren, aber wir werden – zum Glück – überredet zum Zitronenjoghurt mit Pistazien auf warmen, nussigen Mürbteigküchlein, unter denen sich auch noch Zitronencreme versteckt (6,50 Euro). Dieses Dessert ist so frisch, leicht und lecker, dass wir es gerne jeden Tag verputzen würden.
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Ganz ohne Schnickschnack, aber mit viel Geschmack
Die Weinbegleitung dazu übernimmt Kerry. Die charmante Schottin ist Spezialistin für die Naturweine im Barra und auch sonst jederzeit zur Stelle. Barra ist übrigens eine schottische Insel und bedeutet auf Keltisch Getreide. Trotzdem steht hier nicht Bier, sondern eher Wein im Fokus. Die Weinkarte ist umfassend und hat einige interessante Marken im Angebot, die spannend schmecken. Aber auch wer keinen Alkohol trinken möchte, findet hier Getränke wie eine Rote Bete-Apfelschorle, die erfrischend und nicht zu süß ist.
Beim Durchprobieren all der Tapas und Naturweine kann man gut und gerne versacken im Barra. Denn das kleine Restaurant erzeugt gerade durch seine Enge eine familiäre Atmosphäre. Die modern-rustikale Einrichtung mit Holz und unverputzter Backsteinmauer ist schick, aber gemütlich und im hinteren Raum gibt es noch einen großen Speisesaal für Gruppen und Geburtstage. Auch die komplett offene Küche, die man von den Plätzen an der Bar aus beobachten kann, erzeugt ein Gefühl, als würden adeine Freunde für dich kochen.
In dieser Küche werkeln Daniel Remers, zuvor fast drei Jahre Küchenchef im Industry Standard, und Neil Paterson aus Manchester. Sie verwenden nur frische Produkte bester Qualität: Das Schwein kommt von Kumpel und Keule aus der Markthalle Neun. Das Huhn von Odefey & Töchter für das Tandoori Chicken-Gericht wird sogar vor der Zubereitung auf Facebook präsentiert. Ihr Menü ändern sie täglich – und erneuern es zwar nicht komplett, variieren aber. So gibt es an einem Tag beispielweise den Wolfsbarsch, am anderen Kabeljau. Ganz ohne Schnickschnack, aber mit sehr viel Geschmack. Bald soll es hier auch Wochenendbrunch geben – wir freuen uns schon darauf.