Vielfalt, Rücksichtnahme und Verständnis lauten die Schlagworte vom Zug der Liebe. Für diese Werte und gegen rechtspopulistische Bewegungen wie Pegida werden wieder tausende junge Menschen durch die Straßen tanzen – vorerst jedoch zum letzten Mal. Denn auch ein großartiger Ansatz nützt nichts, wenn kein Geld da ist, um den Zug weiterhin auf den Weg zu schicken. Schon in diesem Jahr gelang das nur noch durch ein erfolgreiches Crowdfunding. Ganze 9.000 Euro wurden gespendet, damit Basics wie Toiletten, Funkgeräte, Bühne und Gema bezahlt werden können. Gereicht hat auch das kaum, so wird es dieses Jahr fünf Technowägen weniger geben als sonst – die verbleibenden 15 Stück werden am 25. August durch Berlin wummern. Die After-Party finanziert dieses Jahr das Musicboard mit rund 18.000 Euro, doch die gesamte Veranstaltung kostet laut Schwan rund 100.000 Euro.
Warum der Zug der Liebe nun also die Notbremse ziehen muss? Neben den Schwierigkeiten bei der Finanzierung gibt das Organisationsteam den zu hohen Aufwand und nachlassendes Engagements als Gründe an. Da der Zug der Liebe eine politische Demonstration ist, darf kein Geld eingenommen werden. Das bedeutet im Klartext, weder Getränkeausschank noch Sponsoring sind erlaubt. Bisher wurde deshalb immer eine große After-Party geschmissen, um das nötige Geld für den nächsten Umzug einzunehmen. Letztes Jahr sei die Party aber aufgrund des schlechten Wetters sehr mau ausgefallen – ein großes Problem für den Verein.
Der Zug der Liebe sollte nie wiederholt werden
So endete der Zug der Liebe 2017 trotz Förderung mit einem Defizit von gut 10.000 Euro. Mitorganisator Jens Schwan sagte in einer Pressekonferenz, die Mitglieder des ehrenamtlichen Vereins hätten für die Finanzierung sogar mit privatem Urlaubsgeld ausgeholfen. „Ich selbst habe 2.000 Euro da reingesteckt“, so Schwan in einem Telefonat. Er gab außerdem an, dass der Techno-Umzug neben einem anderen Vollzeitjob nicht mehr zu stemmen sei und dass das die Umsetzung der Parade eigentlich mehrere und vor allem zuverlässige Ehrenamtliche bräuchte.
Dass die Kapazitäten der Veranstalter nicht ausreichen, ist nicht verwunderlich. Die Technoparade war eigentlich von Anfang an als einmaliges Event geplant und fuhr doch immer weiter. Doch diesmal wird es für den Zug der Liebe wohl wirklich eine Abschiedsfahrt sein: „Wir haben bisher jedes Jahr gesagt, dass es nicht weitergeht. Nun ist unsere Entscheidung endgültig“, sagt Initatior Martin Hüttmann zur Presse.
Der Zug der Liebe sammelt sich am 25. August um 13 Uhr im Treptower Park am Sowjetischen Ehrenmal, zieht durch Kreuzberg und Friedrichshain und endet in der Frankfurter Allee. Die After-Party wird im Lichtenberger Club Polygon ab etwa 21 Uhr steigen.