Nachdem tausende Flüchtlinge in Ungarn am Weiterreisen gehindert worden waren, strömen hunderte von Ihnen nun nach Berlin. Wegen der plötzlichen Entwicklung hat die Berliner Landesregierung neue Notmaßnahmen angekündigt. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und Innensenator Frank Henkel (CDU) traten deshalb gemeinsam bei einer ungewöhnlich kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Roten Rathaus auf: Bis zu 14.000 Flüchtlinge sind in Zügen aus Ungarn nach Deutschland unterwegs. Die Berliner Verwaltung erwartet in den nächsten 24 Stunden zusätzlich 1000 Flüchtlinge allein in der Hauptstadt. Darüber hinaus erreichen Berlin seit Wochen ohnehin jeden Tag 500 Männer, Frauen und Kinder. Sie alle wollen in Deutschland Asyl beantragen, die meisten der Flüchtlinge kommen inzwischen aus dem Nahen Osten.
Keine Denkverbote
Auch das frühere Landesbank-Gebäude in der Bundesallee in Wilmersdorf wird zur Erstaufnahmestelle. Es wurde am Mittag zu diesem Zweck beschlagnahmt. In dem Haus sind geschützte Wartebereiche und genug Tresore, in denen das auszuzahlende Bargeld gelagert werden kann. In dem Gebäude sollen Lageso-Mitarbeiter Flüchtlinge registrieren. Was eine mögliche Belegung des Internationalen Congress-Centrums (ICC) mit Flüchtlingen betrifft, sagte Müller, dürfe es keine Denkverbote geben. Mit Blick auf die Sicherheitslage – nicht nur im Bahnverkehr – dürfte Regierungschef Müller auch Innensenator Henkel dazu geholt haben: Henkel ist für Polizei und Ordnungsämter zuständig. Die Bundespolizeidirektion in Berlin bestätigte die erwarteten Zahlen vorerst nicht. „Wir haben derzeit keine Erkenntnisse, dass ein Zug mit einer größeren Zahl von Flüchtlingen nach Berlin unterwegs wäre“, sagte ein Sprecher, „wir stehen aber permanent in engem Kontakt mit den Kollegen aus Bayern und Sachsen, um reagieren zu können.“