Das Beste für das Tempelhofer Feld wäre, wenn sich nichts ändert. Und so gesehen hielten sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die den Rand der Freifläche einmal bebauen wollte und der Stadtplaner Tillmann Heuser mit ihrem Entwicklungs- und Pflegeplan für das Areal an den Willen des Volkes: Um die klitzekleinen Korrekturen am Bestand benennen zu können, musste Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) sogar tief in der Tasche nach seinen Notizen wühlen.
Das sind sie also, die Eingriffe: Auf der Neuköllner Seite, an der Oderstraße soll der Zugang zum Feld erleichtert werden. Das dort vorhandene Gebäude soll zu einem Bürgerzentrum umgestaltet werden, wo sich auch die Aktivisten künftig treffen können. Auf der Südseite des Feldes soll die Sanierung des Bodens von Altlasten, darunter Kampfmittel vorankommen. Außerdem soll das Feld mit WLAN versorgt werden – auf vielfältigen Wunsch wohl, Berlin ist halt die Hauptstadt der digitalen Boheme.
Die meisten brachten sich im Netz ein
Schatten, Toiletten, Sitzgelegenheiten, zusätzliche Sport- und Spiel-Möglichkeiten, eine Ausleihe von Sportgeräten und ergänzende Gastronomie“ – Kleinigkeiten, alles in allem, die allesamt keinen größeren Eingriff in das Feld verlangen. Bürgerbeteiligung und Umfrage bestätigen eben das Gesetz, das das Volk mit dem erfolgreichen Entscheid gegen jegliche Bebauung gegen den Senat durchsetzte. Die offene Weite mitten in der Stadt, die Wiesenlandschaft, das nicht-gestaltete und angelegte, Gegenentwurf zum Tiergarten oder andere Stadtparks.
Und was ist mit den Schafen?
Irgendwie anders, provisorisch, das ist „identitätsstiftend“, meint Heuser. Deshalb fiel wohl der Vorschlag durch, einen Kinderbauernhof auf dem Feld zu gründen – gibt’s ja schon, am Görli zum Beispiel. Nicht ausgeschlossen dagegen ist, dass Schafe irgendwann auf dem Feld weiden. Das wird jedenfalls geprüft, sagte Staatssekretär Gaebler – ungewiss sei aber, ob sich das mit den Sport- und anderen Aktivitäten der Nutzer verträgt.
Zumal diese gehören zu den „Leitlinien“ für die Zukunft des Feldes, genauso wie das Gedenken etwa an die Zwangsarbeiter in den dunklen Nazi-Zeiten auf dem Areal aber auch an dessen Nutzung durch Flugpioniere oder für die Luftbrücke während der Berlin-Blockade. Oder auch davor: Hier wurde Berlins erster Fußballclub gegründet und das Feld diente schon mal als Freifläche für alle Berliner – ja, vor einem Jahrhundert.
Nun muss das Abgeordnetenhaus dem Plan zustimmen. Die Kosten sind überschaubar: für die Bewirtschaftung 2,7 Millionen Euro jährlich, investiert wird eine Million, in zwei Jahren. Einspruch gibt es dagegen nicht, aber ein „grundsätzliches Problem“, so Kerstin Meyer, eine Sprecherin der Initiative Tempelhof 100%: „Der Plan ist nicht verbindlich“. Und Meyer traut dem Senat immer noch zu, irgendwann wieder um die Ecke zu kommen – mit Bauplänen für das Tempelhofer Feld.