Nach 17 Jahren startet voraussichtlich 2015 wieder ein offizielles Autorennen in Berlin. Die neue Formel E wird in der Stadt nicht nur Station machen. Hier soll nach Tagesspiegel-Informationen sogar das Finale der Rennserie mit Elektroautos stattfinden – auf dem Tempelhofer Feld. „Berlin hat sich den Höhepunkt gesichert“, hieß es am Montag aus Senatskreisen. Am Donnerstag soll das Ereignis offiziell vorgestellt werden. Die Premierensaison der Formel-E-Meisterschaft wird in zehn Städten ausgetragen, neben Berlin in London, Rom, Los Angeles, Miami, Buenos Aires, Rio de Janeiro, Peking, Putrajaya (Malaysia) und Bangkok. Die Saison soll im September 2014 starten und im Juni 2015 zu Ende gehen. Die konkreten Renntermine werden am 23. September präsentiert.
Der Senat will das Tempelhofer Feld als Entwicklungsgebiet der Elektromobilität vorantreiben
Das Tempelhofer Feld ist ein Standort, den der Senat als Entwicklungsgebiet der Elektromobilität besonders vorantreibt. Keine Chance hatte demnach die ebenfalls diskutierte Austragung des Rennens im Berliner Stadtgebiet. In anderen Städten findet der Lauf auf regulären Straßen statt; Berlin hatte dieses Ansinnen aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Stattdessen dürfen die bis zu 272 PS starken und bis zu 225 km/h schnellen Wagen auf dem alten Flugfeld an den Start gehen. Training, Qualifikation und Rennen sollen dabei am selben Tag stattfinden. Die Autos sollen mit etwa 80 Dezibel nur wenig lauter als ein Pkw (70 dB) sein.
Mitfinanziert wird die neue Rennserie vom Automobil-Weltverband Fia, unter dessen Dach auch die Formel 1 fährt. Schon länger versucht die Fia mit ihrer „Go Green“-Kampagne Umwelt und Automobil öffentlichkeitswirksam zusammenzuführen. Da die Formel 1 in dieser Hinsicht verstärkt unter Druck gerät, unterstützte Fia-Präsident Jean Todt früh die Pläne einer Formel-Rennserie mit Elektroautos, die er als „visionäre Meisterschaft“ bezeichnet.Die Technik für die Serie kommt größtenteils aus der Formel 1 von Rennställen wie Williams und McLaren. Auch als Fahrer sind bislang vornehmlich frühere Formel-1-Piloten wie Jaime Alguersuari oder Vitantonio Liuzzi verpflichtet worden. Insgesamt 20 Fahrer sollen in zehn Teams an den Start gehen.
Das Rennen der Elektroautos soll ein Publikumsmagnet werden
Kosten für Berlin fallen wohl nicht an. „Die potenten Sponsoren bringen im Gegenteil Geld in die Stadt mit“, hieß es. Außerdem werde das Rennen ein Publikumsmagnet mit Multiplikatorwirkungen für die Hotel- und Gaststättenbranche sowie den Einzelhandel. Der Formel-E-Geschäftsführer Agag verspricht „ein großes Spektakel“, das „den Tourismus weiter ankurbelt“. Der Eintritt zum Formel-E-Lauf soll gratis sein. 25.000 bis 30.000 Menschen finden auf wieder abbaubaren Tribünen Platz, im Flughafengebäude ist ein Vip-Bereich geplant. Agag rechnet mit bis zu zehn Tagen Auf- und Abbauzeit.
Die Stadt dürfte größtes Interesse an der weltweit übertragenen Veranstaltung haben, weil Berlin als internationales Schaufenster der Elektromobilität Profil gewinnen muss. Das vom Bund, dem Land und der Industrie geförderte Schaufenster soll ein „Praxislabor“ für die neue Antriebstechnologie sein und im Alltag demonstrieren, wie Elektrofahrzeuge funktionieren. So erklärt sich, warum die Verbrennungsmotoren des Deutsche-Tourenwagen-Masters (DTM) nicht in Tempelhof fahren durften. „Der Schlüssel für die Entscheidung waren sicher die Emissionslosigkeit und der geringe Geräuschpegel“, sagte Agag. „Außerdem setzt Berlin auf Elektromobilität. Es ist eine der modernsten Städte der Welt. Die Verantwortlichen waren sehr positiv.“
Selbst die Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ hat nichts dagegen
In Koalitionskreisen wird das Rennen entsprechend begrüßt. „Warum nicht auf dem Tempelhofer Feld, da die Avus nicht mehr zur Verfügung steht?“, fragt CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici. Mit Elektrofahrzeugen könne man in Berlin auch eine neue Technologie präsentieren.