Valentins Wunsch hat sicher gute Chancen. Wer sollte etwas dagegen haben, dass ein Kaffeeverkauf und ein Falafelstand auf vier Rädern übers Tempelhofer Feld ziehen? „Es gibt einen Falafelmann im Görlitzer Park mit einem Bollerwagen, ich könnte ihn überreden, umzuziehen“, schreibt Valentin im Online-Diskussionsforum zur Gestaltung des einstigen Flugfeldes. Eine Mutter fügt noch „Wichtiges“ hinzu. Ihr Sohn wünsche sich einen Eiswagen, der im Sommer auf der früheren Startbahn Station macht.
Wie geht’s weiter auf dem Feld?
Wie geht der Beteiligungsprozess nun weiter? Die Senatsverwaltung und der Bund für Umwelt und Naturschutz werden in der nächsten Phase alle Vorschläge zusammenfassen, aufbereiten und eine Rankingliste erstellen, welche Ideen die meiste Zustimmung im Forum fanden. Das Ergebnis soll am 23. April auf einer Infoveranstaltung vorgestellt werden. Anschließend will man die einzelnen Anregungen bis Juni in öffentlichen „Werkstätten“ diskutieren. Danach folgt die letzte Phase: Der Gestaltungs- und Pflegeplan wird nun konkret festgelegt, gleichfalls zusammen mit den Bürgern. Ende September 2015 soll dies abgeschlossen sein – und das Tempelhofer Feld dann den letzten Schliff erhalten.
Auf den ersten Blick erscheint die Zahl von 230 Vorschlägen dürftig. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die vorhandenen Einträge ein breites Interessenspektrum abdecken und sich wesentlich mehr Menschen an der Diskussion der einzelnen Ideen beteiligt haben. Und das oft höchst kontrovers. Selbst die Anregung, ein paar Kirschbäume als „blühendes visuelles Ereignis“ zu pflanzen, regt andere auf. Das visuelle Erlebnis in Tempelhof sei doch, „dass hier ausnahmsweise mal keine Bäume im Blick stehen!“, setzt jemand dagegen.
Streitpunkt Natur. Viele wünschen es sich offenbar noch ein bisschen ländlicher auf dem freien Feld. Ein User fände es „schön“, wenn ein Schäfer seine Herde grasen ließe, bekommt aber gleich die Abfuhr: „Dann wären die Wiesen nicht mehr für uns da.“ Eine mystisch veranlagte Gruppe will ein Labyrinth mit Mohnblüten anpflanzen und darin meditieren. „Dafür das schöne Feld verhunzen?“, fragt ein Gegner. Und die Besitzer der Allmende-Gärten, deren kunterbunte Pflanzen am Ostrand des Feldes in Kisten und Bottichen gedeihen, regen an, ihr Refugium des „glücklichen Gärtners“ noch etwas auszudehnen. „Zu exklusiv“, lautet das Kontra. Die Warteliste für so ein Gärtchen sei schon jetzt zu lang.
Begeisterung löst dagegen die skurrile Idee aus, zu Ehren von Schauspieler Harald Juhnke symbolisch eine 2,5 Meter lange Straße ohne Anfang und Ende anzulegen. Es müsse keine bestehende Straße nach ihm benannt werden, heißt es. „Der menschgewordene Sonderweg sollte einen besonderen Weg bekommen.“
Und was wird noch so vorgeschlagen? Zum Beispiel eine legale Graffitiwand, eine Open-Air-Bühne, mehr Spielfelder für Baseball und Softball. Oder ein begehbares Passagierflugzeug zur Erinnerung an die Geschichte des Flughafens, am besten einen Rosinenbomber, in dem Filme über die Luftbrücke gezeigt werden wie in der „Hastings TG-503“-Maschine des Alliiertenmuseums in Zehlendorf.
Auch mehr Events stehen auf der Wunschliste. Etwa eine „Nacht im T-Feld“ nach dem Vorbild der Fête de la Musique zum gemeinsamen Grillen und Feiern. Oder ein Teleskoptreffen für Hobbyastronomen. Andere Beiträge sind bescheidener. „Licht“ heißt es da schlicht – also ein paar Lampen für die Dämmerung. Und es melden sich auch die Totalverweigerer zu Wort. „Einfach mal nichts tun! Ist schwer, ich weiß“, schreibt einer. Der Charme des Feldes sei dessen Stillstand. „Es sollte absolut nichts verändert werden.“
Die Ideenbörse im Internet: www.tempelhofer-feld.berlin.de