Inszeniert wurde das „Tessa Blomstedt gibt nicht auf“ vom berühmten Regisseur Christoph Marthaler, der deutlich seine Handschrift hinterlassen hat. Die Besetzung ist grandios, international und nicht ganz unbekannt. So spielt Irm Hermann, deren Gesicht man sofort erkennt, die Rolle der Tessa und auch die anderen Gesichter kommen einem zum Teil bekannt vor. Die norwegische Sängerin Tora Augestadt spielt eine der Rollen und überzeugt mit ihren Solo-Gesangseinlagen.
Auf der einen Seite könnte man sowieso fast sagen, dass das ganze Stück eine Art Musical ist, so viel wird mit Musik, Rhythmus, Takt und Bewegungen gearbeitet. Direkt am Anfang erklingt das Lied „Liebe ohne Leiden“ von Udo Jürgens, das mutet schon sehr lustig an. Dann kommt irgendwann Whitney Houstons Hit „I will always love you“ und gegen Ende tatsächlich Helene Fischers „Atemlos“, frei interpretiert und zum Teil komplett anders als das Original vorgetragen – zum Vergnügen der Zuschauer.
Andererseits ist „Tessa Blomstedt gibt nicht auf“ zu abstrakt für ein Musical. Die Geschichte lässt sich nicht klar nachvollziehen, die Handlungsstränge hängen wenig bis gar nicht zusammen oder die Verbindung wird für den Zuschauer nicht erkennbar. Fünf Frauen verkörpern eigentlich ein und dieselbe Person in unterschiedlichen Lebensphasen und mit unterschiedlichen Namen. Silke, Heike, Kekke, Frauke und Tessa sind also eigentlich alle nur Tessa. Außerdem gibt es zwar ein Ende, aber ob es ein Happy End ist oder nicht, bleibt offen.
Man kann das Ganze wohl als amüsanten Liederabend bezeichnen, bei dem zwischendurch alle Schauspieler und Schauspielerinnen als Models über einen Laufsteg laufen und äußerst amüsant immer andere Outfits präsentieren. Von ben hängen derweil Leinwände von der Decke, auf die Fotos gebeamt werden, die keine direkte Aussage oder gar eine Bedeutung für das Stück haben. Ein dicker Mann, der durch sein Auftreten an Friedrich Liechtenstein erinnert, erklärt außerdem zwischendurch, was man beachten muss, wenn man eine virtuelle Beziehung in die Realität verlagern will und wie man dabei vorgehen sollte. Spätestens bei diesem Monolog, bei dem das „Live“-Zeichen im Hintergrund blinkt, schafft der Schauspieler es, das gesamte Publikum zum Lachen zu bringen.
Ohne einen Blick ins Programmheft oder auf die Website zu werfen, fällt es schwer, die Handlung oder den Sinn hinter dem Theaterstück zu erkennen. Und trotzdem ist es sehr unterhaltsam. Auch wenn manche Menschen sich böse umgucken, wenn jemand zu laut lacht, aber auch das ist vielleicht Teil des Programms. Am Ende bleiben leicht verwirrte Zuschauer zurück, die sich gut unterhalten fühlen. Und ist es nicht das, was das Theater ausmacht?
„Tessa Blomstedt gibt nicht auf“ läuft noch vier Mal. Am 7. und am 26. Dezember um 18 Uhr, am 10. Januar um 19:30 Uhr und am 25. Januar nochmal um 18 Uhr. Immer im Großen Haus der Volksbühne.