Kaum liegt ein Hauch von Frühling in der Luft, wird der in Wilmersdorf auch schon von Grillgerüchen überlagert. Die meisten stammen von der Thaiwiese im Preußenpark, wo unzählige Vietnamesen, Thailänder und andere Asiaten Spezialitäten aus ihren Heimatländern anbieten. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, hier durch die engen Gassen aus Kisten, Tapeziertischen und Decken zu schlendern und sich aus Selbstgemachtem und Exotischem (ja, es gibt auch gegrillte Heuschrecken) ein Lunchpaket oder Picknick zusammenzustellen. Caipi, Bier und andere Drinks sind ebenfalls am Start. Eigentlich ist es ein Wunder, dass dieser illegale Streetfood-Markt so lange existieren durfte – in einem Land, das für seine Bürokratie weltberühmt ist. Nun hat die Stadt beschlossen, dass man allein schon aus hygienischen Gründen dem Trubel Grenzen setzen muss.
Asphalt statt Thaiwiese
Nach fast zwei Jahren voller Diskussionen und Verbesserungsideen scheint der Plan gereift zu sein, die Thaiwiese, die längst mehr einem Acker gleicht, weitestgehend wieder zu begrünen. Der Streetfood-Markt soll verlagert werden und auf einer angrenzenden asphaltierten Fläche auf der Seite zur Brandenburgischen Straße stattfinden. Der Spielplatz wird erneuert und um einzelne Spielangebote um das Rasenrondell ergänzt. Ein Multifunktionsgebäude soll neben sanitären Angeboten auch Möglichkeiten bieten, die Marktstände unterzustellen. Die anderen bestehenden Angebote wie der Outdoor-Gym oder die Yoga-Wiese werden aufgefrischt und durch Biergarten und Generationenspiele freizeitspaßig abgerundet.
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Soweit der Plan. Anwohner haben noch die Chance, online ihre Meinungen und Ideen beizusteuern. Für die Thaiwiese heißt es aber, der Anarcho-Charme geht verloren. Vermutlich müssen sich die freien Händler nun registrieren und Hygiene-Vorschriften beachten. Es darf auch nicht mehr jeder kommen, wie er mag, es wird feste Zeiten geben und richtige Marktstände, was natürlich auch die Kontrollen erleichtern wird.
Fairness für die Gastronomie
Die umliegende Gastronomie kann aufatmen, denn natürlich war es die letzten Jahre schwer mit einem Angebot zu konkurrieren, das sich an keine Auflagen halten muss und auch ohne laufende Kosten die Preise kalkulieren konnte. Aus kochenden Familien werden 2021 Familienbetriebe mit Gastro-Angeboten. Bis dahin wird umgebaut. Vernünftig ist die Planung natürlich irgendwie, aber es ist ein wenig wie beim Erwachsenwerden, wenn der Verstand mit dem Gefühl noch nicht übereinstimmt bleibt ein Hauch von Wehmut…